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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund
Autoren: A. A. Fair
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ging ich nach unten und holte den Wagen der Agentur vom Parkplatz.

    Ich fuhr zum West Terraco Drive hinaus, der in den Hügeln am Rande eines neu parzellierten Geländes lag. Offenbar hatte Gerald Ballwin dieses Baugelände erschlossen.
    Das Büro befand sich in einem jener verschrobenen kleinen Häuser mit kapriziösen, spitzen Dächern, geschwungenen Giebeln und Torbogen im Kolonialstil, die so typisch für kalifornische Maklerbüros sind. Wahrscheinlich werden die Häuschen unter dem Gesichtspunkt gebaut, daß sie unter keinen Umständen von den Kunden des Grundstücksmaklers für ein Wohnhaus gehalten werden. Jeder, der die kalifornische Bauweise kennt, kann sich vorstellen, daß man schon etwas ziemlich Absonderliches bauen muß, damit es niemand für ein Wohnhaus hält.
    Das Ganze würde ich vielleicht als chinesischen Missions-Kolonial-Stil bezeichnet haben. Es fehlte eigentlich nur ein Minarett, um diesen Baustil zu vollenden.
    Ich öffnete die Tür und trat ein.
    An einem Schreibtisch saß ein Mädchen und füllte eifrig Vertragsformulare mit der Schreibmaschine aus. Sie blickte kurz zu mir auf und fuhr dann fort, auf der Schreibmaschine zu hämmern.
    Ich hustete nachdrücklich.
    Das Mädchen unterbrach die Arbeit gerade so lange, um >Miss Worley< zu rufen.
    Nichts geschah.
    Das Mädchen stand auf, ging zu einem Tisch und drückte auf einen Knopf. Fast augenblicklich öffnete sich eine Tür am anderen Ende des Büros, auf der >Privat< stand, und eine junge Frau kam heraus. >.
    Sie lächelte, als sie in das Vorzimmer trat, und sie behielt ihr Lächeln bei, während sie auf mich zukam. Sie hatte die Tür hinter sich offengelassen, und als ich ihr über die Schulter blickte, konnte ich einen Mann von etwa fünfunddreißig Jahren sehen, der an einem Schreibtisch saß. Er hatte mir sein Profil zugewandt. Daß die Tür offenstand, machte ihm anscheinend nichts aus.
    Er hatte welliges, dunkles Haar und eine gerade Nase. Er war vielleicht ein wenig zu dick, und sein Doppelkinn beeinträchtigte den Eindruck des netten Gesichts. Er nahm ein paar Schriftstücke in die Hand, las sie und legte sie wieder hin.
    Ich nahm an, daß Miss Worley seine Sekretärin war, die außerdem die Kunden zu empfangen hatte. Das Mädchen an der Schreibmaschine wäre sicherlich auch dazu imstande gewesen, aber die Geschäftsleitung war wohl der Meinung, daß auch ein Schuß Sex-Appeal dazu gehörte, um Parzellen wie jene auf den West-Terrace-Hügeln an den Mann zu bringen.
    Miss Worley trug einen enganliegenden Pullover.
    »Guten Morgen«, sagte sie. »Ich bin die Sekretärin und Mitarbeiterin von Mr. Ballwin. Womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Ich hätte mich gern über die Preise von Bauplätzen unterrichtet«, sagte ich. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mich ein wenig auf dem Gelände umsehen.«
    Sie hatte schöne Zähne und legte Wert darauf, sie zu zeigen.
    »Leider sind alle unsere Verkäufer im Augenblick unterwegs, aber ich nehme an, daß einer von ihnen gleich zurückkommen wird.«
    »Könnten Sie mir nicht eine Karte des Baugeländes mitgeben, auf der die noch nicht verkauften Parzellen mit ihren Preisen verzeichnet sind?« fragte ich sie.
    Sie unterbrach mich mit einem so gewinnenden Lächeln, daß es mir beinahe den Kopf verdreht hätte, wenn meine Aufmerksamkeit nicht stärker auf den Mann im Chefzimmer als auf die Person von Miss Worley konzentriert gewesen wäre.
    »O nein«, sagte sie, »das geht leider nicht.«
    »Warum nicht?«
    Ihre Augen strahlten, und sie wartete so lange, bis meine von der Gestalt am Schreibtisch zu ihren zurückgekehrt waren. Dann sagte sie: »Sie werden verzeihen, aber davon verstehen wir vielleicht etwas mehr. Wir müssen zunächst einmal wissen, was für eine Art Baugrundstück Sie suchen, ob es für ein Wohnhaus sein soll, ob Sie darauf ein Haus für zwanzigtausend oder für zehntausend Dollar bauen wollen oder ob Sie das Grundstück vielleicht nur für Spekulationszwecke kaufen wollen, kurz: was Sie eigentlich im Sinn haben.«
    Den Mann am Schreibtisch hatte offenbar eine Art telepathische Warnung erreicht. Jedenfalls erhob er sich aus seinem Drehstuhl, ging um den Schreibtisch herum und schloß die Tür.
    Ich sagte: »Ich habe nicht die Absicht, sofort zu bauen. Ich hoffe jedoch, in einiger Zeit ein Haus bauen zu können, das zwischen zwölf- und fünfzehntausend Dollar kosten soll. Ich dachte mir, daß ich den Baugrund jetzt schon kaufe, denn... Nun, ich glaube, daß er nicht im Wert
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