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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Leute brandschatzen lasst und hin und wieder einmal eine alte Hexe oder einen mit der Vergangenheit vertrauten Weisen befragt? O ja, Pelides, ich kenne Eure Methoden, wenn man sie überhaupt so nennen kann – denn ich habe Euch aus der Ferne im Auge behalten!«
    Pelides erbleichte. Die Angst in ihm wuchs und mit ihr Scham, doch schließlich packte ihn wieder die Wut. Asroth blickte ihn verächtlich an.
    »Ihr habt als Herrscher in Corinthien versagt. Danach gelang es Euch nicht, Euch als ehrenhafter Feldherr auszuzeichnen. Und nun habt Ihr auch mir gegenüber versagt. Corinthien verbannte Euch, andere Länder lehnten Eure Dienste in ihren Armeen ab. Mit dergleichen gebe ich mich jedoch nicht zufrieden!«
    Unwillkürlich legte Pelides’ Rechte sich um den Schwertknauf.
    Asroth lachte – ein seelenloses, furchterregendes, teuflisches und mächtiges Lachen, das Lachen eines Riesen, der auf einen Floh hinabsieht. »Euer Schwert ist kraftlos wie Wasser in diesem Raum, Herzog Pelides. Zieht es und vergewissert Euch.«
    Pelides verlangte es danach, seine Klinge an dem höhnischen Hexer zu versuchen, doch befürchtete er, täte er es, würde Asroth ihn sofort mit einem Zauber niederstrecken, ja ihn möglicherweise für alle Ewigkeit der Verdammnis aussetzen. Nein, Pelides wagte nicht, den Zauberer herauszufordern. Er wollte leben und vielleicht später zurückkehren, wenn die Chancen gleich waren.
    Noch einmal lachte Asroth, ehe er sich von Pelides abwandte und wieder auf seinem Onyxthron Platz nahm. Pelides rührte sich nicht.
    »Was seid Ihr doch für ein Feigling!« zischte Asroth. »Ich staune, dass Ihr überhaupt imstande wart, Rüstung und Waffen Corinthiens eine Weile zu tragen.«
    Pelides knirschte zwischen den Zähnen: »Ihr wollt mich reizen, Asroth.«
    »Oh, wirklich? Wie kindisch von mir! Aber dazu bin ich doch wahrhaftig zu alt und zu weise!«
    Pelides holte erleichtert Luft. Er spürte, dass die Spannung nachgelassen hatte. Die Krise hatte ihren Höhepunkt offenbar überschritten, und der Kampf der Willenskräfte schien beendet zu sein.
    »Da Ihr meine Dienste nicht mehr benötigt, Asroth, werde ich gehen.«
    Schnell drehte Pelides sich auf dem Absatz um und schritt zur Tür.
    Asroth fragte ihn: »Wollt Ihr denn kein Gold von mir?«
    Pelides’ Augen verengten sich, er drehte sich um.
    »Oder fürchtet Ihr Euch, Pelides? Habt Ihr Angst, wenn Ihr mich nach dem restlichen Gold für Eure Dienste fragt, dass mein Grimm Euch trifft und ich Euch in die Hölle schicke? Ist es das, was Ihr befürchtet, Pelides?«
    Scham überschwemmte den Herzog. Stolz und Zorn kämpften in ihm gegen die Furcht, während er überlegte, ob er gehen oder bleiben und sich Asroth mit dem blanken Schwert stellen sollte.
    »Was seid Ihr doch für ein Kind, Pelides!« Des Hexers Stimme war ein höhnisches Flüstern. »Welch ein Kind – ein Kind, das Strafe verdient!«
    Pelides erstarrte. Wachsam beobachtete er Asroth, der ganz leicht die Hand hob und mit einem Finger deutete. In diesem Augenblick schien das Feuer in den Kohlenbecken zu erlöschen, und einen Herzschlag lang schien es, als schaukelte der Boden des Gemachs. Trutzig blieb Pelides stehen, obwohl ihm seltsam übel wurde.
    Dann war die Übelkeit vergangen, und dem Herzog war kaum bewusst, dass überhaupt etwas geschehen war. Und doch …
    »Was habt Ihr getan, Asroth? Was habt Ihr getan?«
    Der Hexer lächelte nicht mehr triumphierend. Dafür brannten seine gelben Augen hasserfüllt wie zuvor.
    Kalter Schweiß brach Pelides aus. Er sprang vorwärts, bereit zu flehen, doch auch bereit zu töten.
    »Was habt Ihr getan, Zauberer?«
    Asroth sog die rauchige Luft ein, langsam, ganz langsam, als genieße er sie. Dann antwortete er: »Schaut in den Spiegel, Ungehorsamer! Schaut – und seht, was Euer Betrug und Euer Versagen Euch eingebracht haben.«
    »Was habt Ihr getan? « Pelides stolperte durch das Gemach. In seiner Aufregung fanden seine Füße keinen richtigen Halt auf den glatten Fliesen. Er schaute in die eine, dann die andere Richtung, und vor seinen Augen schien alles zu verschwimmen. Seltsame Gerüche drangen in seine Nase, und mit seinem Gehör schien irgend etwas nicht zu stimmen. Sein Mund war trocken und wies einen ungewöhnlichen Geschmack auf. Und sein Blick war abwechselnd scharf und verschwommen.
    Da entdeckte er sein Bild in einem brünierten Silberspiegel. Von dort, etwa die Hälfte des Gemachs entfernt, stierte ihm ein anderer Pelides entgegen – ein Pelides,
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