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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See
Autoren: Danella Utta
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tanzen, sind dann wohl so etwas wie Eifersucht?«
    »So was Ähnliches.«
    »Ja, was machen wir denn da? Ich möchte dem alten Herrn nicht das Leben vergällen. Da werde ich Sie wohl zurückbringen müssen.«
    »Ich tanze aber gern mit Ihnen.«
    Das tat mir gut. »Ganz meinerseits«, sagte ich. Das stimmte. Sie war weich und zart und zierlich in meinem Arm, ich spürte ihre kleinen Brüste ein wenig, sie roch gut, ihr silber-blondes Haar kitzelte mich manchmal an der Nase. Es war einfach ein hübsches Gefühl, so einen jungen Mädchenkörper nahe bei sich zu haben. Schließlich hatte ich lange genug davon geträumt. Sicher, es mußte vielleicht nicht gerade die sein. Und die Geschichte mit dem alten Herrn störte mich etwas. Aber so sehr auch wieder nicht. Ich kam zwar aus dem Urwald, aber nicht vom Mond, ich hatte lange genug in München gelebt und kannte Schwabing bestens. C'est la vie, so ist das Leben nun einmal. Spendable alte Herren waren für süße junge Mädchen zeitweise ganz brauchbar und nützlich. Die zahlten ein neues Kleidchen und ein paar schicke Schuhe, vielleicht sogar mal ein Armbändchen, wenn's hochkam einen Pelzmantel, und viel Unheil konnten sie nicht mehr anrichten, die alten Herren. An den jungen Mädchen wurde nichts Wichtiges abgenutzt, und zu ihrer Zeit wurden brauchbare kleine Ehefrauen aus ihnen. Kein Grund zur Aufregung.
    Jetzt war die Kellnerin am Tisch bei Vati. Er zahlte.
    »Schade«, seufzte die Kleine. »Die Flasche ist noch halb voll. Und ich trinke so gern Sekt.«
    »Ja, wir könnten ja dann vielleicht morgen«, sagte ich. »Oder heute noch? Was passiert denn, wenn Sie jetzt gehen? Sind Sie – ich meine, bleiben Sie zusammen?«
    »Was glauben Sie denn? Er bringt mich heim, und dann muß er auch nach Hause. Er ist schließlich verheiratet.«
    »Na dann! Ist doch ganz einfach. Wir müssen ihn ja nicht ärgern. Er sieht eigentlich recht lieb aus.«
    »Doch«, gab sie zu, »ist er auch.«
    »Also, dann lassen Sie sich schön nach Hause bringen, und nachher treffen wir uns wieder und trinken noch eine Bottle. Ist doch ganz einfach. Mir ist auch noch nicht nach Schlafengehen zumute. Wissen Sie, ich bin seit drei Jahren das erstemal wieder in München. Heute erst angekommen.«
    »Heute erst?« staunte sie. »Woher denn?«
    »Aus Indien«, sagte ich und ließ es möglichst bescheiden und alltäglich klingen. Aber es machte sich gut.
    Und verfehlte auch seine Wirkung nicht.
    »Ui«, machte sie, »ist ja toll. Das müssen Sie mir erzählen. Sie wollen also wirklich noch heute …?«
    »Ja. Falls Sie nicht zu müde sind.«
    »Nö. Ich bin nicht müde. Also, dann passen Sie mal auf …«, die Musik dudelte die letzten Akkorde, und sie flüsterte mir hastig zu, in welchem Lokal in welcher Straße ich sie in einer halben Stunde erwarten dürfte.
    Dann lieferte ich sie bei ihrem väterlichen Freund ab, machte eine tiefe Verbeugung, bedankte mich bei ihm mit gewählten Worten. Diesmal nickte er kurz und ungnädig, legte ihr, nachdem sie sich gesetzt hatte, besitzergreifend die Hand auf den Arm. Und fünf Minuten später brachen sie auf. Sie hatte nicht einmal mehr zu mir hergeschaut, gab mir auch keinen Abschiedsblick. Dafür hatte sie eifrig dem Alten gelauscht, verständig genickt, als er auf sie einsprach, ihm liebevoll zugelächelt. Ach, Mann Gottes, geh nach Hause zu deinem dir angetrauten Eheweib, ehe sie sich noch mehr graue Haare deinetwegen anärgert, sei nett zu ihr und finde dich mit deiner Altersklasse ab.
    Na ja, ich hatte gut reden. Erst mal abwarten, wie ich mich in dreißig Jahren benehmen würde.
    Mit Erika, das wurden hübsche Tage in München. Und Nächte. Sie war wirklich ein süßes Kind. Lauschte mit großen Augen meinen indischen Erzählungen, fand mich schick und kolossal aufregend – so ihre eigenen Worte –, ließ sich von mir ein neues Frühjahrskostüm schenken, denn es hörte schließlich auf zu regnen, und eine wunderbare Frühlingssonne ließ die Kastanien aufblühen, dann den Flieder und machte die Vöglein zwitschern. Wir gingen Hand in Hand im Englischen Garten spazieren, küßten uns sehr häufig, bummelten des Tags und des Nachts die Leopoldstraße entlang, sahen den Malern zu, die dort ihre Produkte ausstellten, als es wärmer wurde, wir tanzten in den kleinen Schwabinger Lokalen, tranken jede Menge Sekt, und schließlich kam sie auch mit, mein hübsches Zimmer in der Pension zu besichtigen. Es gefiel ihr so gut, daß sie gleich die ganze Nacht
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