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Der Regler

Der Regler

Titel: Der Regler
Autoren: Max Landorff
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darunter, neuer Strich:
Aufsichtsrat umdrehen.
Dann setzte er noch einen dritten Strich darunter.
Jahresbonus verdoppeln.
»Sie sollten am Ende etwas mehr Geld auf dem Konto haben. Auch deshalb, weil Sie mich bezahlen müssen.«
     
    Tretjak saß wieder auf der Rückbank des Peugeots, auf dem Weg nach Colombo. Im Dunkeln war die Fahrt noch abenteuerlicher, aber der kleine schweigsame Fahrer machte den Eindruck, als wisse er genau, was er tat. Es war jetzt kurz vor Mitternacht, er errechnete kurz die Zeitverschiebung zu Europa. Dort war es erst Nachmittag. Er griff zu seinem Telefon und wählte die Nummer eines Hotels an der Portugiesischen Atlantikküste bei Sintra. Es hieß
Palacio de Seteais
, war ein kleines umgebautes Schloss, zauberhaft gelegen auf einem Hügel zwischen uralten Bäumen mit Blick aufs Meer. Melanie Schwarz war nicht auf ihrem Zimmer, also hinterließ er nur eine Nachricht. »Bin auf dem Weg zu Ihrem Buchladen ein ganzes Stück weitergekommen. T.«
    Später im Flugzeug des Lufthansafluges 2017, erste Klasse, erste Reihe, lehnte er sich zurück und dachte noch einmal an diesen Peter Schwarz, der jetzt die Unterlagen gelesen haben müsste. Irgendwie war er ihm sympathisch gewesen, obwohl es zu seinen Geschäftsprinzipien gehörte, nicht in solchen Kategorien zu denken. »Sie waren doch mal ein ausgezeichneter Squash-Spieler, Herr Schwarz«, hatte er ihm gegen Ende ihres Gesprächs gesagt. »Sie wissen also, dass man die Mitte des Feldes besetzen muss, sie auf keinen Fall aufgeben darf.«
    Wenn man einen Menschen für die Zukunft manipulieren wollte, gab es nur einen wirklich sinnvollen Weg: zurück. Man musste in seine Vergangenheit gehen. Tretjak hatte das von einem CIA -Psychologen gelernt. »Wenn Sie nach Mumbai fliegen, bewegen Sie sich ganz weit weg von der Mitte in die äußerste Ecke des Feldes«, hatte er zu Schwarz gesagt. »Das dürfen Sie nicht, so wie der Spielverlauf sich darstellt. Sie müssen morgen in Ihr Hauptquartier zurück …«
    Tretjak lehnte den Imbiss ab, trank nur ein Glas Wasser, stellte die Lehne seines Sitzes in die waagrechte Position und schlief mit dem beruhigenden Gefühl ein, dass sich die Dinge ganz so entwickeln würden, wie er es geplant hatte.
    Als er am frühen Morgen Ortszeit seine Wohnung in München aufschloss, bemerkte er eine kleine Veränderung. Der Stapel mit gelesenen Zeitungen auf dem Fußboden im Flur war immer noch da. Das bedeutete, dass seine Putzfrau, die treue Frau Lanner, nicht erschienen war. Aber dafür konnte es schließlich tausend Gründe geben. Tretjak maß dieser kleinen Veränderung in seinem Alltag keine Bedeutung bei.
    Autobahn A8, Berlin–München, 18 Uhr
    Seit fast acht Stunden war Max Krug jetzt unterwegs. Genau 611 Kilometer hatte er bislang zurückgelegt in seinem schwarzen Pferdetransporter. Krug hatte sich den modernsten aller Transporter gekauft, Doppelkabine mit elektronisch gesicherten Türen und mit Innenwänden, die sich per Fernbedienung spielend leicht verschieben ließen. Links neben dem Steuerrad war ein kleiner Bildschirm eingelassen, auf dem er sehen konnte, was sich im Transportraum abspielte. Die hochempfindliche Webcam hatte er selbst angebracht. Es war eine Art Hochsicherheitstransporter, und genau das wollte Krug, schließlich fuhr er einen Goldschatz spazieren. Das vielleicht beste Rennpferd Europas, gerade einmal vier Jahre alt. Welch eine Zukunft dieses Pferd vor sich hatte! Nu Pagadi hieß es, ein russisches Sprichwort, das so viel bedeutete wie »Na warte«. Krug war selbst auf diesen Namen gekommen. Er hatte vor vielen Jahren als Soldat der Nationalen Volksarmee in Leningrad an einer Militärakademie studiert. Schon damals hatte er es gern gehört, von den Russen oft leicht spöttisch gesagt: »Nu Pagadi.«
    Eine halbe Million Euro hatte das Pferd bereits für Krug gewonnen. Er war zu abergläubisch, um darüber nachzudenken, wie viel Geld noch folgen könnte. Einem Pferd konnte schließlich schnell etwas passieren. Deshalb hatte er es teuer versichern lassen, für alle Fälle, und über 100 000 Euro für diesen Transporter investiert.
    Nu Pagadi reiste immer allein, die linke Box blieb auf den Fahrten leer. Die Kamera war nur auf die rechte Box gerichtet. Daher sah Krug die dicke graue Decke nicht, die seit dem letzten Stopp an einer Raststätte am Boden der linken Box lag und unter der sich etwas verbarg. Etwas Großes, das sich nicht bewegte.
     
    Ungefähr zwanzig Kilometer später fiel Krug zum
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