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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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dem Herd stand, blieb er hängen. »He, du auch, Junge, trink und zwing dein saures Gesicht zu einem Lachen.«
    Allas, der junge Mann, achtete nicht auf seine Bemerkung. Er sah gut aus und war in seiner feinen Kettenrüstung, dem Satinwams und mit Stickerei verziertem Umhang geradezu vornehm gewandet. Bis jetzt hatte er sich umsonst bemüht, die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zu lenken. Da er erst vor kurzem angekommen war, waren sein Haar und die Kleidung noch feucht, doch nicht einmal der Wolkenbruch war imstande gewesen, den Eifer seiner Zunge zu dämpfen. Denn Allas warb Soldaten. Er beschwor diese sich wohlig warm und satt fühlenden Betrunkenen – Krieger zum größten Teil –, das Schwert und nicht den Krug zu schwingen und in den schrumpfenden Reihen der Streitmacht seines der Herrschaft beraubten Lords Olin zu kämpfen.
    »Allas!« rief ihm jemand zu. »Wir haben dir geduldig zugehört und du hast gesagt, was du zu sagen hattest. Jetzt folg dem gegebenen Rat: setz dich und trink mit uns. Niemand hier lässt sich anwerben, um in einer Nacht wie dieser zu kämpfen!«
    »Seid ihr denn alle Feiglinge?« Allas hoffte auf eine heftige Erwiderung, aber die Männer lachten nur abfällig. »Glaubt ihr, Lord Olin kann euch für eure Schwerthilfe nicht bezahlen? Ihr Männer seid doch alle Krieger! Seid ihr denn so reich, dass ihr nur einer Nacht schlechten Wetters wegen einen guten Dienst ablehnen könnt?«
    »Du redest dich bloß in schlechte Stimmung, Allas. Setz dich endlich und trink!«
    Der junge Mann gestikulierte ungeduldig. »Ihr widert mich an – ihr lasst euch vollaufen, während ihr Gold und Schätze anhäufen könntet! Keine zwei Tagereisen von hier wartet Lord Olin in seinem Lager, bereit Soldaten aufzunehmen, um seine Reihen zu verstärken. Wollt ihr ihm nicht helfen, sein Land wiederzugewinnen und den verruchten Zauberer zu vertreiben, der seine Stadt geschändet hat?«
    »Zauberer, sagst du?« rief ein hagerer Krieger aus einer Ecke. »Junger Mann, verlangst du von uns, dass wir mit der Klinge gegen Zauberei vorgehen?«
    Weitere Gesichter wandten sich Allas zu, und es wurde ein wenig stiller in der Schankstube. Der junge Mann seufzte tief und hob die Hände, erleichtert, dass zum ersten Mal in dieser Nacht ihm zumindest von einem größeren Teil der Anwesenden Aufmerksamkeit gezollt wurde.
    »Ja, es stimmt, ich gebe es zu«, rief er. »Aber wartet! Lasst mich ausreden! Wahrhaftig hat ein Zauberer Lord Olins …«
    Doch ein Durcheinanderbrüllen und Pfeifen übertönte seine Stimme, und man drohte ihm, wenn er nicht endlich Platz nehme, ihn vor die Tür zu setzen. Allas kochte vor Zorn.
    »Ich biete euch Gold!« tobte er. »Kriegt ihr solchen Schiss, allein schon bei der Erwähnung …«
    Aber es war zwecklos. Verärgert griff Allas nach einem Krug auf einem vollen Tablett, das eine Schankmaid an ihm vorbeitrug. Jetzt hatte er es wirklich nötig, seine Kehle zu kühlen.
    »Das macht ein Kupferstück, Junge«, rief Izak hinter dem Schanktisch hervor.
    Allas kramte in seinem Beutel und warf dem Wirt gereizt die Münze zu.
    Das Stimmengewirr wurde lauter denn zuvor. Eingeschüchtert hatte der Nemedier seine Laute zur Seite gelegt und zu singen aufgehört. Jetzt griff er nach einem knusprig gebratenen Hühnerschenkel und beschäftigte sich damit. Eine dralle Schankmaid leistete der Aufforderung eines Soldaten Folge. Sie setzte sich auf seine Knie und trank aus seinem Krug, doch da der Bursche sich nicht ruhig verhielt, vergoss sie die Hälfte auf ihr Mieder, woraufhin er sich sofort erbot, sie trockenzureiben.
    Allas leerte seinen Krug, blieb jedoch stehen. Er war jetzt warm und trocken und seine Kehle erfrischt. Doch obgleich das Bier ihm den Ärger gemildert hatte, war er alles andere denn entspannt. Schließlich stellte er den Krug ab und versuchte sein Glück noch einmal.
    »Männer – Männer! Will denn nicht wenigstens einer meinem Lord in seiner Not helfen? Der Weg ist nicht weit und der Sold hoch …«
    Wieder wurde seine Stimme übertönt. Diesmal durch das öffnen der Tür, durch die der vom Wind gepeitschte Regen geradezu in einem Schwall eindrang. Gleich wurde es unangenehm kühl und feucht. Erbost forderten die Schenkengäste den Neuankömmling auf, schleunigst die Tür zu schließen. Ein triefend nasser Umhang klebte vom Kopf bis zu den Fersen an ihm, und Wasser spritzte, als er mit den durchweichten Stiefeln aufstampfte.
    »Kommt herein, ich bitte Euch!« rief der beleibte Wirt.
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