Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatten aus der Zeit

Der Schatten aus der Zeit

Titel: Der Schatten aus der Zeit
Autoren: Howard P. Lovecraft
Vom Netzwerk:
schließlich meine Rückkehr in eine Welt anzeigte, die ich einmal als die reale, wachende Welt gekannt hatte.
    Ich kroch auf allen Vieren durch den Sand der australischen Wüste, und um mich herum tobte ein Sturm, wie ich ihn nie zuvor, auf unserem Planeten erlebt hatte. Meine Kleider hingen in Fetzen, und mein Körper war über und über mit Beulen und Kratzern bedeckt.

    Das volle Bewußtsein kehrte nur langsam wieder, und nie werde ich wissen, wo der phantastische Traum aufhörte und die wirkliche Erinnerung begann. Da war ein Hügel titanischer Blöcke gewesen, ein Abgrund unter ihm, eine monströse Enthüllung der Vergangenheit und zum Schluß entsetzliches Grauen aber wieviel davon war Wirklichkeit? Meine Taschenlampe war verschwunden und ebenso der Metallbehälter, den ich entdeckt haben konnte. Hatte es diesen Behälter wirklich gegeben und den Abgrund und den Hügel? Ich hob meinen Kopf und blickte zurück, aber ich sah nur die sterilen, welligen Dünen der Wüste.

    Der dämonische Wind legte sich, und der aufgedunsene, schwammige Mond ging rot im Westen unter. Schwankend erhob ich mich und machte mich taumelnd in südwestlicher Richtung auf den Weg zum Lager. Was war mir wirklich geschehen? War ich nur einfach in der Wüste zusammengebrochen und hatte einen von Träumen gepeinigten Körper meilenweit über Sand und verwehte Steinblöcke geschleppt? Wenn nicht, wie konnte ich es dann ertragen, noch weiterzuleben?

    Denn in diesem neuen Zweifel löste sich all mein Glaube an die mythische Unwirklichkeit meiner Visionen wieder in die höllischen früheren Zweifel auf. Wenn dieser Abgrund real war, dann war auch die Große Rasse real und ihre blasphemischen Projektionen und Übergriffe in dem kosmosweiten Strudel der Zeit waren keine Mythen und Alpträume, sondern furchtbare, seelenvernichtende Wirklichkeit.

    War ich, in voller, fürchterlicher Wirklichkeit, in eine vormenschliche Welt hundertfünfzig Millionen Jahre vor unserer Zeit zurückversetzt worden, in jenen dunklen, verwirrenden Tagen der Amnesie? Hatte mein eigener Körper einen schrecklichen, fremden Geist aus unermeßlichen Urzeiten beherbergt?

    Hatte ich, als gefangener Geist jener watschelnden Ungeheuer, wirklich diese fluchbeladene Stadt in ihrer urzeitlichen Blüte gekannt und war ich in der abscheulichen Gestalt meines Fängers diese vertrauten Korridore entlanggeglitten? Waren diese quälenden Träume aus über zwanzig Jahren das Ergebnis widernatürlicher Erinnerungen?

    Hatte ich einst wirklich mit Geistern aus unerreichbaren Winkeln von Raum und Zeit gesprochen, die Geheimnisse des Universums, vergangene und zukünftige, erfahren und die Annalen meiner eigenen Welt für die metallenen Behälter jener titanischen Archive geschrieben? Und waren jene anderen diese erschreckenden Wesen der widernatürlichen Stürme und dämonischen Pfeiftöne wirklich eine lauernde, fortlebende Bedrohung, wartend und langsam schwächer werdend in dunklen Schlünden, während die verschiedenen Formen des Lebens ihren vieltausendjährigen Lauf auf der vom Alter gezeichneten Oberfläche des Planeten nahmen?

    Ich weiß es nicht. Wenn dieser Abgrund und das, was er barg, Wirklichkeit ist, dann gibt es keine Hoffnung. Dann liegt wahrhaftig über dieser Welt der Menschen ein beunruhigender, unfaßbarer Schatten aus der Vergangenheit.
    Aber gottlob gibt es keinen Beweis dafür, daß diese Dinge mehr sind als eine neue Phase meiner aus Mythen geborenen Träume. Ich brachte nicht den metallenen Behälter mit, der ein Beweis gewesen wäre, und bis jetzt sind jene unterirdischen Gänge nicht gefunden worden.

    Wenn die Gesetze des Universums gnädig sind, werden sie auch nie gefunden werden. Aber ich muß meinem Sohn sagen, was ich sah oder zu sehen glaubte, und ihn mit seiner Urteilskraft als Psychologe darüber entscheiden lassen, wieviel von meinen Erlebnissen Wirklichkeit war und ob dieser Bericht anderen zugänglich gemacht werden soll.

    Ich habe gesagt, daß die Wahrheit meiner jahrelangen qualvollen Träume mit der Wirklichkeit des Gegenstandes steht und fällt, den ich in jenen zyklopischen, begrabenen Ruinen gesehen zu haben glaube. Es ist mir wirklich schwergefallen, diese entscheidende Entdeckung zu Papier zu bringen, obwohl sich der Leser sicherlich denken kann, worin sie bestand.

    Sie lag natürlich in jenem Buch in dem Metallbehälter dem Behälter, den ich aus seiner mit dem Staub von einer Million Jahrhunderten bedeckten Kammer geholt hatte.

    Dieses
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher