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Der Schreibcoach

Der Schreibcoach

Titel: Der Schreibcoach
Autoren: Ingrid Glomp
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Passiv, schreibe einen zu langen Satz oder mache Rechtschreibfehler. (Aber hoffentlich nicht zu oft.)
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Was zählt, ist, dass die Leser verstehen, worum es geht, und dass sie das Geschriebene gerne von Anfang bis Ende lesen.

    Nicht so passiv
    Beginnen wir mit einer häufigen Unart, die sich leicht vermeiden lässt. Das Passiv bezeichnet man auch als die „Leideform“ eines Verbs (Zeitworts). Ein unschöner Nebeneffekt ist, dass es auch den Leser quält.
    Die Passivform macht Ihre Sätze hölzern, schwerer verständlich und bremst den Lesefluss – ganz besonders, wenn die Handelnden sogar erwähnt werden (mittels „von“ oder „durch“).
    Beispiel
Das Problem kann von uns gelöst werden.
    Wie viel besser, weil tatkräftiger und direkter, klingt:
Wir können das Problem lösen.
    Die amerikanische Schriftstellerin Carolyn See meint: „Das Passiv ist nur für eines wirklich gut: die verschleiernden Protokolle von Komitee-Treffen, bei denen niemand für irgendetwas, das geschehen ist, verantwortlich gemacht werden will.“
    Passiv-Konstrukte finden sich vermutlich recht häufig in Ihren Texten. Dann werden sie zum Problem.
    Zum Glück gibt es verschiedene Möglichkeiten, anders zu formulieren. Denn beim Schreiben gilt: Es gibt fast immer eine Alternative. Welche, erfahren Sie hier:
Wenn Sie den Handelnden kennen, nennen Sie ihn und machen Sie ihn zum Subjekt des Satzes.
Nicht „Das Angebot der Arbeitgeber wurde von der Gewerkschaft abgelehnt“ , sondern „Die Gewerkschaft lehnte das Angebot der Arbeitgeber ab“.
Der Handelnde/das Subjekt muss keine Person sein. Statt „Schiffer und Kahn werden am Ende von den Wellen verschlungen“ schreiben Sie (wie Heinrich Heine) „Die Wellen verschlingen am Ende Schiffer und Kahn“.
Wenn Sie den Handelnden nicht kennen, ersetzen Sie ihn durch „man“. Nicht „In diesem Fall wird operiert“ , sondern „In diesem Fall operiert man“.
Oder Sie verwenden ein Konstrukt mit „sich“ (bei sogenannten reflexiven Verben): Nicht „Damit etwas geändert wird, müssen alle zusammenhalten“ , sondern „Damit sich etwas ändert, müssen alle zusammenhalten“.
Entsprechend lassen sich Formulierungen von „können“ plus Passiv umwandeln in Konstruktionen mit „sich lassen“.
Nicht „Ein Fortschreiten der Krankheit kann meist verhindert werden“, sondern „Ein Fortschreiten der Krankheit lässt sich meist verhindern“.
Oder Sie wählen ein anderes Verb.
Nicht „Das Ausmaß des Schadens wird durch die Größe der Hagelkörner bestimmt“, sondern „Das Ausmaß des Schadens hängt von der Größe der Hagelkörner ab“.
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Ein schöner Nebeneffekt: Die aktive Form eines Verbs klingt nicht nur besser, sie ist auch kürzer. Und in den meisten Fällen gilt – vom Wort über den Satz und den Absatz bis zum gesamten Text: Kürzer ist besser.
    Streichen Sie bei dieser Gelegenheit bitte das Wort „seitens“ aus Ihrem Wortschatz. Es klingt nicht nur gestelzt. Oft bringt es auch das Passiv mit sich. Wie in:
    „Der Mietvertrag wurde seitens des Vermieters gekündigt.“
    „Seitens der Bank wurden Umbuchungen durchgeführt.“
    Furchtbar! So wollen Sie nicht schreiben. Also machen Sie schnell aus Vermieter, Bank und Stadtverwaltung ein Subjekt, das kündigt, umbucht oder bekannt gibt.
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Die Ausnahme
    Sie wollen den Leidenden und sein Schicksal in den Mittelpunkt stellen. Dann ist das Passiv angebracht. Etwa: „Als Kind wurde er oft geschlagen. Von seinen Eltern, den Geschwistern, dem Lehrer …“ Sie verstehen, was ich meine.
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Durchsuchen Sie Ihren Text mit der Suchfunktion von Word nach „w?rd“. So finden Sie Passiv-Konstrukte schnell. (Dazu müssen Sie unter „Erweitern“ „Platzhalterzeichen verwenden“ aktivieren.) Aber Vorsicht! In seltenen Fällen handelt es sich bei einem „wird“ oder „werden“ um die Zukunftsform eines Verbs, das Futur.
Auf den Punkt gebracht
Meiden Sie das Passiv, wann immer Sie können. Wenn Sie die Handelnden kennen, machen Sie sie zum Subjekt des Satzes.

    Schreiben Sie positiv
    „Jede Verneinung ist ein Problem;
die doppelte Verneinung ist eine Katastrophe.“
    Das sagt Wolf Schneider, ein Journalist und der Groß- und Altmeister des guten Schreibstils.
    Ich sage: „Doppelte Verneinungen sind nicht selten keine gute Idee.“ Geben Sie’s zu: Sie brauchten mehrere Anläufe, um den vorhergehenden Satz zu verstehen.
    Verneinungen sind schwerer verständlich
    Menschen verstehen negative Aussagen schlechter als positive
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