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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder
Autoren: Ellery Queen
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bis aufs Blut zu quälen. Wenn schon für nichts anderes, so bin ich doch bekannt für meine Hartnäckigkeit; so gab Ellery schließlich, bevor ich abfuhr, voller Verzweiflung nach. Er nahm mich mit in seine Bibliothek, verschloß die Tür und nahm sich einen alten Aktenschrank vor. Nach bedächtigem Suchen schaffte er es endlich, das hervorzubringen, was ich schon lange in seinem Besitz vermutet hatte. Es handelte sich um ein verblichenes Manuskript, das, wie von Ellery nicht anders zu erwarten, in blaues Juristenpapier eingebunden war.
    Ein Streit brach aus. Ich wollte seine geliebten italienischen Gestade mit dem Manuskript in meinem Koffer verlassen, während er darauf bestand, das fragliche Objekt in seinem Aktenschrank verborgen zu halten. Der alte Richard wurde von seinem Schreibtisch weggezerrt, wo er gerade eine Abhandlung über »Amerikanisches Verbrechertum und Methoden zu seiner Aufdeckung« für eine deutsche Zeitschrift schrieb, um den Streit beizulegen. Mrs. Queen hielt den Arm ihres Mannes fest, als er kurz davor stand, die Episode mit einem kunstgerechten Faustschlag abzuschließen; Djuna gluckste vor sich hin; und sogar Ellery Jr. ließ sein Patschhändchen lange genug vom Mund weg, um etwas in der ihm eigenen Gurgelsprache anzumerken.
    Das Ende vom Lied war, daß ›Der mysteriöse Zylinder‹ sich bei meiner Rückkehr in die Staaten in meinem Gepäck befand. Jedoch nicht ohne Bedingungen – Ellery ist ein sonderbarer Mensch. Man zwang mich dazu, feierlich und bei allem, was mir heilig ist, zu schwören, daß die Identität meiner Freunde und aller wichtigen Personen des Buches mit Pseudonymen verschleiert wird und daß – unter Androhung sofortiger Annullierung – ihre Namen für immer der Leserschaft vorenthalten bleiben werden.
    Folglich sind also »Richard Queen« und »Ellery Queen« nicht die wahren Namen dieser Herren. Ellery selbst wählte die Namen aus; und ich sollte sofort hinzufügen, daß die Namen bewußt so ausgewählt wurden, daß sie den Leser, der es unternehmen sollte, den richtigen Namen über offensichtliche Hinweise in der Form eines Anagramms auf die Spur kommen zu wollen, in die Irre führen.
    ›Der mysteriöse Zylinder‹ basiert auf Akten, die tatsächlich in den Polizeiarchiven der Stadt New York vorhanden sind. Ellery und sein Vater haben wie üblich gemeinsam an dem Fall gearbeitet. Zu diesem Zeitpunkt seiner Laufbahn hatte Ellery einen nicht unbedeutenden Ruf als Autor von Detektivromanen. Getreu dem Leitspruch, daß die Fiktion oft noch von der Wirklichkeit übertroffen wird, machte er es sich zur Gewohnheit, Aufzeichnungen von interessanten Kriminalfällen zum eventuellen späteren Gebrauch in seinen Mordgeschichten anzufertigen. Der Fall mit dem Zylinder faszinierte ihn dermaßen, daß er sich ungewöhnlich ausführliche Notizen machte; bei Gelegenheit verarbeitete er das Ganze zu einem Roman, den er auch veröffentlichen wollte. Sofort danach jedoch wurde er wieder in eine neue Ermittlung verwickelt, die ihm kaum die Möglichkeit für andere Aufgaben ließ. Und als dann dieser letzte Fall erfolgreich abgeschlossen war, erfüllte sich Ellerys Vater, der Inspektor, einen lebenslangen Traum – nämlich sich zur Ruhe zu setzen und mit Sack und Pack nach Italien zu gehen. Ellery, der im Verlauf dieser Untersuchung 1 auf die Frau seiner Träume gestoßen war, wurde von einem quälenden Verlangen getrieben, etwas »Großes« in der Literatur zu leisten. Italien klang für ihn sehr idyllisch. Mit dem Segen seines Vaters verheiratete er sich, und begleitet von Djuna zogen die drei fort in ihre neue europäische Heimat. Das Manuskript blieb völlig vergessen, bis ich es retten konnte.
    Über eine Sache würde ich gerne noch einige Worte verlieren, bevor ich dieses arg umständliche Vorwort beende.
Ich habe es immer schon als äußerst schwierig empfunden, Fremden die besonders enge Bindung zu erklären, die zwischen Richard und Ellery Queen, wie ich sie hier nennen muß, bestand. Zum einen sind die beiden alles andere als unkomplizierte Charaktere. Richard Queen, in zweiunddreißigjährigem New Yorker Polizeidienst in Ehren ergraut, verdiente sich seine Streifen weniger durch Eifer als durch außergewöhnliche Beherrschung des polizeilichen Ermittlungsverfahrens. Anläßlich seiner geradezu brillanten kriminalistischen Leistungen im jetzt schon lange zurückliegenden Mordfall Barnaby-Ross 2 hieß es, daß »Richard Queen mit diesem Meisterstück seinen Ruhm begründet
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