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Der Piratenlord

Titel: Der Piratenlord
Autoren: Deborah Martin
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alle werden ein Päckchen Nähutensilien erhalten und einige Stoffe. Sie können die fertig genähten Steppdecken verkaufen und den Erlös für sich behalten.“
    Dieser Vorschlag gefiel den Frauen schon besser. Obwohl die Steppdecken nicht viel einbrachten, war das Geld in dem fremden Land äußerst willkommen. Es war das erste Mal, dass man Arbeitsmaterial zur Verfügung stellte.
    „Ich werde die Pakete gleich verteilen“, sagte Sara, „doch zuvor möchte ich herausfinden, welche Ausbildung Sie haben. All die, die schon Buchstaben kennen, heben bitte die Hand.“ Ein unbehagliches Schweigen folgte, argwöhnische Blicke flogen hin und her, und es wurde hörbar mit den Füßen gescharrt. Als sich niemand meldetet, erklärte Sara: „Meine Damen, ich versichere Ihnen, dass das unter uns bleibt.“
    Das schien sie zu beruhigen. Ungefähr die Hälfte der Frauen hoben die Hände, auch Louisa Yarrow. Als sie die Hände wieder herunternehmen wollten, sagte Sara: „Warten Sie. Wer schon eine gedruckte Seite lesen kann, lässt bitte die Hand oben.“
    Nur die Hälfte meldete sich noch. Also konnten wohl ungefähr dreizehn Frauen lesen. Sara fragte daraufhin, wer schreiben konnte, und hatte schließlich sieben Frauen, die sowohl lesen als auch schreiben konnten. Nach eingehender Diskussion erklärten sich zwei Frauen dazu bereit, Ann beim Unterrichten der Kinder zu helfen. Und die anderen fünf wollten ihr Wissen an kleine Gruppen von Frauen, die nach ihrem Kenntnisstand gebildet wurden, weitergeben.
    Eine kecke Prostituierte mit Namen Queenie, die behauptet hatte, lesen und schreiben zu können, weigerte sich, jemand zu unterrichten, weil sie lieber ihre Zeit mit „anderen“ Dingen verbringen wollte. Als sie die Röcke hob und sie um ihre Waden schwingen ließ, lachten mehrere Frauen, und auch Sara wusste, was Queenie meinte.
    Mrs. Fry hatte Sara gewarnt, dass es nicht immer nur die Schuld der Männer sei, wenn sich die Matrosen an die Frauen heranmachten. Einige der „gefallenen Täubchen“ unter den verurteilten Frauen waren glücklich, wenn sie ihren Beruf auch auf der Reise ausüben konnten.
    Sara würde das nicht dulden. Wenn nur eine Frau die Männer auf diese Art und Weise provozierte, forderte sie die anderen praktisch dazu auf, es ihr gleich zu tun. Sie hatte das in Newgate gesehen, und hier würde es genauso sein. Sie wollte lieber erreichen, dass die Frauen ihren eigenen Wert erkannten - und das ging nicht, wenn sie sich selbst verkauften.
    Doch das konnte sie Queenie ja schlecht sagen. Stattdessen ging sie die Sache von einer anderen Seite an. „Das ist in Ordnung, Queenie. Wenn Sie nicht fähig sind zu unterrichten, dann tun Sie auf jeden Fall etwas anderes. Ich möchte mir nur von denjenigen helfen lassen, die wirklich Lust dazu haben. Wenn Sie sich nicht eignen sollten, möchte ich natürlich nicht, dass Sie den anderen Frauen die Chance nehmen, sich weiterzubilden. “
    Als alle um sie herum kicherten, verlor Queenie ihre Affektiertheit. „Also, ich habe ja nicht gesagt, dass ich es nicht tun kann, sondern nur .. . “
    „Ich übernehme gern Queenies Schüler“, warf Miss Yarrow zu Saras Überraschung ein. Als Sara ihr einen fragenden Blick zuwarf, streckte die redegewandte junge Frau das Kinn vor und fügte hinzu: „Es gibt nichts anderes, was ich tun könnte. Und ich möchte schon gar nicht das tun, von dem Queenie gesprochen hat. Ich erlaube keinem Mann, mich mit seinen dreckigen Pfoten anzufassen.“
    Miss Yarrow hatte so heftig gesprochen, dass Sara sie ganz verwundert anblickte. Sie versuchte, sich zu erinnern, was sie in der Liste der Gefangenen über ihre Straftaten gelesen hatte. Ach ja, Louisa war die Gouvernante der Töchter des Duke of Dorchester bis zu der Nacht gewesen, in der sie den ältesten Sohn des Duke niedergestochen und fast getötet hatte. Nun verbüßte die wohlerzogene Frau eine Strafe von vierzehn Jahren Deportation.
    Louisas wütende Worte hatten die anderen Frauen zum Schweigen gebracht, und Sara wusste nicht, wie sie nun reagieren sollte. Plötzlich meldete sich Ann Morris' sanfte Stimme. „Louisa, wir werden keine Wahl haben, wenn wir in New South Wales ankommen. Ich weiß, was sie dort mit uns tun. Wir werden zu den Kolonisten geschickt. Es gibt zu viele Männer dort. Sie machen uns zu gefallenen Frauen, ob wir das nun wollen oder nicht.“
    Wut kochte in Sara bei dem Gedanken hoch, dass sogar eine so reizende junge Frau wie Ann sich so hilflos fühlte.
    „Nein,
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