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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan
Autoren: Gayle Lynds
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haben? Drei vom äußersten rechten Flügel, drei vom äußersten linken. Falls wir mit unserer Vermutung richtig liegen und falls diese Leute mit den Aufzeichnungen des Carnivore erpresst wurden …«
    »Demnach muss zwischen den Kongressabgeordneten, Robert Childs, Kanzler Raab und Ihnen irgendein Zusammenhang bestehen. Vielleicht sollten Sie auf die Forderungen des Erpressers eingehen, Helios. Immerhin hat er Ihnen mit dem Tod gedroht. Er verlangt ja auch nichts wirklich Gravierendes. Nur eine kleine Abänderung dieses neuen Abkommens zwischen der EU und den USA …«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, nein !«, platzte Mellencamp heraus und fiel danach in steinernes Schweigen. Er hatte Kronos nur das Nötigste darüber erzählt, dass er erpresst wurde, nicht mehr. Er war nicht bereit, sich weiter darüber auszulassen.
    Aber Kronos war in Gedanken bereits wieder zum eigentlichen Problem zurückgekehrt und fuhr fort: »Was ist Ihnen allen gemeinsam? Sie kommen aus verschiedenen Ländern. Aus unterschiedlichen Bereichen, obwohl Sie natürlich alle in irgendeiner Form in der Politik tätig sind. Alle von Ihnen sind Männer. Weiße in hohen Positionen. Wir wissen, dass Sie oder Ihre Frau den Carnivore engagiert haben.«
    »Lassen Sie bitte meine Frau aus dem Spiel«, knurrte Mellencamp. Ruth war inzwischen fünf Jahre tot, aber er trauerte immer noch um sie. Sie hatte sich in ihrer Jugend zu einem Fehltritt hinreißen lassen. Zusammen mit einem Freund hatte sie den Carnivore damit beauftragt, einen Senator, der ihre jüngere Schwester vergewaltigt hatte, aus dem Verkehr zu ziehen. Der Senator und sein einflussreicher Vater, der sich immer schützend vor ihn gestellt hatte, kamen bei einem Segelunfall im Mittelmeer ums Leben.
    Kronos fuhr fort: »Unsere Ermittler haben herausgefunden, dass der Carnivore Verbindungen zu Raab und zu zwei der sechs Kongressabgeordneten hatte. Um Geld scheint es dem Erpresser jedenfalls nicht zu gehen. Steckt hinter dem allen ein ausgeklügelter Plan, oder haben wir es hier nur mit den Schrullen eines Verrückten zu tun?«
    »Wenn wir das nur wüssten«, sagte Mellencamp müde.
    »Unsere Leute kommen in dieser Sache einfach nicht weiter. Sie sagen, es ist, als suchte man im Nebel nach einem Geist. Die Person, in deren Besitz sich die Aufzeichnungen befinden, scheint genau zu wissen, wie sie sich unserem Zugriff entziehen kann. Was wieder einmal die Frage aufwirft: Sind Sie ganz sicher, dass die Tochter des Killers nichts weiß?«
    Plötzlich wieder hellwach, setzte sich Mellencamp auf. »Fast hundertprozentig sicher.«
    Die Stimme war kalt, geschäftsmäßig. »Sie ist das letzte noch lebende Bindeglied zum Carnivore. Sie muss eliminiert werden, bevor sie uns schaden kann.«
    Das war es, was Mellencamp befürchtet hatte. »Jeder Todesfall zieht unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich«, sagte er. »Wenn wir sie umbringen lassen, erhöht das die Gefahr, dass man eines Tages uns auf die Schliche kommt. Deshalb wäre es für uns wesentlich besser – wesentlich sicherer –, sie für unsere Zwecke einzuspannen.«
    Das zog ein überraschtes Schweigen nach sich.
    Als Mellencamp es schließlich brach, schlug er einen desinteressierten Ton an. Er wollte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, als bäte er um einen Gefallen. Kronos würde verhandeln wollen, aber hier gab es nichts zu verhandeln. »Wenn wir es geschickt anstellen, könnte sich Sansborough sogar als außerordentlich nützlich erweisen. Vielleicht sogar von entscheidender Bedeutung, wenn wir doch noch auf einen Hinweis stoßen, wer die Aufzeichnungen hat, oder wenn sie sich an etwas erinnert, dessen Wichtigkeit ihr nicht bewusst ist. Wie Sie selbst gesagt haben, ist sie unser letztes Bindeglied.«
    »Möglicherweise«, gab die Stimme am anderen Ende der Leitung zu. »Haben Sie schon etwas Bestimmtes im Sinn?«
    »Natürlich.« Mellencamp lächelte in sich hinein. »Versetzen Sie sich doch mal in ihre Lage. Im Moment weiß Sansborough nicht, wie es weitergehen soll, und sie ist wahrscheinlich ziemlich niedergeschlagen. Ihre beiden Eltern sind tot, ihr Mann kam schon vor längerer Zeit ums Leben. Sie hat keine Geschwister, und wegen des Lebens, das sie geführt hat, hat sie außer ihrer Cousine in Kalifornien auch keine richtigen Freunde.«
    »Sarah Walker, stimmt. Ich erinnere mich. Und?«
    »Am meisten wünscht sie sich, wieder für Langley zu arbeiten, denn das ist es, was sie am besten kann. Damit ist sie vertraut, damit fühlt sie sich
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