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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt
Autoren: Vampira VA
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eines Tiefen erspart geblieben .
    »Elender Narr«, schalt er sich selbst, »trägst allein die Schuld an dem, was aus dir geworden ist .«
    Trost waren ihm die Worte nicht. Im Gegenteil schnürten sie ihm die Kehle nur noch enger und ließen die vage Bereitschaft, sich doch mit allem abzufinden, zerspringen wie spröden Lehmverputz auf einer alten Wand.
    Tikal spürte den Sog der Verzweiflung. Er packte nach ihm wie mit wirklichen Händen und wollte ihn noch tiefer hinabzerren in jenes Loch, in dem er ohnedies schon steckte und an dessen Grund er sich endlos in Selbstmitleid und Schmerz suhlen konnte.
    Die Aussicht darauf schreckte ihn nicht einmal, lockte ihn eher noch, und aus eigener Kraft hätte er wohl schwerlich widerstanden, wenn nicht - - etwas anderes geschehen wäre!
    Etwas, das Tikal herausriß aus dem Gespinst seiner Gedanken, das ihm jeden Sinn trübte und alle Vernunft lähmte. Der Boden - Die Wände - - sie bebten von neuem!
    Ungleich heftiger diesmal! So stark, daß Tikal glaubte, einen Stoß in den Rücken zu erhalten, der ihn nach vorne trieb, bis zur gegenüberliegenden Stollenwand, an der entlang er zu Boden stürzte.
    Das Grollen und Knirschen klangen deutlich lauter als zuvor, nicht wie von weither, sondern wirklich und wahrhaftig um ihn herum entstehend!
    Flach lag er am Boden - und spürte, wie die Erde unter ihm aufbrach. Klüfte entstanden, so breit, daß seine Arme und Beine darin verschwanden. Noch in derselben Sekunde verschoben sich die Schollen, und es kam Tikal vor, als steckten seine Glieder in erdigen Mäulern fest, die daran zerrten und sie nicht mehr freigeben würden.
    Panik überfiel den Blinden. Er wollte fortkriechen, sich befreien, doch ehe es ihm gelingen konnte, stürzte schweres Gewicht auf ihn herab - - die Decke! Die Stollendecke brach ein!
    Staub wölkte auf, drang Tikal in Mund und Nase, ließ ihn husten und keuchen. Er versuchte sein Gesicht zu schützen, wandte es ab -und schrie auf, als ihm splitterndes Gestein entgegenprasselte! Unvorstellbare Kräfte mußten den Fels in der Stollenwand förmlich zermalmt haben, und unter dem immensen Druck spritzten die winzigen Trümmer davon. Wie glühend bohrten sie sich in Tikals ohnehin zerschundene Gesichtshaut.
    Etwas schlug mit Urgewalt in den Boden, so dicht vor seiner Nase, daß Tikal den Luftzug wie heftigen Wind spürte. Lehm stob auf und klatschte ihm ins Gesicht.
    Ein Stein, vermutete der Blinde, ein gewaltiger Stein muß das gewesen sein. Nur eine halbe Armeslänge näher, und ...
    ... fast wünschte er, der niederstürzende Felsbrocken hätte ihn erschlagen. Dann wäre es vorbei gewesen, noch ehe es richtig begonnen hatte.
    Welche Ursache das Beben auch immer haben mochte, Tikal war sicher, daß er es nicht einmal dann wirklich begriffen hätte, wäre es ihm möglich gewesen, alles mit eigenen Augen mitanzusehen. Vielleicht war es ja eine Gnade, daß er es nicht konnte .
    Auch dieser Gedanke vermochte ihn nicht zu trösten. Was er er-lebte, die Art und Weise, wie er es zu erleben gezwungen war - hilflos und blind -, all dies war schlicht entsetzlich und solcherart beklemmend, wie es sich ein Sehender niemals vorstellen konnte.
    Das Donnern sich bewegender, verschiebender Erd- und Gesteinsmassen riß jetzt nicht mehr ab.
    Ein Sturm tobte um Tikal her, wie er ihn nie zuvor erlebt hatte.
    Und wie er ihn nie mehr erleben würde .
    * 
    In Mayab geboren zu werden hatte seit jeher geheißen, zum Leben verdammt zu sein.
    Für einen allzu flüchtigen Moment hatte es den Anschein gehabt, als könnten sich die Dinge für das Volk zum Besseren wenden, nun endlich, da die Tyrannen, unter deren Herrschaft zwanzig Generationen gelitten hatten, nicht mehr waren.
    Die Unsterblichen waren gestorben, das Volk befreit von ihrem Joch!
    Aber die so gewonnene Freiheit erwies sich als trügerisch. Denn nach wie vor waren die Menschen gefangen hinter jenem Wall, den nichts und niemand zu durchbrechen vermochte und der Mayab seit einem halben Jahrtausend vor der Außenwelt gleichsam abschottete.
    Und nun schien es zudem noch, als wäre selbst diese Freiheit nur von geringer Dauer. Der Tod mochte zwar die vampirischen Despoten hingerafft haben, zufrieden schien er damit jedoch nicht zu sein. Unersättlich, einem Moloch gleich würde er erst ruhen, wenn alles Leben aus Mayab getilgt war.
    Angst lag in der Luft wie ein Gift, das jeden traf. Es trieb die Menschen auf, und nie zuvor hatte solche Unruhe, ja Panik in Mayab geherrscht. Nicht
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