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Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Titel: Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders
Autoren: Klester Cavalcanti
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Haus und tauchte sie kopfüber in das Wasserfass. Doch zwanzig, dreißig Sekunden später strampelte Alzimira plötzlich mit den Beinen nach allen Seiten, schlug und klammerte sich mit der Kraft der Verzweiflung an Júlio. Er hielt den Hals der Frau mit seinen Händen umklammert, während sie seine Arme mit ihren Fingernägeln traktierte. Er war entschlossen, sie erst loszulassen, wenn sie sich nicht mehr bewegte. Ihm fiel eine Szene ein, die er mit siebzehn erlebt hatte. Er sah sich plötzlich in der Position der Männer, die José Genoino gefoltert hatten – der für ihn Geraldo hieß –, damals 1972 am Araguaia. Von all den damals angewandten Foltermethoden hielt er das Ertränken für die schlimmste. Er würde es nicht tun. Er hatte es nie für richtig gehalten, jemanden zu foltern. Außerdem war seine Arbeit das Töten, nicht das Foltern.
    Mit der rechten Hand zerrte er ein blaues Handtuch von der Wäscheleine, einen halben Meter von seiner Schulter entfernt. Dann zog er Alzimaras Kopf aus dem Bottich, zog seinen Revolver und wickelte die Waffe in das Handtuch, um den Schuss abzudämpfen. Während die Frau noch nach Luft rang, schoss er ihr in den Kopf. Dann stopfte er ihren Körper bis zur Hüfte in das Fass und ging wieder ins Haus. Luciano war noch nicht zurück. Júlio zog seine Uniform aus, stopfte sie in die Plastiktüte und verließ das Haus in der Kleidung, die er unter der Uniform getragen hatte, den Strohhut auf dem Kopf. Als er die Tür öffnete, sah er zwei Männer und eine Frau neben der Gartentür stehen.
    »Was ist das für ein Geschrei dort drinnen?«, fragte die Frau, eine dicke Dame von etwa sechzig Jahren.
    »Hier? Nichts«, antwortete er.
    »Was, nichts, junger Mann? Wir haben doch gehört, dass Alzimara um Hilfe geschrien hat«, sagte einer der Männer.
    »Hier? Nein. Hier war nichts. Ich bin ein Freund von Luciano.«
    »Und wo ist er?«, fragte der gleiche Mann, ein untersetzter Schwarzer.
    »Er ist drinnen. Wenn Sie möchten, gehen Sie doch hinein«, sagte Júlio und ging gemächlich zu seinem Fahrrad.
    »Das stimmt nicht! Wir haben doch gesehen, dass Luciano weggegangen ist, und er ist noch nicht wieder zurück«, sagte die Frau.
    »Sie spinnen. Und nun lassen Sie mich durch, ich muss fort«, sagte er und stieg auf das Fahrrad.
    »Haltet ihn! Haltet ihn fest, und ich gehe nachsehen, was mit Alzimara ist«, sagte die Dame zu den zwei Männern, die Júlio sogleich bei den Armen packten.
    Zwei, drei Minuten später ertönte ein entsetzter Schrei. »Mein Gott im Himmel. Der Kerl hat sie umgebracht«, brüllte die Frau. Júlio versuchte vergeblich, sich von den Männern loszureißen. Bevor sie ihn zur Polizei schleiften, sah er noch Luciano, der sich um die Ecke hinter einem Laternenpfahl versteckte. Er wollte nicht glauben, dass er, nachdem er in ganz Brasilien gearbeitet hatte, nun in Tocantinópolis, keine fünf Kilometer von Zuhause entfernt, festgenommen wurde. Auf der Polizei wurden ihm die Hände hinter dem Rücken gebunden und Handschellen angelegt, er wurde auf einen Holzstuhl gesetzt. Ihm gegenüber saß Polizeioffizier Estevão Gomes, ein schlanker Mann mit sehr kurzem Haar, dunklen Augen und breiter Nase. Der Offizier schickte einen Polizisten mit den zwei Männern, die Júlio gebracht hatten, zum Haus des Opfers und begann mit dem Verhör. Júlio sagte nichts. Nur, dass er unschuldig sei und nichts getan habe. Auf dem Tisch des Polizeioffiziers lag die Plastiktüte, die Júlio dabeigehabt hatte, als man ihn festgenommen hatte.
    »Was ist das?«, fragte der Offizier trocken und aggressiv.
    »Meine Sachen.«
    »Sind Sie Polizist?«
    »Jawohl.«
    »Und warum haben Sie dann die Frau umgebracht?«
    »Ich habe niemanden umgebracht. Das habe ich doch schon ein paar Mal gesagt.«
    »Und wer hat sie dann umgebracht?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Hören Sie zu. Während Sie in dem Haus waren, haben Nachbarn die Frau um Hilfe schreien hören. Dann kamen Sie aus dem Haus, völlig verschwitzt, und die Frau war tot. Außer Ihnen war niemand im Haus. Was meinen Sie, soll ich davon halten?«
    »Denken Sie, was Sie wollen. Aber ich habe niemanden umgebracht.«
    »Witzbold. Dann wollen wir doch mal sehen, ob Sie immer noch Witze machen, nachdem wir Sie zwei Tage eingesperrt haben«, sagte der Offizier. Júlio musste in der Zelle aufrecht stehen, mit den Händen war er an die Gitterstäbe gefesselt.
    Von der Zelle aus hörte er das Geräusch der Schreibmaschine, mit der die Aussage der Frau
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