Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Piratenlord

Titel: Der Piratenlord
Autoren: Deborah Martin
Vom Netzwerk:
das werden sie nicht. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um das zu verhindern. Sobald wir in New South Wales ankommen, sorge ich dafür, dass Sie eine anständige Anstellung bekommen, in der man Sie respektvoll behandelt. “
    Sara ging zu den mit den Nähutensilien gefüllten Jutesäcken hinüber, nahm eine Hand voll Päckchen heraus und teilte sie aus. „Doch bevor Sie den Respekt anderer gewinnen können, müssen Sie lernen, sich selbst zu respektieren. Sie müssen sich darum bemühen, ihre anderen weibliche Fähigkeiten zu verbessern und stolz zu werden. Nur dann haben Sie eine Chance, Ihr früheres Leben hinter sich zu lassen.“
    Einige spotteten, versammelten sich murrend in den Zellen. Doch andere schauten sie hoffnungsvoll an. Sie nahmen die Päckchen von ihr entgegen, betrachteten sie neugierig, und es dauerte nicht lange, da beschäftigten sich alle Frauen mit ihrem Arbeitsmaterial und sprachen darüber.
    Nachdem alle Päckchen verteilt waren, blieb Sara im Hintergrund, weil sie ihre Schutzbefohlenen beobachten wollte. Viele dieser Frauen hatten niemals eine Chance gehabt. Niemand hatte ihnen je gesagt, dass sie es wert waren, gerettet zu werden, und man hatte sie in dem Glauben gelassen, dass sie immer Diebinnen, Prostituierte oder Mörderinnen bleiben müssten.
    Doch das war nicht wahr. Sie waren zu viel mehr fähig. Das erkannte sie deutlich daran, dass manche sich gegenseitig halfen und wieder andere sich sofort niedersetzten und eifrig mit dem Nähen begannen. Und auch daran, wie Ann einen kleinen Jungen beiseite nahm und ihm geduldig zeigte, wie man etwas aus einer Tasche stibitzte . ..
    „Ann Morris!“ rief Sara entsetzt aus. Als sie zu der zierlichen walisischen Frau hinüberging, zog der kleine Junge gerade kichernd blitzschnell ein Päckchen mit Nähzeug aus Anns Schürzentasche heraus. „Was machen Sie denn da, um Himmels willen?“
    Ann lächelte sie offen an. „Das ist ein Zaubertrick, Miss Willis. Queenie hat ihn mir gestern beigebracht. Man kann einem Menschen etwas wegnehmen, ohne dass er es bemerkt.“ Sie wandte sich dem Jungen zu. „Gib es zurück, Robbie. Du kannst es nicht behalten. Das wäre Stehlen.“
    Sara unterdrückte irritiert einen Seufzer und warf Queenie einen strengen Blick zu, die plötzlich eifrig ihre Stoffreste zu sortieren begann und dabei etwas über „naive Mädchen vom Land“ vor sich hin murmelte.
    Saras Stimme war freundlicher, als sie sich Ann wieder zuwandte. „Es wäre besser, wenn Sie in Zukunft solche ,Zaubertricks unterließen. Damit könnten Sie nämlich Ihre Strafe verlängern.“
    Es würde nicht einfach sein, die Unverbesserlichen davon abzuhalten, die Unschuldigen zu verderben. Einige dieser Frauen konnten sicher wertvolle Mitglieder der Gesellschaft werden, doch das war gewiss nicht über Nacht zu erreichen.
    Es war schon Nacht, als Saras erster Tag mit den Frauen endete. Obwohl der Unterricht schon lange vorbei war, hatte sie sich noch unter Deck aufgehalten, um so viel wie möglich über die Gefangenen zu erfahren. Anfangs hatten sie ihr nur wenig von sich erzählt, doch nach ein wenig gutem Zureden hatte sie etwas über sie und ihre Kinder herausfinden können.
    Nachdem nun alle Frauen für die Nacht eingeschlossen worden waren und Sara die steile Treppe vom Frachtraum zum Zwischendeck hinaufstieg, tat ihr der Kopf weh und sie spürte jeden Muskel. Sie wollte nur noch in ihre Koje kriechen und schlafen.
    Als sie den Lukendeckel öffnete, stand ein Matrose auf dem voll gestopften Deck direkt daneben. Er war der gleiche Mann, der in der Nacht zuvor schon versucht hatte, zu den Frauen hinunterzugehen. Und er war genauso überrascht wie sie. „Guten Abend“, sagte sie streng. Er war natürlich allein. Die Zwischendecks wurden als Lagerräume benutzt. Da kaum jemand hier herunterkam, hatte er wohl keine guten Absichten.
    Ihr schauderte. Doch sie ließ sich von ihrem Unbehagen nichts anmerken und blickte ihn stattdessen ungehalten an. „Was machen Sie hier unten?“
    Der Matrose gehörte zur übelsten Sorte. Sein Bart war zerzaust, und er stank nach Whiskey. „Hören Sie, Missy“, erwiderte er scharf, „Queenie erwartet mich, also mischen Sie sich nicht ein.“
    Der Gedanke, dass sich dieser Mann vor allen anderen Gefangenen mit einer der Frauen „beschäftigte“, entsetzte sie. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich werde nicht zulassen, dass die kleinen Kinder so etwas mitbekommen.“ Aufgebracht sah er Sara an.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher