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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Conrath
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hoch. »Warum glaubst du mir nicht, wenn ich dirsage, dass ich springe? Ich dachte, du kennst mich besser als ich mich selber kenne. Zumindest behauptest du das immer.« Bruno wollte sich verteidigen, aber Fran ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Warum glaubt mir hier nur unser verrückter Psychologe?« Fran stieß ihren Zeigefinger auf sein Brustbein. »Weil du genauso bist wie alle anderen. Was du nicht wahrhaben willst, ignorierst du! Und überhaupt: Eines Tages wird so oder so nichts von mir geblieben sein als Staub, so wie von dir auch.«
    Bruno schnaubte. »Jetzt wird sie auch noch philosophisch. Na, dann können wir ja gleich alle von der Brücke springen.« Er nahm sie bei den Schultern, hielt sie ein Stück von sich weg. »Wenn du meine Tochter wärst   …«
    Sie machte sich los. »Dann hätten wir ständig Krach miteinander. Gut, dass wir nur zusammen arbeiten.«
    Fran wünschte sich, ihr Vater wäre eine Mischung aus beidem gewesen: der kalten Distanz ihres Erzeugers James und der erdrückenden väterlichen Zuneigung ihres Freundes Bruno, die ihr manchmal ernsthaft auf die Nerven ging. Irgendwo dazwischen lag der Raum, den man brauchte, um sich frei entfalten zu können.
    Kopfschmerzen flammten auf. Ursache war der gehörige Kater vom Springen. Das Adrenalin ist weg, das Endorphin ist weg, der Kick ist weg, der Körper fordert seinen Tribut. Ein Gebot hatte sie sich zu eigen gemacht und befolgte es ohne Ausnahme: keine Kopfschmerztabletten. Wenn sie damit beginnen würde, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie eine echte Sucht entwickeln würde. Wieder pochte der Schmerz durch ihren Kopf, ein wenig heftiger.
    Aber es war einfach unglaublich gewesen. Sie hatte tatsächlich eine halbe Sekunde gezögert, die Landung war hart gewesen, aber sie hatte sich noch nicht einmal den Fuß verstaucht.Allerdings hatte sie Jean-Claude, der Teamleiter des französischen Base-Jumping-Clubs, nach allen Regeln der Kunst zusammengefaltet und ihr gedroht, sie nicht mehr springen zu lassen, wenn sie sich nicht an die Base-Jumping-Regeln hielt, und die wichtigste war: Sicherheit zuerst! Dass sie das nicht interessierte, dass für sie Sicherheit eine Illusion war, das mussten weder Jean-Claude noch Bruno wissen.
    Von der Tür her mischte sich Günther Anleder ein. »Na, ihr beiden? Fertig mit der Familienkonferenz?«
    »Wir haben alles geklärt, nicht wahr, Bruno?«, sagte Fran, zielte mit Daumen und Zeigefinger auf Anleder und drückte ab.
    »Gar nichts haben wir geklärt, und dich geht das sowieso nichts an, Günther«, giftete Bruno.
    Fran seufzte und drehte sich Anleder zu. »Wenn ich Bruno erzähle, was ich am nächsten Wochenende vorhabe, dann verpasst er mir Hausarrest, das steht fest.«
    Anleder machte einen Schritt in den Raum hinein und zeigte auf Bruno. »Entschuldige, aber als Seelendoktor des Teams geht mich alles etwas an.«
    Fran holte tief Luft, aber sie kam nicht dazu, Günther zum hundertsten Mal klarzumachen, dass er nicht der Haustherapeut war, sondern   – so wie sie   – psychologischer Profiler. Günther hatte sich allerdings auf Krankheitsbilder spezialisiert und sie auf religiöse Sekten, aktuell mit dem Schwerpunkt Okkultismus und Satanismus.
    »Gibt es eigentlich Leute, die hier auch mal was arbeiten?« Sabine Fellmis, die Leiterin der Abteilung Operative Fallanalyse und Frans Vorgesetzte, klopfte mit der Faust an den Türrahmen.
    Erstaunlich, dass Fran sie überhaupt erkannte, so selten ließ sie sich in der Abteilung blicken, die sie eigentlich leiten sollte.Und heute Morgen sah sie noch dazu richtig schlecht aus, so, als hätte sie das ganze Wochenende durchgezecht.
    Günther verzog sich mit wichtiger Miene, Bruno ließ sich auf seinen Stuhl fallen, und Fran nutzte die Gelegenheit, um ihre Chefin um mehr Geld anzubetteln, obwohl sie wusste, dass es sinnlos war.
    Sie sollte forschen, sollte Ergebnisse bringen, aber Forschung kostete viel Zeit, viel Material, also viel Geld. Und das gab es nur für die Bereiche, mit denen die Arbeit der Kollegen von der Kripo und der Schupo sofortige Erfolge erzielen konnten. Erfolge, die gut waren für die Presse und die Statistik.
    »Ich würde ja gerne   …«, begann Fran und spitzte die Lippen.
    Fellmis winkte ab. »Sie wollen mehr Geld. Ich weiß, und ich sage Ihnen, was ich Ihnen auch morgen, in einer Woche und in einem Jahr sagen werde: Sie bekommen nicht mehr. Seien Sie froh, dass ich Ihre seltsame Studie über die Teufelsbraten, die eigentlich niemand
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