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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel
Autoren: Dean R. Koontz
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wird niemals größere Gewinne abwerfen, aber sie liebt mich. Lieber Gott, sie ist gut, ehrlich, bescheiden … sie hat’s nicht verdient, schon zu sterben. Vielleicht willst du sie zu dir holen, weil sie schon gut genug fürs Paradies ist. Aber ich bin noch längst nicht gut genug, und ich brauche ihre Hilfe, um ein besserer Mann werden zu können.«
    Die Tür des Wartezimmers wurde geöffnet.
    Bob hob den Kopf.
    Dr. Carlson und Dr. Yamatta kamen in ihren grünen Arztkitteln herein.
    Ihr Anblick erschreckte Bob, der jetzt langsam aufstand. Yamattas Blick war trauriger als je zuvor.
    Carlson war ein großer, stattlicher Mann, dem es gelang, sogar in schlechtsitzender Krankenhauskleidung würdevoll zu wirken. »Mr. Shane … ich bedauere, ich bedauere es sehr, aber Ihre Frau ist bei der Entbindung gestorben …«
    Bob stand wie versteinert da, als habe die Schreckensnachricht ihn zur Salzsäule erstarren lassen. Er bekam nur Teile der Ausführungen Carlsons mit.
    »… starke Gebärmutterverengung … ein seltener Fall von anlagebedingter Gebärunfähigkeit. Sie hätte eigentlich nie schwanger werden dürfen. Tut mir schrecklich leid … alles getan, was wir konnten … starke Blutungen … aber das Baby …«
    Das Wort »Baby« ließ Bob aus seiner Erstarrung erwachen. Er trat zögernd einen Schritt auf Carlson zu. »Was haben Sie über das Baby gesagt?«
    »Es ist ein Mädchen«, antwortete Carlson. »Ein gesundes Mädchen.«
    Bob hatte befürchtet, alles sei verloren. Jetzt starrte er Carlson an und wagte vorsichtig zu hoffen, daß ein Teil Janets nicht gestorben und er somit doch nicht ganz allein auf der Welt zurückgeblieben war. »Wirklich? Ein Mädchen?«
    »Richtig«, bestätigte Carlos. »Ein außergewöhnlich hübsches Baby mit auffallend vollem dunkelbraunem Haar.«
    Bob starrte Yamatta an, flüsterte: »Mein Baby lebt!«
    »Ja«, sagte Yamatta. Ein wehmütiges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Und dafür können Sie sich bei Doktor Carlson bedanken. Ihre Frau hat nie eine Chance gehabt, fürchte ich. Unter weniger erfahrenen Händen wäre vielleicht auch das Baby nicht durchgekommen.«
    Bob wagte noch immer nicht recht, die gute Nachricht zu glauben, als er sich jetzt an Carlson wandte. »Meine … meine Tochter lebt, und dafür muß man schon dankbar sein, nicht wahr?«
    Die beiden Ärzte standen verlegen schweigend vor ihm. Dann legte Yamatta, der zu spüren schien, daß dieser Kontakt ihn trösten würde, Bob Shane eine Hand auf die Schulter.
    Obwohl Bob zehn Zentimeter größer und 15 Kilogramm schwerer war als der zierliche Arzt, lehnte er sich gegen Yamatta. Er begann zu schluchzen, und Yamatta hielt ihn an sich gedrückt.
    Der Unbekannte blieb noch eine Stunde bei Markwell, schwieg aber hartnäckig und beantwortete keine von Markwells Fragen. Er lag auf dem Bett, starrte die Zimmerdecke an, war offenbar so sehr in Gedanken vertieft, daß er sich kaum bewegte.
    Als der Arzt wieder nüchtern wurde, begannen ihn bohrende Kopfschmerzen zu quälen. Wie gewöhnlich verstärkte sein Kater das Selbstmitleid, das ihn zum Trinker gemacht hatte.
    Schließlich schaute der Eindringling auf seine Uhr. »Viertel vor zwölf. Ich muß weiter.« Er stand vom Bett auf, kam an den Stuhl und zog erneut sein Messer unter der Jacke hervor.
    Markwell beobachtete ihn nervös.
    »Ich schneide Ihre Fesseln jetzt halb durch, Doktor. Zwanzig, dreißig Minuten Anstrengung müßten Ihnen genügen, um sich zu befreien. Das läßt mir Zeit genug, um zu verschwinden.«
    Als der Mann hinter den Stuhl trat und sich an die Arbeit machte, rechnete Markwell damit, im nächsten Augenblick das Messer zwischen die Rippen zu bekommen.
    Aber der Unbekannte steckte sein Messer nach weniger als einer Sekunde weg und ging zur Schlafzimmertür. »Sie haben wirklich eine Chance, Ihrem Leben eine Wende zu geben, Doktor. Ich halte Sie für zu schwach dafür, aber ich hoffe, daß ich mich täusche.«
    Er verließ den Raum.
    Während Markwell sich zu befreien versuchte, hörte er etwa zehn Minuten lang rätselhafte Geräusche aus dem Erdgeschoß. Offenbar suchte der Eindringling nach Wertgegenständen. Obwohl er den Geheimnisvollen gespielt hatte, war er vielleicht doch nur ein Einbrecher mit äußerst merkwürdiger Arbeitsweise.
    Als Markwell endlich seine Fesseln abstreifte, war es bereits  0.25 Uhr. Seine Handgelenke waren aufgeschürft und bluteten.
    Obwohl seit einer halben Stunde keine Geräusche mehr aus dem Erdgeschoß zu hören waren,
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