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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Autoren: Philipp Ebert
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des Nordens hatten sich auf den Weg in den Süden gemacht. Angesichts dieser gewaltigen Bedrohung hatten sie sich alle zusammengeschlossen und ein Heer nach Norden geschickt. Auch in seinem Dorf hatten sich, zum ersten Mal seit vielen Jahren die Krieger versammelt und waren voller Stolz und Siegesgewissheit in den Krieg gezogen. Jeden Tag waren sie mehr geworden, bis der Heerzug länger war als Thomas blicken konnte.
    Die Reste dieses Heeres sah Thomas jetzt um sich. Knapp zwei Dutzend frierende, hungrige Männer auf der Flucht nach Süden. Vermutlich gab es noch ein Dutzend weiterer Gruppen irgendwo hier im Norden, viel mehr waren aber wohl kaum vom großen und stolzen Heer der Llaevin übrig geblieben. Thomas konnte sich nicht vorstellen, dass mehr als hundert oder zweihundert Krieger aus dem Talkessel entkommen waren. Es war Wunder genug, dass sie es unter Kendalls Führung herausgeschafft hatten und als Thomas zurückgeblickt hatte, waren die Barbaren gerade dabei gewesen, die letzten Llaevin, die sich noch wehrten, einzukesseln. Nein, viele von ihnen konnten nicht entkommen sein.
    Die Erinnerung an die Schlacht ließ ihn schaudern. Die Schreie der Verletzten und das Wimmern und Flehen der Sterbenden fanden ihren Weg immer wieder in seine Gedanken.
    Erst der Geruch des Essens vertrieb diese Gedanken aus seinem Kopf und ebenso gierig wie alle anderen Männern stürzte er sich auf die drei Kaninchen, die die Maegrin gefangen hatten. Das Gefühl, dass das Essen in ihm hervorrief, war nahezu unbeschreiblich. Neue Hoffnung beseelte ihn und auch in den Augen der anderen Männer war die Müdigkeit durch ein neues, hoffnungsvolles Leuchten ersetzt worden. Mit Eifer durchsuchten sie die Beutel und Mäntel der gefallenen Krieger. Nahezu alles wurde mitgenommen, so dass wieder fast jeder der Gruppe einen Mantel und eine gute Waffe hatte. Auch etwas Brot hatten sie gefunden, aber nicht viel und es war hart und alt. Viel Essen hatten die Maegrin auch nicht gehabt. Thomas warf nochmals einen Blick auf die gefallenen Gegner und stellte jetzt zu seiner Überraschung fest, dass sie schlechter genährt waren als er selbst, obwohl er seit zwei Tagen fast nichts gegessen hatte. In Rüstung, in der Schlacht, als sie, die alle mindestens einen Kopf größer als der größte Llaevin waren, sich gegen die Reihen seines Stammes geworfen und sie in wenigen Augenblicken durchbrochen hatten, hatten sie geradezu übermenschlich gewirkt. Jetzt aber, wo sie so ruhig dalagen, fielen Thomas ihre hohlen Wangen und ausgezehrten Körper auf. Mitleid empfand er dennoch keines.
    Auch wenn der Kampf die Männer noch weiter erschöpft hatte, drängte Kendall bereits zum Aufbruch. Mühsam erhoben sich die Krieger, zwei von ihnen stützten einen jungen Mann, der im Kampf am Bein verletzt worden war. Thomas kannte nicht mal seinen Namen, trotzdem bedauerte er den Krieger, der wohl nur wenige Jahre älter war als er. Bereits zweimal zuvor hatten sie Schwerverletzte zurücklassen müssen. Niemand in der Gruppe hatte noch die Kraft einen Verwundeten längere Zeit zu stützen oder gar zu tragen und weit konnten ihre Verfolger nicht mehr entfernt sein, zu langsam kamen sie voran.
    Müde schleppte sich die Gruppe dahin, bis Kendall plötzlich stehen blieb und auf einen Hügel vor ihnen deutete. Es dauerte eine ganze Weile, bis auch Thomas in der Lage war, die kleine, drahtige Gestalt des Fährtenlesers erkennen, der aufgeregt winkte. Verzweiflung machte sich breit in ihm. Eine weitere Gruppe Maegrin? Alle Kraft, die das Essen ihm gegeben hatte, war schon lange wieder verbraucht und Thomas war sich sicher, dass sie eine weitere Begegnung mit diesen Kriegern nicht überstehen würden. Er wollte nur noch nach Hause und seinen Speer in die Ecke stellen, sich hinsetzen, etwas von dem warmen Eintopf essen, der bestimmt gerade über dem Feuer vor sich hinköchelte und nie wieder über die letzten Tage nachdenken müssen. Ein Blick in die müden Gesichter der Männer neben ihm zeigte, dass in ihnen ähnliche Gedanken vorgingen.
    Langsam wichen sie vom bisherigen Weg ab und machten sich auf den Weg zu Sam, der ihnen entgegenkam. Als sie aufeinander trafen, redete er sofort aufgeregt auf Kendall ein, der daraufhin die Männer zu sich winkte.
    „Sam hat eine Höhle entdeckt, die groß genug für uns alle ist!“, begann Kendall:
    „Sie ist nicht weit entfernt und vermutlich können wir dort sogar Feuer machen, ohne gesehen zu werden.“
    Fragend blickte Kendall die
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