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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben
Autoren: Rachel Caine
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haben sich etwas zu sagen.« Sie wandte sich um und schaute ihn an. »Genau wie wir.«
    Sie schluckte schwer und nickte. Shanes Hände lagen auf ihren Schultern und sein Blick wurde ruhig und eindringlich.
    »Geh nicht da raus«, sagte Shane.
    Das war eigentlich das, was sie zu ihm hatte sagen wollen. Sie blinzelte überrascht.
    »Du hast mir meine Paranoia geklaut«, sagte sie. »Ich wollte eigentlich geh nicht sagen. Aber du gehst ja sowieso, egal was ich sage, nicht wahr?«
    Das brachte ihn ein wenig aus dem Konzept. »Nun, ja, natürlich gehe ich, aber...«
    »Aber nichts. Ich gehe mit Amelie, das ist in Ordnung. Und du? Du gehst mit dem härtesten Wrestlingteam da raus, um in einem Cage-Match zu kämpfen oder so. Das ist nicht dasselbe.«
    »Seit wann interessierst du dich für Wrestling?«
    »Halt die Klappe. Das ist nicht der Punkt und das weißt du genau. Shane, geh nicht .« Claire flehte ihn regelrecht an.
    Aber es reichte nicht.
    Shane strich ihr über das Haar und beugte sich vor, um sie zu küssen. Es war der süßeste, zärtlichste Kuss, den er ihr je gegeben hatte, und all die angespannten Muskeln in Nacken, Schultern und Rücken schmolzen dahin. Es war ein Versprechen ohne Worte, und als er sich schließlich zurückzog, strich er ihr sanft mit dem Daumen über die Lippen, wie um es zu besiegeln.
    »Da ist etwas, was ich dir sagen muss«, sagte er. »Ich habe nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet.«
    Sie waren in einem Zimmer voller Menschen, Morganville versank im Chaos und wahrscheinlich hatten sie keine Chance, den Sonnenaufgang noch zu erleben, aber Claire fühlte, wie ihr Herz kurz aussetzte und dann zu rasen begann. Die Welt um sie herum schien stillzustehen. Er würde es sagen.
    Shane beugte sich zu ihr vor, so nah, dass seine Lippen ihr Ohr berührten. Dann flüsterte er: »Mein Dad kommt wieder in die Stadt.«
    Das war nun so gar nicht das, was sie sich erhofft hatte. Claire zuckte erschrocken zurück und Shane legte ihr die Hand auf den Mund. »Nicht«, flüsterte er. »Sag jetzt nichts. Wir dürfen nicht darüber reden, Claire. Ich wollte nur, dass du es weißt.«
    Sie durften nicht darüber sprechen, weil Shanes Vater in Morganville als Staatsfeind Nr. 1 galt und ganz oben auf den Fahndungslisten stand, und mit jeder Unterhaltung über ihn riskierte man - zumindest hier -, von feindlichen untoten Ohren belauscht zu werden.
    Nicht dass Claire ein Fan von Shanes Vater gewesen wäre; er war ein eiskalter brutaler Mensch, der Shane benutzt und missbraucht hatte, und eigentlich fand sie die Idee, ihn hinter Gitter zu sehen, nicht wirklich erschreckend... außer dass sie wusste, dass sich Amelie und Oliver nicht damit begnügen würden, ihn ins Gefängnis zu stecken. Shanes Vater wäre dem Tod geweiht, wenn er zurückkäme. Dem Tod durch Verbrennen. Und Claire würde sich dann zwar seinetwegen nicht unbedingt die Augen ausheulen, aber sie wollte nicht, dass Shane das durchmachen musste.
    »Wir besprechen das später«, sagte sie.
    Shane schnaubte. »Du meinst wohl, du wirst mich deshalb anbrüllen. Glaub mir, ich weiß genau, was du sagen wirst. Ich wollte nur, dass du es weißt, für den Fall...«
    Für den Fall, dass ihm etwas zustößt. Claire versuchte, die Frage so zu formulieren, dass sie sich nicht verriet, falls jemand sie belauschte: »Und wann kann ich mit ihm rechnen?«
    »Die nächsten Tage, wahrscheinlich. Aber du weißt ja, wie es ist. Ich wurde nicht eingeweiht.« Shanes Lächeln hatte jetzt etwas Finsteres und Schmerzliches an sich. Er hatte sich seinem Dad schon einmal widersetzt, wegen Claire, und das bedeutete, dass er das Band zum letzten noch lebenden Angehörigen, den er auf der Welt hatte, zerschnitten hatte. Claire bezweifelte, dass sein Dad das vergessen hatte oder jemals vergessen würde.
    »Warum jetzt?«, flüsterte sie. »Das Letzte, was wir jetzt brauchen, ist...«
    »Hilfe?«
    »Er ist uns keine Hilfe. Er ist das Chaos schlechthin!«
    Shane deutete auf die brennende Stadt. »Schau es dir gut an, Claire. Wie viel schlimmer kann es noch werden?«
    Noch eine ganze Ecke , dachte sie. Shane hatte in Bezug auf seinen Vater irgendwie noch immer eine rosarote Brille auf. Es war schon eine ganze Weile her, seit sein Dad aus der Stadt verschwunden war, und vermutlich hatte er sich selbst eingeredet, dass der Typ gar nicht so übel war. Womöglich bildete er sich jetzt ein, dass sein Dad angerauscht käme, um sie zu retten.
    Das würde nicht geschehen. Frank Collins war ein
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