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Der Rote Tod

Der Rote Tod

Titel: Der Rote Tod
Autoren: Jason Dark
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aufzuklären. Das hätte selbst Sir James nicht akzeptiert, denn die beiden Taten waren Fälle für die örtliche Polizei.
    »Du willst nicht fahren, John. Das sehe ich dir an. Ich will auch keine Ausrede hören. Du hast keinen Bock oder keine Lust.«
    »Bitte, Sarah, verstehe mich. Ich kann mich da nicht einfach hineinhängen. Das ist Sache der Deutschen.«
    »Hm. Also sitzen wir hier grundlos zusammen und reden um den heißen Brei herum.«
    »So kann man es nicht nennen.« Ich beugte mich vor. »Wenn die Taten hier in London passiert wären, oder in England, dann wäre das etwas anderes. Deutschland ist für mich Ausland. Ich kann mich nicht einfach auf einen vagen Verdacht einmischen, nur weil eine Illustrierte darüber berichtet hat. Die Reporter sind doch immer auf der Suche nach Neuigkeiten und Sensationen.«
    »Das weiß ich auch.«
    »Eben.«
    Lady Sarah blieb störrisch. »Aber diesmal habe ich ein verdammt ungutes Gefühl.«
    »Das glaube ich dir gern. Hast du denn schon mit Jane Collins darüber gesprochen?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Siehst du sie? Jane hat in Cardiff zu tun. Irgendeine Zollsache, in die ein Klient von ihr verwickelt ist. Nichts Besonderes, was allerdings Zeit in Anspruch nimmt. Wenn sie Glück hat, ist sie übermorgen wieder hier in London. Aber ich bin mir sicher, dass sie die Tatsachen anders gesehen hätte als du.«
    Darauf würde ich zwar keine Wette eingehen, ich ließ es mal einfach so stehen.
    Die Horror-Oma ließ mich nicht aus der Klemme. Sie spielte mit ihren drei Ketten, die auf dem Kleiderstoff vor ihrer Brust hingen, und sagte: »Du hast demnach eine Entscheidung getroffen?«
    »Habe ich.« Das war nicht mal gelogen.
    »Und? Kann ich sie hören?«
    »Ja. Ich möchte mit dir einen Kompromiss eingehen.«
    »Oh je, das hört sich nicht gut an.« Sie winkte heftig ab und hätte fast ihre Teetasse vom Tisch gefegt.
    »Nun warte doch erst mal ab, was ich dir zu sagen habe.«
    »Gut, ich bin einverstanden.«
    »Ich möchte nur gewisse Dinge in trockenen Tüchern wissen, Sarah, und mich rückversichern, bevor ich irgendein Risiko eingehe. Wenn das gelaufen ist, sehen wir weiter.«
    »Dann ruf deine Rückversicherung an, John.«
    »Hä?«
    Sie saß da wie eine Königin, die alles schon vor ihrem Volk erfahren hatte. »Hältst du mich für senil, mein Junge! Ich weiß doch, dass du an Harry Stahl denkst.«
    »Stimmt.«
    »Dann ruf ihn an.« Sie lächelte und freute sich darüber, mich wieder überrascht zu haben.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ja. Ja ich hätte es mir denken können. Du denkst immer einen Schritt weiter. Wahrscheinlich hast du dich schon längere Zeit damit beschäftigt und...«
    »Ist das denn verkehrt«
    »Nein, nein, ich hatte ja den gleichen Gedanken. Aber ich rufe Harry nur an, um dich zu beruhigen. Denke nicht, dass dieser Anruf schon die Freikarte nach Deutschland bedeutet.«
    »Das habe ich auch nicht gemeint. Aber wenn diese Morde einen spektakulären Hintergrund haben, dann wird man deinen Freund Harry Stahl darüber informiert haben.«
    »Wir werden sehen.«
    Die Nummer meines Freundes Harry hatte ich gespeichert. Ich war wirklich neugierig ob er sich meldete. Und wenn, ob er dann überhaupt von diesen beiden Morden erfahren hatte. Wenn etwas Ungewöhnliches dahinter steckte, dann bestimmt.«
    Der Ruf ging durch, nur meldete sich niemand, was mich ins Grübeln brachte. Ich sah Lady Sarah in einer gespannten Haltung auf dem Stuhl sitzen.
    Ich hatte trotzdem Glück.
    »Ja, hier Stahl.«
    Am Klang der Stimme erkannte ich, dass Harry unter Druck stand. »John Sinclair hier.«
    He, John, was gibt’s?«
    »Hör mal zu, Harry. Wenn du unter Stress stehst, rufe ich später noch mal an.«
    »Ja, ich stehe im Moment unter Stress. Zwei Minuten kann ich dir mein Ohr leihen. Du rufst ja nicht an, um mit mir über das Wetter zu plaudern, wobei das hier schön ist.«
    »Wo erreiche ich dich überhaupt?«
    »Ich bin mal wieder unterwegs. Eine komische Sache hat es hier gegeben. In Göttingen ist...«
    »Was?«, schrie ich in den Hörer und hörte zugleich den Protestruf meines deutschen Freundes.
    »Denk an mein Ohr.«
    »Du bist in Göttingen?«
    »Klar.«
    »Geht es um den Roten Tod?«
    Harry Stahl schwieg. Und dieses Schweigen war beredt genug, wie man so schön sagt. Da hatte ich nicht nur den berühmten Punkt erwischt, sondern glaubte vielmehr daran, dass das Schicksal wieder seine Fäden gesponnen hatte, die in der deutschen Unistadt
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