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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler
Autoren: Jeffrey B. Burton
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einer blonden Assistentin namens Penny Decker schickte, die Cady einen Ausweis ausstellte und ihm den Zugang zum FBI-Netzwerk ermöglichte, damit er Jund seine Berichte schicken konnte.
    Man wies ihm ein Kämmerchen zu, kaum größer als eine Briefmarke, das er benutzen konnte, wenn er im Haus war. Cady hatte sich gleich dorthin begeben und die Gottlieb-Akte gelesen. Die gläserne Dame deutete auf einen Zusammenhang mit den früheren Morden hin, zumal auch in diesem Fall kein Einbruchsdiebstahl vorlag. Doch der AD hatte recht: Aufgrund der vorliegenden Hinweise ließ sich weder beweisen noch ausschließen, dass hier ein Copycat-Killer am Werk war. Cady schickte Agent Preston eine E-Mail, in der er genau das festhielt, und verließ das Büro. Als er im Hotel eincheckte, teilte ihm die Rezeptionistin mit, dass sein Zimmer bereits am Abend zuvor für eine Woche reserviert worden war.
    Cady schüttelte erneut den Kopf über Roland Jund. Unglaublich, dass der Mann immer wieder bekam, was er wollte.
    Die Chessman-Akte wartete auf dem Couchtisch vor ihm. Er erinnerte sich an jenen ersten Morgen, an das grauenhafte Bild, das sich ihm in der Anwaltskanzlei Sanfield & Fine bot. Cady war nur als Beobachter dort gewesen, ohne zu ahnen, dass das erst der Anfang war und welche Schäden er an Leib und Seele davontragen sollte …
    Er schloss die Augen, atmete tief ein und versuchte sich zu konzentrieren. Er zählte bis drei, dann öffnete er die Augen und die Mappe auf dem Tisch.
    Als Erstes fand er eine Zusammenfassung der Ereignisse, die er selbst vor drei Jahren geschrieben hatte. Danach folgte in einer eigenen Mappe der Ermittlungsbericht des Metropolitan Police Department über den Mord an K. Barrett »Barry« Sanfield. Die Kripo hatte tadellose Arbeit geleistet, war aber nicht unglücklich, die heiße Kartoffel nach dem Mord an den Zalentine-Zwillingen an das FBI weiterreichen zu können. Der Fall barg einigen politischen Zündstoff, und das MPD begnügte sich nur zu gern mit dem Beifahrersitz und überließ es anderen, im grellen Licht der Medien zu stehen.
    Cady hatte Verständnis für diese Haltung.
    Der Bericht des MPD zum Mordfall Sanfield begann mit Bildern des bekannnten Anwalts aus besseren Tagen, zwei Fotos, offenbar zu Werbezwecken aufgenommen, von der Art, wie man sie auf einer Webseite fand, in Artikeln oder Fachzeitschriften. Die Fotos, die danach folgten, würden nie in einer juristischen Zeitschrift erscheinen. Es waren jene, die ein Fotograf der Forensikabteilung geschossen hatte.
    K. Barrett Sanfield war der Staranwalt in Washington, in Insiderkreisen auch als »der Zauberer« bekannt. Zu ihm kamen die Politiker mit den dicksten Brieftaschen, um gewisse Situationen aus der Welt zu schaffen. Sanfield hatte zu jenen gehört, die Präsident Clinton in der Lewinsky-Affäre beraten hatten, bevor das berühmte blaue Kleid sämtliche Argumente obsolet machte. Sanfield hatte außerdem bei den Präsidentschaftswahlen im November 2000 hinter den Kulissen für Al Gore gearbeitet, als es zu dem Auszählungschaos im Bundesstaat Florida kam. Diese beiden Situationen hatten sich nicht nach seinen Vorstellungen entwickelt, im Gegensatz zu den allermeisten Fällen, die Sanfield übernommen hatte. Deshalb zögerten seine in Bedrängnis geratenen Klienten auch nicht, das Honorar zu zahlen, das er für seine Dienste verlangte.
    Sanfield hatte sich im Jahr 1976 als Wahlkampfmanager für Arlen Farris betätigt, der daraufhin für den Bundesstaat Delaware in den Senat einzog. Farris war im Sog von Jimmy Carter nach oben gekommen, hielt sich jedoch einige Jahrzehnte länger als der Expräsident. Sanfield war Farris nach Washington gefolgt und gründete die Anwaltskanzlei Sanfield & Fine. Das Geschäft florierte, und Anfang der Neunziger konnte Sanfields Kanzlei einen Seitenflügel im zwölften Stock eines der renommiertesten Geschäftshochhäuser beziehen: One Franklin Square.
    Der inzwischen geschiedene, kinderlose Sanfield war erst am folgenden Morgen aufgefunden worden. Stephen Fine, Sohn von Sanfields Partner und Freund Gerald Fine, war als überzeugter Workaholic wie jeden Tag um halb sechs Uhr früh im Büro erschienen. Er sah die geschlossene Tür von Sanfields Büro und wunderte sich, dass ihm jemand zuvorgekommen war – noch dazu sein Patenonkel Barry. Er machte sich einen extrastarken Kaffee und warf einen Blick in Sanfields Büro, um Guten Morgen zu sagen. Als der Juniorpartner die Tür öffnete, fiel ihm die
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