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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier
Autoren: Susan Hastings
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Gesicht. Mühsam schnappte er nach Luft. Seine Zunge schien unförmig anzuschwellen. Irgendwo schrie Alice. Als sich Rupert nicht mehr wehrte, ließen sie von ihm ab und wandten sich dem Mädchen zu.
    »Lauf weg!«, rief Rupert ihr zu, doch ein erneuter Tritt ins Gesicht brachte ihn zum Schweigen. Staub drang in seine Augen, in Mund und Nase, er krächzte und spuckte schwarzes Blut. Wie durch einen Nebel sah er, wie sie Alice packten. Hengist und Tom hielten sie an Armen und Beinen fest, während Pete ihren Rock zerriss.
    »Mein Gott, sie ist doch noch ein Kind«, stöhnte Rupert und seine Hände krallten sich in den Boden. Alice schrie aus Leibeskräften, doch ihre Schreie gingen im höhnischen Lachen der rothaarigen Jungen unter.
    Unter Aufbietung aller Kräfte rappelte Rupert sich auf und stürzte sich von hinten auf Pete. Seine Finger schlossen sich um den schlanken Hals des Jungen, ertasteten den Kehlkopf. Plötzlich wurde Rupert ganz ruhig. Er spürte keinen Schmerz, sein Körper schien neue Energien aufzutanken. Und gleichzeitig wandelten sich diese Energien in eine unheimliche Kraft, die in seine Hände floss. Seine Finger schlossen sich, er hörte das Knirschen des Knorpels im Kehlkopf. Er ließ erst los, als Petes Körper kraftlos nach vorn sackte.
    Alice starrte entsetzt auf Petes Gesicht, dass sich grauenvoll verzerrte. Seine Augen traten aus den Höhlen, die Zunge quoll hervor. Ihr folgte ein Schwall hellen Blutes.
    Tom und Hengist ließen Alice los. Sie wand sich wie ein Wurm unter dem leblosen Körper von Pete hervor. Rupert richtete sich auf und streckte seine Hände vor.
    »Wer ist der Nächste?«, fragte er mit sich überschlagender Stimme. Die Jungs wichen vor seinen Händen zurück wie vor einem Dämon. Dann wandten sie sich um und rannten Hals über Kopf davon.
    Rupert blieb stehen und blickte ihnen nach. Er stieg über Petes Leiche hinweg und hob seine Schwester auf. Alice lag erstarrt in seinen Armen. Er trug sie bis zum Bach und setzte sie vorsichtig ins junge Gras.
    Plötzlich überkam Alice ein heftiges Schütteln und ihre Zähne schlugen aufeinander. »Ich hatte solche Angst«, flüsterte sie mit aufgerissenen Augen.
    »Es ist ja alles gut«, tröstete Rupert. »Pete ist tot und die anderen sind weg.«
    Alice schüttelte mechanisch den Kopf, tiefes Grauen in ihrem Blick. »Ich hatte Angst vor dir.«
    Es war totenstill in dem kalten Raum, nur der heftige Atem Guy de Cazevilles klang wie fernes Meeresbrausen. Rupert kniete auf dem harten Boden, den Kopf gesenkt. Über ihm, mit unheilvollem Gesicht, stand sein Vater, übermächtig und allgewaltig. Aus den Augenwinkeln sah Rupert seine beiden Brüder John und Roger. Rogers Miene war ernst, seine Augen jedoch weit aufgerissen, als erwarteten sie etwas Schreckliches. Um Johns Mundwinkel dagegen zuckte ein hämisches Grinsen. Alice war nicht anwesend.
    »Rache!«, brüllte Guy de Cazeville. »Lord Kynance will Rache!« Rupert zuckte bei jedem Wort zusammen. »Rache für einen feigen Mord!«
    Rupert holte Luft, um etwas zu entgegnen, doch mit einer herrischen Armbewegung gebot ihm sein Vater zu schweigen.
    »Warum bist du nicht gleich nach deiner Geburt gestorben?«, schrie Lord Guy weiter. »Stattdessen muss ich meinen missratenen und schwächlichen Sohn auf der Turnierbahn verteidigen. Du bist eine Schande für die Familie!«
    Rupert warf einen verstohlenen Blick auf seine Mutter, die ihm jetzt noch zarter und verletzlicher erschien. Sie saß, um Haltung bemüht, auf dem schweren Audienzstuhl, die Augen auf ihren Gatten gerichtet. »Ich kann dich ja nicht einmal selbst in die Fehde schicken, will ich mich nicht dem Hohn und Spott aller Ritter Englands aussetzen, weil du nicht einmal ein Schwert richtig handhaben kannst.« Rupert hörte John kichern. Zu seinem Erstaunen trat Roger vor.
    »Vater, wenn Ihr nichts dagegen habt, würde ich an meines Bruders statt kämpfen. Schließlich gilt es, dem Namen de Cazeville wieder die Ehre zurückzugeben.«
    »Bist du verrückt?«, zischte John. Rogers Augen lagen fest in denen seines Vaters. Der strich sich, nachdenklich geworden, seinen Bart.
    »Es ehrt dich, mein Sohn, dass dir Stolz und Familienehre so viel wert sind, dass du auch einen schwächlichen Spross unserer Sippe verteidigen willst. Ja, es entspricht den ritterlichen Idealen, dass der Starke den Schwachen verteidigt. Aber hier liegt der Fall etwas anders. Dieser da«, sein Zeigefinger schoss wie ein Pfeil auf Rupert zu, »ist nicht nur schwach,
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