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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel
Autoren: Mia James
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ja.«
    »Nein, es zu versuchen, ist nicht genug. Sie müssen sie um jeden Preis bekämpfen und besiegen, sonst war alles umsonst.«
    Ihre Züge wurden ein wenig weicher.
    »Es tut mir leid, wenn ich Sie so hart angehe, und ich weiß, dass Sie das nicht hören wollen. Ich weiß auch, dass ich für Sie bloß ein altes Weib bin, aber ich erinnere mich noch genau daran, wie es ist, in Ihrem Alter zu sein. Wahrscheinlich wollen Sie mit all dem nichts zu tun haben, aber Sie können es nicht ändern, April. Sie sind etwas ganz Besonderes, mein Mädchen, etwas ganz Besonderes.«
    »Aber ich fühle mich nicht so.«
    »Ich weiß, aber das kommt noch. Das wird es. Möglicherweise heißen Sie Ihre Fähigkeiten nicht mit offenen Armen willkommen, das würde ich an Ihrer Stelle auch nicht tun, aber Sie haben sie nun mal und müssen sich Ihrer Aufgabe stellen.«
    »Das will ich auch, aber an Tagen wie heute ist es alles ein bisschen viel.«
    Elizabeth Holden lächelte mitfühlend.
    »Ja, das ist mir klar. Aber …« Sie griff in ihre Tasche und zog eine Karte heraus. »Ich habe Ihnen meine Nummer und meine Adresse aufgeschrieben. Sollten Sie jemals darüber reden oder sonst Ihr Herz ausschütten wollen, rufen Sie mich an, okay? Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass ich Antworten für Sie habe, aber zumindest weiß ich, was hier vor sich geht. Bestimmt ist es sehr schwer für Sie, alles allein bewältigen zu müssen. Jedenfalls hat Annabel es immer so empfunden.«
    »Aber sie hatte doch die Wächter hinter sich, oder nicht?«
    Elizabeth Holdens Züge verdüsterten sich. Am liebsten hätte April den Blick abgewandt, traute sich jedoch nicht. »Denken Sie immer daran, April – Sie dürfen niemandem trauen. Seien Sie immer misstrauisch, jedem gegenüber. Ihren Freunden, Ihrer Familie, und vor allem uns gegenüber.«
    »Uns?«, wiederholte April stirnrunzelnd. »Sie sind auch Wächterin?«
    »War. Oh, ich habe ihren Eid abgelegt und mich von ihren Redekünsten einwickeln lassen. Ich war jung, frisch verheiratet und so verliebt in meinen Mann. Alles, was er gesagt hat, erschien mir so wunderbar. Aber … diese Dunkelheit, April. Die Wächter hüten ihre Geheimnisse, und wo Geheimnisse sind, dort sind auch Macht und Täuschung, zwei sehr gefährliche Dinge. Sie sind nicht so, wie sie scheinen.«
    April war nicht sicher, wie sie die alte Frau einschätzen sollte, aber eines stand fest: Sie konnte sich den Vampiren nicht ganz allein in den Weg stellen.
    »Ich brauche Hilfe«, sagte sie.
    Die alte Frau nickte.
    »Dann wählen Sie Ihre Freunde mit Bedacht, April.«

Zweites Kapitel

    A uf dem Weg zurück zum Bahnhof war April noch bedrückter als am Morgen. Wieso musste immer alles so kompliziert sein? Wieso konnte nicht einfach jemand kommen und »Hey, April, vergiss den Blödsinn mit der Furie. Ich kümmere mich darum. Geh du nur nach Hause und sieh dir bei einer Tafel Toblerone eine schöne Serie im Fernsehen an« sagen? Stattdessen schien pausenlos alle Welt etwas von ihr zu verlangen, und jeder verfolgte gnadenlos seine eigenen Ziele. Sie seufzte. Im Vergleich dazu war der Umgang mit den Vampiren das reinste Kinderspiel: Sie wollten dich entweder für ihre fiesen Intrigen einspannen, die sie in Ravenwood ausbrüteten, oder aber dein Blut trinken. Das war nicht gerade angenehm, aber immerhin wusste man, woran man war. April bog um eine Ecke, als ihr Blick auf eine Gestalt im Schatten eines Baums fiel.
    »Gabriel!«, rief sie, stürzte auf ihn zu und warf ihm die Arme um den Hals. Er fühlte sich so gut an, und sein Geruch erst …
    »Hey, meine Schönheit«, sagte er grinsend und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
    »Was tust du denn hier?«
    »Ich dachte, du könntest Begleitung gebrauchen.«
    »Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich die gebrauchen kann«, gab sie zurück. »Du hast keine Ahnung.«
    Schweigend saßen sie im Zug nach London und blickten auf die vorbeifliegende Landschaft. William Dunne war stets ein leidenschaftlicher Eisenbahnfan gewesen; April hatte ihn sogar damit aufgezogen und gemeint, er sei der reinste Trainspotter, dem bloß noch die Kamera fehle, aber insgeheim hatte sie die Ausflüge in vollen Zügen genossen. Sie waren an Gärten vorbeigefahren und hatten Spekulationen darüber angestellt, wer dort wohl wohnen mochte: Zauberer, Riesen oder ein berühmter Popstar. Oder sie hatten komplizierte Varianten von »Ich sehe was, was du nicht siehst« mit Farben, Vokabeln und Geräuschen gespielt.
    Oh Daddy, wieso
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