Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Tod

Der Rote Tod

Titel: Der Rote Tod
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
erst 12 und sah nicht aus wie 16, und sie wollte keine Fragen beantworten, wenn man sie entdeckte und fragte, was sie um diese Zeit draußen zu suchen hatte. Sie konnte ihnen ja schlecht sagen, dass sie den Roten Tod suchte.
    Über den belebten Rathausplatz war sie schon gegangen. Da hatte sich die Gestalt natürlich nicht herumgetrieben. Wenn sie unterwegs war, dann in den weniger belebten Gegenden der Innenstadt. Sie lagen nicht mal weit weg. Man brauchte nur die Straße zu verlassen, in denen sich die Kneipen und Restaurants versammelt hatten, dann wurde die Umgebung ruhiger, besonders dort, wo der Leinekanal träge in seinem Bett lag. Das zählte auch noch zur Innenstadt, nur verlief sich kaum jemand in diese Gegend.
    Hanna wandte sich nach Westen und würde irgendwann den Bahnhof erreichen. Zwischendurch musste sie den Leinekanal überqueren, und sie hatte auch vor, ihm ein Stück zu folgen.
    Auf der Goetheallee herrschte noch Betrieb, der jedoch abflachte, je näher sie dem Bahnhof kam, und auf der Brücke, die über den Kanal führte, blieb sie stehen.
    Warten, schauen. Darauf hoffend, dass sie etwas sah, was wichtig sein könnte.
    Zwei Minuten rührte sich Hanna nicht vom Fleck. Zahlreiche Menschen passierten sie. Manche warfen ihr schon skeptische Blicke zu. Besonders die älteren Erwachsenen; die jüngeren Studenten kümmerten sich nicht um sie.
    Wenn sie nach rechts schaute, blickte sie in eine dunkle Straße hinein, die Am Leinekanal hieß.
    Es war dort finster.
    Nicht stockdunkel, aber es gab nur wenige Laternen, die ihr Licht über die Fassaden der alten Häuser warfen. Wer hierher ging, der bewegte sich im Schatten.
    Soll ich oder soll ich nicht?
    Hanna überlegte noch. Sie dachte an all die vielen Bücher, die sie gelesen hatte. Da waren die Helden auch immer so toll gewesen. Da hatten Kinder oder Jugendliche den Polizisten die besten Tipps gegeben.
    Das Mädchen wünschte sich, dass es einmal so etwas erlebte. Es wollte ja nicht direkt bis an den Roten Tod heran, da war ihre Angst viel zu groß, aber wenn es das Schicksal wollte, dass sie ihn sah, hatte sie schon viel gewonnen und würde der Polizei sicherlich wichtige Hinweise geben können, damit die den Mörder fing.
    Fantasie, Wunschdenken und Realität mischten sich miteinander. Sie stand noch immer auf der Brücke, dachte nach und war so tief in ihre Gedanken versunken, dass sie zusammenzuckte, als dicht neben ihr eine Fahrradklingel zu hören war.
    »He, was machst du denn hier?«
    Hanna schaute hoch und sah einen Jungen aus ihrer Klasse vor sich. Nils, der größte und stärkste. Der immer eine große Klappe hatte, die im glatten Gegensatz zu seinen schulischen Leistungen stand. Seine Eltern betrieben ein Restaurant und hatten wenig Zeit für ihn.
    »Ist doch schön warm.«
    Er lachte. »Das stimmt. Und es ist auch besser als in einem Wohnmobil.«
    »Klar.«
    »Kommst du noch mit?«
    »Wohin?«
    »Auf Tour.«
    Hätte ein anderer Junge ihr den Vorschlag gemacht, sie hätte sogar darüber nachgedacht. Nicht aber bei Nils. Er gefiel ihr nicht. Sein Mundwerk war einfach zu groß, und deshalb schüttelte sie auch den Kopf.
    »Warum nicht?«
    »Ich will nach Hause.«
    Nils saß auf seinem teuren Rad und drehte seine Hände um die Griffe an der Lenkstange. »Ich kann dich mitnehmen.«
    »Nein, ich gehe alleine.«
    »Zicke doch nicht so rum.«
    »Das tue ich nicht. Ich will nur meine Ruhe haben, das ist alles. Ich will nach Hause. Wenn ich zu spät komme, gibt es Ärger. Ich habe mich sowieso davongestohlen.«
    »Dann sieh nur zu, dass du morgen nicht einschläfst. Zwei Stunden Mathe, das ist es.«
    »Na und?«
    »Ach ja, du bist die große Leuchte.«
    »Hau ab, Mann.«
    Nils lachte und stieg wieder in den Sattel. Hanna Kohler blieb auf der Brücke zurück. Sie schüttelte den Kopf. Das hätte ihr noch gefehlt, mit Nils loszuziehen. Er hatte schon damit geprahlt, Drogen genommen zu haben, und trank auch schon Alkohol. Okay, er war fast zwei Jahre älter, das Zeug sollte er trotzdem aus dem Körper lassen. Es taugte einfach nichts.
    Sie musste sich entscheiden. Über die Straße hinweg schlenderten zwei Polizisten in ihre Richtung, und deshalb tauchte sie schnell ab. Sie versteckte sich hinter einem nahen Baum und ließ die beiden passieren. Sie gingen so nahe an ihr vorbei, dass sie die Stimmen hören konnte.
    »Scheiß Job, immer nur zu Fuß, und dann noch einem Phantom hinterherlaufen.«
    »Du glaubst nicht an den Roten Tod?«
    »Du denn?«
    Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher