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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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»Trocknet Euch am Feuer. Ich bringe Euch Bier. Möchtet Ihr Rindfleisch oder Geflügel?«
    Gut die Hälfte der Anwesenden wandten dem Neuankömmling das Gesicht zu, um ihn zu betrachten und abzuschätzen, ob er zu ihrer lärmenden Gesellschaft passte. »Ein bisschen dünn, vielleicht«, bemerkte ein Mann mit Geiernase. »Ja, aber er hält sich wie ein Soldat«, mampfte sein fetter Kamerad mit dem Mund voll Fasan.
    Auf Izaks Angebot antwortete der Fremde: »Rindfleisch und Bier, und bringt es schnell.«
    Das war nicht die Stimme eines Soldaten.
    Und nun nahm er den Umhang schwungvoll ab, dass die Tropfen spritzten. Und was er offenbarte, war die Figur – einer Frau! Hochgewachsen und hellhäutig war sie, mit langem, zerzaustem flammendrotem Haar – und sie trug Rüstung. Von ihrem Waffengürtel hingen ein Langschwert in der Scheide und ein Dolch. Ihre Rüstung bestand aus einem knappen Mieder aus Schuppenblättchen, das nur bis unter den Busen reichte, und einem kurzen Rock. Eine gut gearbeitete, silberne Rüstung war es, doch von großem Nutzen sicher nicht. Vermutlich trug sie sie auch weniger zum Schutz, denn als Zeichen ihres ungezähmten Geistes.
    Das Stimmengewirr in der Schenke war leiser geworden und verstummte nun.
    Die flammenhaarige Frau warf sich den Umhang über einen Arm, stieg die Stufen hinunter in die Schenke und durch die Menge hindurch zu einem leeren Hocker neben dem Herd. Alle Blicke folgten ihr. Kaum saß sie, nahm Allan seine Rede wieder auf, denn er wollte das überraschte Schweigen nutzen.
    »Ich bitte euch …«
    Doch die Augen, die in seine Richtung starrten, schauten nicht ihn an, sondern die Neuangekommene, die nun ihre“ Beine vor Izaks steinernem Herd ausstreckte, in dem heimelig die Flammen prasselten.
    »Habt ihr Männer denn alle keinen Mumm?« versuchte Allas es erneut. »Gewiss …«
    Izak kam an ihm vorbei und schüttelte den Kopf.
    »Genug«, murmelte er Allas zu. »Reizt sie nicht weiter.« Der Wirt wandte sich nun seinem neuesten Gast zu und stellte einen Teller mit dampfendem Fleisch und einen Krug kühles Bier vor die Rothaarige. Aber er ließ sich Zeit dabei, um ihre makellose Figur zu bewundern. Plötzlich blickte sie auf, und ihre saphirblauen Augen schienen ihn zu durchdringen.
    »Wie viel?«
    »Uh – fünf kothische Minar, alles zusammen. Kommt Ihr von weit her?«
    »Ich bin seit fünf Tagen unterwegs, und die letzten drei in diesem höllischen Regen. Habt Dank für den wärmenden Herd. Ich bin bis auf die Knochen durchgefroren. Habt Ihr noch eine Kammer frei?«
    »Leider nein.« Immer noch hing Izaks bewundernder Blick an ihr. »Aber im Stall …«
    »Gut, dann schlafe ich im Stall. Habt Ihr jemanden, der sich um mein Ross kümmern kann? Es ist so müde wie ich, und es stolperte in ein Schlammloch.«
    »Es hat sich doch hoffentlich nicht verletzt?«
    »Nicht ernstlich, aber es braucht Ruhe und Futter.«
    »Mein Sohn wird sich dessen annehmen. Izak!« rief er, und ein Junge kam aus einer Nebenstube. »Versorg das Pferd, das draußen steht.«
    »Es ist ein gescheckter Rotschimmel«, sagte die Frau.
    »Der scheckige Rotschimmel. Mach schnell!«
    Der jüngere Izak fluchte lautlos vor sich hin, warf sich einen Umhang über und stapfte hinaus in den Sturm.
    »Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?«
    »Danke, das ist alles. Aber Ihr könntet mir noch ein Bier bringen.«
    »Gern.« Mit verschmitztem Lächeln kehrte der Wirt zum Schanktisch zurück, und als er wiederkam, sagte er bedächtig. »Das waren – uh – sind insgesamt fünf Minar.«
    Die Rothaarige grinste und fischte die Münzen aus einem Beutel.
    In der Schankstube ging es inzwischen wieder laut zu wie zuvor, doch der hartnäckige Allas versuchte es trotz der Warnung des Wirtes erneut.
    »Soldaten! Ich flehe euch an! Mein Lord Olin wird euch Gold geben – und außerdem wird er euch zu unvorstellbaren Schätzen führen. Was mehr könnt ihr verlangen?«
    Die rothaarige Frau, die ein Stück Fleisch auf ihren Dolch spießte, hielt inne und blickte zu Allas hoch. »Wovon sprichst du, Junge?«
    Sofort wandte Allas sich ihr zu und erklärte: »Mein Lord Olin kämpft darum, sein Königreich Suthad wiederzugewinnen. Die Zahl seiner Krieger ist arg geschrumpft, darum hat er mich ausgeschickt, so viele Soldaten zu werben, wie ich nur kann. Doch die Burschen in diesem Haus …« Allas hob die Stimme. »… sind alle nur Maulhelden und nicht Krieger, wie sie zu sein behaupten.«
    »Ich werde dir das Gegenteil beweisen,
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