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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
Autoren: Gerri Russell
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Gentleman entscheiden über deine Zukunft!«
    Trotzig reckte sie das Kinn und betrachtete abwartend den Fremden, damit der ihr eine Erklärung gab. Doch bevor einer der beiden Männer noch etwas sagen konnte, fuhr sie fort: »Und warum sollte ich mit Euch gehen? Ich kenne ja nicht mal Euren Namen, geschweige denn Euren Plan, was Ihr mit mir vorhabt.«
    Die starrsinnige Miene des Mannes verriet ihr, dass sie mit ihm mitgehen würde, auch wenn sie sich noch so sehr dagegen sträubte. »Meine Name ist …»Er zögerte. »Mein Name ist … Douglas.« Ihm schien es Schwierigkeiten zu bereiten, den Namen auszusprechen. »Ich bringe Euch nach Black Isle, und Ihr werdet mich begleiten.« Er wandte sich von ihr ab, um ihr deutlich zu machen, dass weiterer Protest weder erwünscht war noch irgendetwas bewirken würde. »Nun«, sagte er zu Aldous, »seid Ihr mit meinen Bedingungen einverstanden?«
    Aldous griff nach dem Beutel voller Münzen. »Wir sind uns einig, Izzy. Geh in Frieden mit diesem Mann, und mach aus deiner Zukunft das Beste. Die MacDonalds hatten dich nie wie eine Gefangene halten sollen. Wegen der Geheimnisse über dein Leben waren wir einfach dazu gezwungen gewesen. Nachdem diese Geheimnisse nun gelüftet sind, hast du deine Zukunft selbst in der Hand.«
    Seine Worte klangen so, als erwarte er nicht, dass sie überhaupt eine Zukunft hatte. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihre Mutter, schwach und gebrechlich, wie sie im Schatten in ihrer Zelle kauerte, und sie hörte ihre Warnung: Hüte dich vor denjenigen, die deine Vergangenheit kennen, Isobel. Sie stellen eine Gefahr für dich dar und verdienen dein Vertrauen nicht.
    Izzy schüttelte den Kopf, um diese Erinnerung zu vertreiben. Ihre Mutter war bereits halb dem Wahnsinn verfallen, als sie diese Worte sprach. Vom Schmerz hervorgerufene, wilde Hirngespinste, weiter nichts. Erinnerungen, die am besten nicht angerührt wurden. Wenn Gefahren auf sie lauerten, dann wurden die allenfalls von ihr selbst heraufbeschworen, indem sie den Menschen zu sehr vertraute, von denen sie umgeben war.
    Doch ihr war egal, warum dieser Fremde ein Vermögen in Gold hinlegte, um sie mitnehmen zu können – sie würde diese Gelegenheit nutzen. Er bot ihr die Möglichkeit, die Insel zu verlassen. Was seine Absicht anging, sie zu heiraten … nun, aus dieser Zwickmühle sollte es schon einen Ausweg geben. Ihrer Mutter hatte die Ehe nur Isolation, Hunger und schließlich den Tod gebracht.
    Izzy wollte mehr vom Leben, auch wenn sie zuvor nie irgendwelche Hoffnung gehegt hatte. Doch ihr Traum, eines Tages frei zu sein, hatte ihr durch die schwierigsten Zeiten ihres Daseins geholfen, und jetzt würde dieser Traum ihr Kraft geben.
    »Wenn Ihr erledigt habt, wofür Ihr hergekommen seid, können wir uns auf den Weg machen.« Sie griff nach dem abgetragenen Wolltuch, das über einer Stuhllehne hing, und legte es sich um die Schultern.
    Die Gesichtszüge des Fremden nahmen einen sanfteren Ausdruck an, dann nickte er zustimmend, und wenn sie sich nicht irrte, war in seinen Augen sogar für einen winzigen Moment Bewunderung aufgeblitzt. »Dann packt Eure Sachen, Lady Isobel.«
    »Alles, was ich besitze, trage ich bereits an mir.« Sie straffte die Schultern, um ihrer Verlegenheit zu trotzen.
    Der Fremde stieß einen leisen Fluch aus. »Dann lasst uns gehen.«
    Mehr aus Höflichkeit als aus Dankbarkeit verabschiedete sie sich von ihrem Pflegevater und verließ das Cottage. Der Fremde folgte ihr über den Hof hinter dem Cottage und hinaus in die nach Heidekraut duftende Frühlingsluft.
    Trotz ihrer forschen Worte, sie sei zum Aufbruch bereit, zitterten ihr die Knie, als sie den Hügelkamm überquerte, hinter dem es hinunter zur Küste ging. Als sie einen Dreimaster erblickte, zögerte sie. Sobald sie an Bord dieses Schiffs ging, würde sie den einzigen Ort hinter sich lassen, den sie in ihrem ganzen Leben kennengelernt hatte.
    Wie sah wohl der Rest der Welt aus? Diese Frage hatte sie sich so oft gestellt, und nun würde sie die Antwort darauf erhalten. Angst und Begeisterung sorgten dafür, dass sich ihre Kehle wie zugeschnürt anfühlte. Ihr Leben lang hatte sie auf einen solchen Moment gewartet. Warum fiel es ihr dann so schwer, jetzt weiter einen Fuß vor den anderen zu setzen? Sie atmete tief durch, als könnte sie so wieder Mut fassen. Wenn sie sich bloß mit einem Mal nicht so allein gefühlt hätte …
    Der Fremde neben ihr blieb stehen. »Kommt, wir müssen uns beeilen. Sonst setzt die Ebbe
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