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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition)
Autoren: Stella Gemmell
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gefährlichen Gierwehr, dem kleinen Hellespont, dem Düsteren Wasser und schließlich in den unzählige Wegstunden entfernten Ozean.
    Beim Klang der barschen Stimme hinter ihm sprang Elija rasch auf.
    » Lija, Emly. Wir gehen.«
    Der neue Tag begann.
    Der Anführer des heutigen Suchtrupps hieß Malvenny. Er war groß, was in den Hallen von Nachteil war, hatte ein langes, dünnes Gesicht und eine schiefe Hakennase. Emly behauptete, er hätte grüne Augen. Er besaß die unangenehme Gewohnheit, den Leuten direkt ins Gesicht zu sehen, während Elija Malvenny stets auf die Brust blickte, wenn er mit ihm sprach.
    Er folgte dem Mann unmittelbar auf dem Fuß, Emly rechts an seiner Seite, und hielt sich im flackernden Licht von Malvennys Fackel. Sie waren zu siebt und nur der Heimleuchter am Schluss hatte ebenfalls eine Fackel. Natürlich hatten sie viele Fackeln dabei, aber in den belebten Hallen machten sie nur sparsam davon Gebrauch.
    Der Marsch zum Gierwehr dauerte mehr als eine Stunde, und von dort brauchten sie noch länger bis zu ihren Suchgründen. Malvenny hatte ihnen nicht gesagt, wohin sie gehen würden, das war sein Vorrecht. Er war der Anführer, und er hatte die Lebensmittel. Aber Elija wusste, dass sie dichter am Wehr weniger finden würden. Er vertraute Malvenny. Elija ging zuversichtlich durch die Dunkelheit, während er Emlys kleine Füße betrachtete und ihre heiße Hand in seiner spürte.
    Sie erreichten Missetäters Kreuz, eine feste Brücke aus geteerten Tauen und Planken, die zum Hauptkanal führte. Sie überquerten sie, wie Rubin immer gesagt hatte, mit Respekt.
    Und wie immer blieb Elija einen Moment in der Mitte stehen, beugte sich über die dicken Taue und blickte hinab in den Wohinnergeht, einen Seitenarm des Hauptstroms, der, das wussten sie alle, kurz nach der Brücke tief in ein riesiges Loch in die Eingeweide der Erde hinabstürzte. Niemand wagte sich in den Wohinnergeht-Tunnel. Er führte nur in die Dunkelheit und in den Tod.
    » Geh weiter, Junge!«, sagte jemand barsch hinter ihm. Es war der Letzte der Gruppe.
    Elija sah beim Gehen auf seine Füße und dachte über Essen nach, was er immer tat, wenn ihn nicht gerade etwas anderes beschäftigte. Er überlegte, was Malvenny dabeihaben könnte. Maisfladen und Dörrfleisch, vielleicht sogar getrocknete Früchte, wenn sie Glück hatten. Einmal hatte der große Mann ihnen sogar Eier gegeben, steinhart und in würzigen Essig eingelegt. Sie waren alle darüber hergefallen, entzückt über diese Abwechslung beim Essen. Heute jedoch sah Malvennys Beutel traurig dünn aus.
    Am letzten Redepunkt legten sie eine Pause ein. Dahinter machte das ohrenbetäubende Brausen des Gierwehres jedes Gespräch unmöglich. Sie setzten sich, und Malvenny nahm den Beutel von der Schulter. Er verteilte frisches Wasser und dünne Weizenfladen. Alle verschlangen die Fladen schweigend. Elija spürte, wie sein Magen das Essen aufnahm und rieb sanft Emlys Rücken, während sie ihren Weizenfladen aß.
    Dann verstaute Malvenny seinen Becher wieder im Beutel, räusperte sich und spuckte in den Fluss. » Wir gehen zu den Westlichen Gestaden.« Die anderen akzeptierten diese Mitteilung kommentarlos, abgesehen von dem Mann mit der barschen Stimme. Er war ein Neuling, dessen Name Elija nicht kannte.
    » Wo ist das, Mann? Wie weit ist es bis dahin?«
    » Es ist ein weiter Weg. Aber dort gibt es gute Funde, manchmal sogar richtige Schätze.«
    » Wie weit ist weit?«
    » Wir überqueren das Gierwehr«, erklärte Malvenny, » dann gehen wir durch die nächste Halle hinauf zur anderen Seite. Es ist eine lange Steigung, aber dort ist es trocken.« Er wühlte erneut in seinem Beutel, als wolle er weitere Fragen unterbinden.
    Er hatte die Wahrheit gesagt. Die Gestade stiegen tatsächlich lange an, dann fielen sie wieder ab. Aus diesem Grund war es dort häufig erheblich trockener als an anderen Orten, und man fand schneller Dinge. Sogar Schätze, genau wie Malvenny gesagt hatte. Emly hatte irgendwann dort eine Silbermünze und eine Scherbe gelbes Glas gefunden. Aber ebenso stimmte es, dass es dort gefährlicher war. Wenn eine Flut kam, ausgelöst durch einen starken Regensturm in der fernen Außenwelt, dann wurden die Westlichen Gestade zur Falle. Bevor irgendein Kloaker überhaupt bemerkte, dass das Wasser stieg, war es bereits zu spät.
    Der barsche Mann, der sich jetzt Bartellus nannte, hatte in der Welt oben viele Namen gehabt. Die Welt hatte ihn Shuskara genannt. Sie hatte ihn Vater
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