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Der rote Planet

Titel: Der rote Planet
Autoren: Alexander A. Bogdanow
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Regierungen an der Macht
sind. Sie, ein russischer Revolutionär, müssten uns
mehr als jeder
andere darin beipflichten. Sie sehen ja, wie Ihr asiatischer Staat
europäische Technik dazu benutzt, alles, was bei Ihnen
lebendig und
fortschrittlich ist, zu unterdrücken und auszumerzen. Und die
Regierung
des halb feudalen, halb konstitutionellen Landes, auf dessen Thron ein
militaristisch-geschwätziger Dummkopf sitzt, der von adligen
Spitzbuben
gelenkt wird? Ist sie etwa viel besser? Was taugen selbst die beiden
bürgerlichen Republiken Europas? Würden unsere
Flugmaschinen bekannt,
setzten diese Regierungen alles daran, sie in ihre Gewalt zu bekommen,
das Monopol darüber zu erhalten und die Apparate für
ihre Zwecke zu
nutzen. Unsere Erfindungen würden nur dazu dienen, die Macht
der oberen
Klassen zu stärken. Das wollen wir keineswegs, deshalb
behalten wir das
Monopol und warten bessere Verhältnisse ab.«
    »Ist es Ihnen tatsächlich schon gelungen,
andere Planeten zu erreichen?« fragte ich.
    »Ja, die beiden erdnächsten Planeten, die
Venus und den Mars, den
toten Mond nicht gerechnet. Augenblicklich sind wir dabei, diese
Planeten gründlich zu erkunden. Wir haben alle notwendigen
Mittel,
brauchen jedoch beherzte und zuverlässige Helfer. Mit
Vollmacht meiner
Kameraden trage ich Ihnen an, in unsere Reihen zu treten —
natürlich
mit allen sich daraus ergebenden Rechten und Pflichten.«
    Er verstummte und wartete auf meine Antwort. Ich wusste nicht,
was ich von alledem halten sollte.
    »Beweise!« rief ich. »Sie haben
versprochen, Beweise vorzulegen.«
    Menni zeigte mir ein gläsernes Flakon mit einer
metallischen
Flüssigkeit, die ich für Quecksilber hielt.
Seltsamerweise befand sich
die Flüssigkeit, die lediglich ein Drittel des Flakons
ausfüllte, nicht
auf dem Boden, sondern im oberen Teil unter dem Korken. Als Menni das
Flakon umdrehte, schwebte die Flüssigkeit zum Boden hinauf.
Menni ließ
das Flakon los, und es hing in der Luft. Das war zwar
unerklärlich,
aber unbestreitbar.
    »Dieses Flakon ist aus gewöhnlichem
Glas«, erklärte Menni, »während
die Flüssigkeit aus einer Materie besteht, die von den
Körpern des
Sonnensystems abgestoßen wird. Man hat gerade soviel
Flüssigkeit
hineingegossen, um das Gewicht der Flasche auszugleichen, also wiegen
sie zusammen nichts. Auf diese Weise bauen wir auch alle Flugapparate.
Sie werden aus gewöhnlichem Material hergestellt, enthalten
aber ein
Reservoir, das mit einer ausreichenden Menge Minus-Materie
gefüllt ist.
Dann braucht man diesem gewichtlosen System nur noch die ausreichende
Geschwindigkeit zu verleihen. Für irdische Flugmaschinen
verwenden wir
einfache Elektromotoren mit Luftschraube, für den Flug zu den
Planeten
eignet sich diese Methode natürlich nicht, da bedienen wir uns
eines
völlig anderen Verfahrens, mit dem ich Sie demnächst
näher bekannt
machen werde.«
    Es gab keine Zweifel mehr.
    »Welchen Beschränkungen unterliegt ein neues
Mitglied Ihrer Gesellschaft, abgesehen von der
Schweigepflicht?«
    »Eigentlich fast gar keinen. Weder das Privatleben
noch die
berufliche und öffentliche Tätigkeit unserer
Kameraden sind irgendwie
eingeschränkt, sie dürfen nur den Interessen unserer
Gesellschaft nicht
zuwiderlaufen. Aber jeder muss bei seinem Eintritt einen wichtigen und
verantwortungsvollen Auftrag erfüllen. Auf diese Weise wird
das neue
Mitglied besser in unsere Gesellschaft eingegliedert, zudem zeigt sich
    dabei das Ausmaß seiner Fähigkeiten und
seiner Energie.«
    »Auch ich bekomme also jetzt einen solchen
Auftrag?«
    »Ja.«
    »Und wie lautet er?«
    »Morgen fliegt ein großes Sternschiff zum
Mars. Sie müssen an der Expedition teilnehmen.«
    »Wie lange wird diese Expedition dauern?«
    »Das ist unbekannt. Allein der Hin- und
Rückflug erfordern mindestens fünf Monate. Vielleicht
kehren wir auch gar nicht zurück.«
    »Das verstehe ich, und darum geht es nicht. Aber was
wird aus meiner
revolutionären Tätigkeit? Sie selbst sind anscheinend
Sozialdemokrat
und werden deshalb meine schwierige Lage begreifen.«
    »Wählen Sie! Wir halten eine Unterbrechung
Ihrer Tätigkeit für
unumgänglich, wenn Sie unsere Aufgabe erfüllen
wollen. Der Auftrag kann
nicht verschoben werden. Lehnen Sie ihn ab, verzichten Sie auf
alles.«
    Ich überlegte. Da unsere Bewegung immer
stärker wurde, war es völlig
unerheblich, wenn ein Revolutionär fehlte.
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