Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser
Autoren: Herbie Brennan
Vom Netzwerk:
Lippen, irgendeinen Essensrest, der sie strahlend rot leuchten ließ. Seit dem Tod ihres Vaters war er deutlich dicker geworden.
    »Entschuldigung«, sagte Comma leise. Er warf einen Blick nach hinten, als ob er Angst hätte, dass ihm jemand folgte, dann versuchte er ein Lächeln. »Du hast es aber eilig, Schwesterherz.«
    Sie konnte es nicht ausstehen, wenn er sie Schwesterherz nannte. Schroff sagte sie: »Ich habe viel zu tun.« Comma hatte bislang nicht auch nur einen Finger gerührt, was die Vorbereitungen anging, und das konnte sie zwar Pyrgus durchgehen lassen, aber nicht Comma.
    »Da wartet jemand auf dich«, sagte er. »In deinem Schlafgemach.«
    Blue blinzelte. »Und woher weißt du das?« Was sie eigentlich wissen wollte, war: Was hattest du in meinem Schlafgemach zu suchen?
    Comma zuckte nur die Schultern und ging weiter.
    »Wer ist es denn?«, rief Blue ihm nach.
    Er winkte ab, ohne sich noch einmal umzusehen. »Irgendeiner deiner tollen Spione bestimmt.«
    »Was hast du da gerade gegessen?«, herrschte sie ihn an. »Was hattest du in meinem Schlafgemach zu – « Aber er war schon in einem Seitengang verschwunden.
    Stinkwütend marschierte Blue zu ihren Gemächern.
    Im Schlafgemach war nur ihre Zugehfrau. Blue wollte schon wieder gehen und schwor Comma gerade Rache dafür, dass er ihre Zeit verschwendet hatte, da zog sich ihre Kopfhaut zusammen und sie blieb stehen. Sie warf einen Blick durchs Zimmer und ihr lief eine Gänsehaut den Rücken hinab. Irgendetwas stimmte nicht. Sie hatte keine Ahnung, was – nur dass etwas anders war.
    Sie besah sich die Möbel. Kein Teil schien umgestellt worden zu sein. Sie sah zu ihrem Frisiertisch hinüber. Alles stand da, wo es hingehörte. Das Schmuckkästchen mit ihrer psychotronischen Spinne hatte sie in eine Schublade gesteckt, wie sie es immer tat, bevor das Mädchen zum Saubermachen hereinkam – Kaiserliche Prinzessin oder nicht, psychotronische Spinnen waren illegal. Und lebensgefährlich. Sie konnten jedermanns Geist so weit von seinem Körper forttragen, dass er nie wieder zurückfand. Also alles, wie es sich gehörte, beim Frisiertisch. Blue ließ ihren Blick über die Wände gleiten, überprüfte die Bilder, blieb beim Porträt ihres Vaters hängen, spürte die Trauer in sich aufsteigen, als sie in die gemalten Augen schaute. Aber nichts war verstellt worden, nicht auch nur ein kleines bisschen verrückt.
    Und doch war etwas anders…
    Auf einmal hatte sie es. Der antike Stuhl, der neben ihrem Bett stand, war verschwunden. Blue starrte einen Augenblick lang auf die Stelle, dann sagte sie leise zu dem Mädchen: »Den Rest mach bitte ein andermal, Anna.«
    »Ja, Durchlauchtigste Hoheit«, sagte das Mädchen artig und eilte hinaus.
    Blue ging vorsichtig zu ihrem Frisiertisch hinüber. In einer der Schubladen lag ein Dolch. Nicht dass sie damit rechnete, ihn benutzen zu müssen; in diesen schweren Zeiten waren ständig Wachen in der Nähe. Aber oft ging es um Sekunden, und es war noch nie ein Fehler gewesen, selbst für seinen Schutz zu sorgen.
    »Sie können sich jetzt zeigen«, sagte sie laut.
    Die Wand hinter dem Bett wurde kurz heller und dann war Blues Stuhl wieder da. Eine ungewöhnliche Frau saß darauf.
    »Madame Cardui!«
    »Meine Liebe, Ihr müsst mir die Unsichtbarkeit verzeihen – wie unhöflich von mir. Aber ich hielt es für das Beste, mich nicht zu zeigen, solange die Dienstmagd noch da war.«
    Blue nickte. »Ja, natürlich.« Cynthia Cardui, die im ganzen Reich wohl bekannte Bemalte Dame, war eine der wichtigsten Kontaktpersonen in Blues persönlichem Spionagenetz, aber normalerweise kam sie nicht in den Palast. Madame Cynthia war nicht mehr die Jüngste; sie trat schon lange nicht mehr auf und verließ ihre Wohnung in Cheapside nur selten. »Sind Sie allein?«
    »Leider ja. Kitterick ist auf Verwandtschaftsbesuch, anderenfalls hätte ich ihn damit betraut. Er kommt erst morgen zurück, also habe ich mich selbst auf den Weg gemacht. Die Angelegenheit ist dringend.«
    »Dringend?«, wiederholte Blue. Sie verspürte ein unangenehmes Frösteln.
    »Meine Liebe«, sagte Madame Cardui, »Ihr müsst Euch wappnen. Jemand schmiedet ein Komplott.«
     
    Blue setzte sich auf die Bettkante. Es gab kaum jemanden, dem sie mehr vertraute als Madame Cardui. Die alte Dame war eine Exzentrikerin, aber ihre Kontakte waren legendär und an ihrer Treue bestand kein Zweifel. Wenn sie sagte, dass etwas vor sich ging, dann war Blue bereit, es zu glauben.
    »Eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher