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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben
Autoren: Alexandra Ivy
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sein?«, stieß Abby hervor.
    »Was soll ich denn sagen?«, fragte er krächzend.
    Sie bemühte sich, sich zu konzentrieren. Großer Gott. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um... um an so etwas zu denken.
    »Etwas Klareres als >die Dunkelheit<.«
    Es folgte ein Moment des Schweigens, als ob er mit sich selbst kämpfte. Aber schließlich blickte er ihr direkt in die Augen.
    »Also gut. Die Dämonenwelt spricht vom Fürsten der Finsternis, aber in Wahrheit handelt es sich dabei nicht um ein echtes Lebewesen. Es ist eher ein... Geist, so wie der Phönix ein Geist ist. Eine Essenz der Macht, die von den Dämonen beschworen wird, wenn diese ihre dunklen Fähigkeiten verbessern wollen.«
    »Und der Phönix tut diesem Fürsten etwas an?«
    »Die Anwesenheit des Phönix unter den Sterblichen hat den Fürsten aus dieser Welt verbannt. Sie sind zwei Gegensätze. Beide können sich nicht zur gleichen Zeit auf derselben Ebene befinden. Nicht, ohne dass beide vernichtet werden.«
    Nun ja, das schien etwas Gutes zu sein. Der erste Hoffnungsschimmer an einem sehr düsteren Tag.
    »Also keine Dämonen mehr?«
    Er zuckte mit einer Schulter. »Sie leben noch, aber ohne die spürbare Präsenz des Fürsten sind sie geschwächt und chaotisch. Sie finden sich nicht länger zusammen, um in Scharen anzugreifen, und sie jagen nur selten Menschen. Sie wurden in den Schatten gezwungen.«
    »Das ist gut, nehme ich an«, meinte Abby langsam. »Und Selena war diese Barriere?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Er blinzelte angesichts der abrupten Frage. »Warum?«
    »Warum wurde sie ausgewählt?«, stellte Abby klar. Sie war sich nicht sicher, warum sie das überhaupt kümmerte. Sie wusste nur, dass ihr das im Moment wichtig zu sein schien.
    »War sie eine Hexe?«
    Merkwürdigerweise schwieg Dante einen Augenblick lang, fast so, als ob er darüber nachdachte, ihre Frage nicht zu beantworten. Das war lachhaft, nach allem, was er ihr bereits verraten hatte. Was konnte denn schon schlimmer sein als die Tatsache, dass sie von einem Vampir gefangen gehalten wurde? Oder dass die Person, die alle unheimlichen, schlimmen Dinge in der Nacht ferngehalten hatte, jetzt tot war?
    »Sie wurde eigentlich nicht ausgewählt, sondern von ihrem Vater geopfert«, gestand Dante schließlich widerwillig.
    »Sie wurde von ihrem Vater geopfert?«
    Abby blinzelte überrascht. Zum Teufel, sie hatte immer gedacht, ihr Vater sei der Favorit für den Scheißkerl des Jahres. Er war ein brutales Arschloch gewesen, dessen einzige Leistung es gewesen war, seine Familie für eine Flasche Whisky fallen zu lassen.
    Allerdings hatte er Abby nicht einer Horde wahnsinniger Hexen zum Fraß vorgeworfen.
    »Wie konnte er sowas tun?«
    Dantes elegante Gesichtszüge versteinerten sich vor uralter Wut. »Ganz einfach. Er war mächtig, reich und daran gewöhnt, in allen Dingen seinen Willen zu bekommen. Oder zumindest war es so, bevor ihn die Krankheit befiel. Im Gegenzug für seine Heilung gab er den Hexen seine einzige Tochter.«
    »Meine Güte, wie furchtbar!«
    »Ich nehme an, er dachte, es sei ein gerechter Handel. Er wurde geheilt, und seine Tochter wurde unsterblich.«
    »Unsterblich?« Abby hielt den Atem an. Plötzlich schöpfte sie wieder Hoffnung. »Dann lebt Selena noch?«
    Dantes Gesicht nahm einen noch härteren Ausdruck an.
    »Nein, sie ist definitiv tot.«
    »Aber wie...?«
    »Ich weiß es nicht.« Seine Stimme klang rau und ließ seine unterdrückten Gefühle erahnen. »Zumindest noch nicht.«
    Abby biss sich auf die Unterlippe und versuchte, ihren schmerzenden Kopf dazu zu bringen, sich die Folgen eines solchen Todes vorzustellen.
    »Dann ist der Phönix verschwunden?«
    »Nein, er ist nicht verschwunden. Er ist...« Ohne Vorwarnung sprang Dante mit einer fließenden Bewegung auf und drehte den Kopf in Richtung der geschlossenen Tür. Ein angespanntes Schweigen erfüllte den Raum, bevor er schließlich den Blick wieder auf Abbys erschrockenes Gesicht richtete.
    »Abby, wir müssen gehen. Jetzt sofort.«

Kapitel 3
    Dante verfluchte heftig seine Dummheit.
    341 Jahre lang hatte er als Hüter für den Phönix fungiert. Nicht freiwillig und nicht ohne brodelnden Zorn über sein Los, aber mit absoluter Hingabe. Diese Hexen hatten dafür gesorgt.
    Aber nun, da die Gefahr auf ihrem Höhepunkt war, entdeckte er, dass er kaum in der Lage war, sich auf die Bedrohung zu konzentrieren, die sehr nahe war.
    Ungeduldig strich er sein zerzaustes Haar zurück. Verflucht, es war wirklich kein
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