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Der schwarze Skorpion

Der schwarze Skorpion

Titel: Der schwarze Skorpion
Autoren: Marco Sonnleitner
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dem er gerade ein anderes Regal auseinander genommen hatte, und stöhnte genervt auf. »Könnt ihr zwei damit vielleicht auch mal wieder aufhören? So lustig war das Ganze nun auch wieder nicht! Zehn Zentimeter weiter links, und ich wäre nicht mit der Tasche auf das Vieh gefallen, sondern mit dem Arm!«
    Peter grinste. »Dann hätten wir immer noch ein Verhältnis von, hm –«, er überlegte kurz, »eins zu zweihundert gehabt. Das hätte auch noch dicke gereicht.«
    »Ha, ha, ha, ich lach mich tot!« Justus zog eine Grimasse, aber um seine Mundwinkel spielte ein feines Lächeln. Mit einigem Abstand fand er die ganze Sache doch auch irgendwie komisch.
    »Und wie elegant unser Erster gefallen ist!« Peter schob das rechte Bein nach vorne, drehte seinen Oberkörper um die linke Schulter und ließ sich dann mit einem betont entsetzten Gesichtsausdruck auf den staubigen Boden sinken. Dort angekommen, gab er ein hässlich knirschendes Geräusch von sich und blieb auf dem Bauch liegen wie ein Pinguin auf dem Eis.
    Bob lachte laut auf. »War das eben das tragische Ende des Skorpions, dieses ekelhafte Knirschen?«
    »Das war es«, grunzte Peter angestrengt in seiner Fallschirmspringerposition. »Zermalmt unter achtzig Kilo detektivischer Genialität.«
    Jetzt musste auch Justus grinsen. »Affe!«, schimpfte er in gespielter Entrüstung und half ihm dann wieder auf die Beine.
    Dabei war ihm gestern noch alles andere als zum Lachen zu Mute gewesen, denn der Sturz hätte wirklich auch sehr böse ausgehen können. Doch als die Sanitäter, die bereits ein paar Minuten nach dem Zwischenfall zur Stelle waren, um Parker abzuholen und ins nächste Krankenhaus zu bringen, die Sporttasche schließlich anhoben, stellte sich heraus, dass von dem giftigen Spinnentier trotz des weichen Sandes nicht viel mehr übrig war als ein undefinierbarer, grün-schwarzer Skorpionbrei.
    »Ich frage mich aber immer noch, was dieses Biest am Strand zu suchen hatte.« Bob tauchte seinen Pinsel in den Farbeimer. »Ich dachte immer, Skorpione findet man irgendwo in der einsamen Wüste, unter Steinen und in kleinen Löchern. Aber mitten am Strand unter Tausenden von lärmenden Menschen? Irgendwie seltsam, finde ich. In Zukunft werde ich mir den Sand jedenfalls etwas genauer ansehen, wenn wir wieder mal beim Baden sind.«
    Peter stellte sein Brett zur Seite und ergriff ein neues. »Außerdem war das Vieh riesig. In Bio haben wir doch mal gelernt, dass unsere Skorpione hier maximal acht Zentimeter groß werden. Das Ding war aber mindestens fünfzehn Zentimeter lang« – Peter warf Justus ein schelmisches Grinsen zu – »in unzerquetschtem Zustand. Danach war es noch länger.«
    »Seltsam ist das alles schon, aber durchaus noch rational erklärbar«, sagte Justus, während er sich wieder an einer Schraube zu schaffen machte. »Immer wieder verirren sich Wildtiere in Gegenden, in denen man sie nie vermuten würde, und –«
    »Bryan – ihr wisst schon, der schräge Typ, mit dem wir Geschichte zusammen haben – der hatte mal ’ne kleine Schlange im Klo«, fiel Peter ein.
    »… und dass es auch in Hinblick auf die Proportionen große Abweichungen bei jeder Spezies geben kann«, überging Justus den Einwurf, »wurde in der Biologie hinlänglich dokumentiert. Ich erinnere nur an den riesigen Hai, den man letztes Jahr vor dem Santa-Barbara-Archipel aus dem Wasser gezogen hat.«
    Bob nickte und zog die Stirn in Falten. »Noch ein Grund, beim Baden in Zukunft aufzupassen.«
    Justus drehte die letzte Schraube aus dem Holzbrett und nahm sich dann das zweite Regal vor. »Aber etwas anderes beschäftigt mich im Moment eigentlich viel mehr als der Skorpion. Ich hab euch noch gar nicht erzählt, dass da noch etwas anderes unten an meiner Tasche geklebt hat.«
    »Was denn?«, fragte Bob neugierig.
    »Einer der Spieler?«, flachste Peter.
    »Quatschkopf«, winkte Justus ab. »Nein, es war ein ungefähr handtellergroßer, schwarzer Wachsklecks. Er muss sich an meine Tasche geheftet haben, als die ganzen Zuschauer darüber hinweggetrampelt sind. Ich kann ihn euch nachher zeigen, er liegt drüben in der Zentrale im Schränkchen über der Spüle.«
    »Ein Wachsklecks?« Bob schaute ungläubig. »Du meinst, so etwas wie Kerzenwachs?«
    Justus zuckte mit den Schultern. »Hm, ja. So etwas in der Art. Und drin steckte ein kleiner Glassplitter.«
    »Wahrscheinlich von einer Flasche, die irgend so ein Idiot am Strand hat rumliegen lassen und die dann kaputtgegangen ist«,
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