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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler
Autoren: Jeffrey B. Burton
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Schachfigur war es denn, Agent Evans?«
    »Eine gläserne Dame. Die gleiche Marke, wie sie der Chessman bei seinen früheren Morden zurückließ.«
    »Falls der Chessman nicht tot ist«, dachte Cady laut nach, »und das Spiel von vorne beginnt, müsste alles, was wir damals an Fakten gesammelt haben, neu untersucht werden.«
    »Hören Sie, jeder, der die Nachrichten einigermaßen verfolgt, wird sich an die hässlichen Details von damals erinnern«, erwiderte der stellvertretende Direktor. »Man muss kein Genie zu sein, um diese Morde nachzuahmen. Bei Gottlieb war bestimmt ein Copycat-Killer am Werk.«
    »Wir haben in unseren Stellungnahmen nie die Schachfiguren erwähnt.«
    »Das stimmt, Drew, aber in dieser Stadt bleibt nichts lange verborgen, das wissen Sie genauso gut wie ich. Bei reichen und berühmten Toten ist das nun mal so. Nach und nach sickerte immer mehr durch, und es entstand ein richtiger Medienrummel. Da wurde verdammt viel Scheiße geschrieben.«
    »Ich kann mich erinnern.«
    »Heutzutage ist anscheinend eine Hirnamputation Voraussetzung, wenn man Journalist werden will. Wir haben getan, was wir konnten, um unsere Trumpfkarte für uns zu behalten. Doch am Ende kam alles raus. Ein paar Schmierfinken haben sogar Bücher darüber geschrieben.«
    »Erinnern Sie sich an das Gespräch, das wir damals hatten, Sir? Als ich das Bureau verließ?«
    Jund nickte. »Das ist einer der Gründe, warum Sie heute hier sind, Drew. Ihr Albtraumszenario . Sie meinten, es wäre alles zu glatt gelaufen … Aber dazu kommen wir später.«
    »Später ? Später beschäftige ich mich wieder mit meinen Münzen, Sir. Ich bin im Ruhestand.«
    Einige Augenblicke war es still im Raum.
    »Bei Ihrer Erfahrung und Ihrem Wissen über den damaligen Fall«, meldete sich erstmals Liz Preston zu Wort, »haben wir gehofft, Ihre Dienste in Anspruch nehmen zu können, in einer rein beratenden Funktion.«
    Cady lachte laut auf. »Sie nehmen mich auf den Arm.«
    »Wir könnten Ihr umfassendes Wissen gebrauchen.«
    »Sie haben Agenten hier, die viel schlauer sind als ich.«
    »Keiner kennt den Chessman-Fall besser als Sie, Drew. Sie haben sich Tag und Nacht damit beschäftigt. Ob’s Ihnen gefällt oder nicht, Sie sind der Experte in dieser Angelegenheit. Helfen Sie uns zu beweisen, dass das ein Copycat-Killer war.«
    »Und wenn es kein Nachahmungsmord war?«
    »Falls er wirklich noch leben sollte – und ich würde das als nicht sehr wahrscheinlich betrachten –, dann könnten Sie uns am ehesten weiterhelfen. Schließlich waren Sie ganz dicht an dem Mistkerl dran.«
    »Wenn ich so tolle Arbeit geleistet habe, Sir, warum hatte ich am Ende das Hirn seines letzten Opfers auf dem Anzug?«
    »Sie haben uns vom Krankenhausbett auf die richtige Spur gebracht.«
    »Das hat sich durch das Ausschlussverfahren ergeben.« Cady schaute dem Assistant Director in die Augen. »Und nach dem, was Sie mir gerade erzählt haben, hab ich das wahrscheinlich auch vermasselt.«
    »Das sehe ich nicht so«, erwiderte Jund. »Denken Sie an das Prinzip von Ockhams Rasiermesser: Wir sollten bei möglichst einfachen Theorien bleiben, solange wir damit auskommen.«
    »Bei allem Respekt, Sir, aber beim Chessman war die einfachste Erklärung nie die richtige.«
    »Der Chessman ist tot.« Jund begann die Gründe an seinen Fingern abzuzählen. »Wir haben seine Leiche, wir haben jede Menge Beweise: Fingerabdrücke, die Mordwaffe, sogar übrige Schachfiguren, und wir haben das Motiv. Eine bombensichere Sache. Deshalb haben wir’s im Fall Gottlieb mit einem Nachahmungstäter zu tun, solange es keine handfesten Beweise für etwas anderes gibt.«
    »Aber wenn es doch kein Copycat ist, wenn es stimmt, dass der Chessman dahintersteckt, dann stellt sich die Frage, warum er zurückgekommen ist«, erwiderte Cady. »Er hat das perfekte Schachmatt erreicht, den einzig sicheren Weg, die Jagd auf ihn zu beenden, denn wir hätten Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um ihn zu finden. Warum sollte er also wiederkommen?«
    »Arroganz«, sagte Jund.
    »Vielleicht will er zurück ins Rampenlicht«, warf Agent Liz Preston ein. »Eine kleine Zugabe. Sie wissen ja, diese Sadisten kriegen nie genug.«
    »Er ist alles andere als der typische Sadist. Der Hundesohn hat dreidimensionales Schach gespielt, während wir uns mit Dame abmühten.«
    »Vielleicht hat das Spiel für ihn nie wirklich aufgehört«, sinnierte Agent Evans. »Sie haben ja selbst gesagt, dass man alles an dem Fall neu überdenken
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