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Der schwarze Skorpion

Der schwarze Skorpion

Titel: Der schwarze Skorpion
Autoren: Marco Sonnleitner
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vermutete Peter und fuhr dann einigermaßen wütend fort: »Ich wünsche mir nichts mehr, als dass sich einmal einer von diesen Umweltterroristen mit seinem Hintern in seine eigenen Scherben setzt.«
    »Kann sein, dass er von einer Flasche stammt«, erwiderte Justus, »aber was mich noch mehr wundert, ist, wie das Wachs in den Sand kommt. Papier, Dosen, Scherben und sonstigen Müll findet man ja dort leider fast überall, aber Wachs?«
    »Könnte von einer Party stammen, die man am Strand gefeiert hat.« Bob strich gleichmäßig sein Brett weiter und fuhr fort, ohne aufzusehen. »Da unten treffen sich doch jeden Abend eine Menge Leute, zünden Lagerfeuer an, drehen ihre Ghettoblaster auf und so. Vielleicht war’s ja mal ’ne Candlelight-Party für verliebte Pärchen?«
    »Auf dem Areal der Beachvolleyball-Weltmeisterschaften?«, wandte Peter skeptisch ein.
    »Mit schwarzen Kerzen?«, gab Justus zu bedenken.
    »Vielleicht waren es ein paar Grufties oder wie man diese Typen in den schwarzen Klamotten nennt, ich weiß es ja auch nicht«, rechtfertigte sich Bob.
    »Na ja.« Justus schnalzte mit der Zunge. »Wie gesagt, das finde ich fast noch seltsamer als die Sache mit dem Skorpion. Aber im Moment habe ich auch noch keine einleuchtende Erklärung dafür.«
    Peter hörte mit dem Schmirgeln auf und sah seinen Freund verblüfft an. »Ist es denn die Möglichkeit? Unser Superhirn hat keine Erklärung für einen schwarzen Wachsklecks am Strand unseres idyllischen und doch so abgründigen Städtchens? Er wittert keinen neuen Fall? Solltest du wirklich noch nie etwas von der Schwarze-Kerzen-Mafia gehört haben? Du enttäuschst mich, Erster, wirklich, du enttäuschst mich!«
    »Seht lieber mal zu, dass ihr mit eurer Arbeit fertig werdet!«, antwortete Justus, ohne auf die Frotzelei seines Freundes einzugehen. »Onkel Titus will, dass die Bretter über Nacht trocknen können, weil er schon einen Käufer für das Zeug hat. Und der kommt morgen in aller Frühe und holt die beiden Regale ab.«
    Seit seine Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren – Justus war damals erst fünf Jahre alt gewesen –, lebte er bei seinem Onkel Titus und seiner Tante Mathilda. Die beiden betrieben einen florierenden Gebrauchtwarenhandel in Rocky Beach, und die drei Jungen mussten Titus und Mathilda auf dem Schrottplatz hin und wieder zur Hand gehen. Diesmal hatte Titus aus einer Haushaltsauflösung in Malibu ein paar antiquierte Bücherregale mitgebracht, die die Jungen zerlegen, abschmirgeln, neu ölen und dann wieder zusammensetzen sollten.
    Im Gegenzug für ihre gelegentliche Hilfe durften sie dafür einen alten Campinganhänger nutzen, der weiter hinten auf dem Schrottplatz stand und ihnen als Hauptquartier für ihr Detektivunternehmen diente. Er war zwar nicht besonders geräumig, aber er beherbergte so ziemlich alles, was man für intensive kriminalistische Untersuchungen und Recherchen benötigte. Ein Telefon mit Anrufbeantworter fand sich darin genauso wie ein Computer mit Internetzugang und Drucker, ein Kopierer, ein Labor und eine kleine Dunkelkammer am hinteren Ende des Wohnwagens. Dazu kamen etliche Aktenschränke, die vor Ordnern und Papier nahezu überquollen, und durch die Decke des Wohnwagens führte sogar ein Periskop, der so genannte ›Spion‹, mit dem man den ganzen Schrottplatz überblicken konnte. Aber auch ein Schreibtisch, Stühle, Sessel, ein Kühlschrank und eine Spüle drängten sich in dem Anhänger, so dass es zwar ziemlich gemütlich, aber auch reichlich eng darin war.
    »Justus!«, hallte auf einmal die durchdringende Stimme von Tante Mathilda über den Platz.
    »Seht ihr!«, raunte Justus. »Ich hab’s euch ja gesagt! Wir sollten nicht so rumtrödeln.«
    Tante Mathilda war zwar eine herzensgute Frau, aber wenn es um das Geschäft ging, konnte sie sehr resolut sein. Doch diesmal wollte sie etwas ganz anderes.
    »Telefon für dich!«
    Justus blickte hoch. »Telefon? Wer ist es denn?«
    »Er hat gesagt, er heißt Parker«, rief Mathilda.
    »Parker?«, stieß Bob überrascht hervor. » Der Parker? Unser Parker?«
    Das Letzte, was die drei Jungen von dem Sportler am Vortag mitbekommen hatten, war sein Abtransport mit dem Krankenwagen gewesen. Die Sanitäter hatten den Spieler nach einem kurzen Gespräch mit umstehenden Schaulustigen vor Ort oberflächlich untersucht und den vor Schmerz wimmernden und schweißüberströmten Mann dann auf eine Trage gehievt und ins Auto geschoben. Einer von ihnen hatte
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