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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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nicht aus dem Blick verlieren: Pradeep trug einen Sprengstoffgurt, der irgendwie mit dem GPS-Empfänger an seinem Handgelenk verbunden war. Offensichtlich war er kein williger Mittäter, kein Selbstmordattentäter
aus Überzeugung. Wenn er langsamer wurde, explodierte der Sprengstoff, und ebenso, wenn er von der Marathonstrecke abwich, von den eingegebenen Koordinaten. Und aus irgendeinem Grund musste Pradeep anscheinend auch in der Nähe des Botschafters bleiben, möglicherweise, weil der einen ähnlichen GPS-Empfänger trug.
    Plötzlich vibrierte Leilas TETRA-Handy in seiner Hand. Einige Läufer drehten sich wegen des lauten Klingeltons zu ihm um.
    »Leila?«, sagte er und bemerkte die Panik in seiner eigenen Stimme. Er musste jetzt unbedingt die Ruhe bewahren.
    »Hast du versucht, mich anzurufen?«, erkundigte sie sich.
    »Nein.«
    »Lass es auch besser, okay?«, verlangte sie. »Bitte. Ruf nicht an. Die haben ein Problem mit TETRA. Bist du noch bei ihm?«
    »Ja.« Marchant sah hinüber zu Pradeep, brachte ein Lächeln zustande und zog sich dann ein paar Meter von ihm zurück, bis er außer Hörweite war.
    »Pass genau auf«, sagte Leila. »Ich bin mit Thames House verbunden. Der MI5 hat jemanden in Greenwich aufgegriffen und ihn den ganzen Morgen in die Mangel genommen. Du musst dir das GPS-Gerät vom Botschafter holen.«
    »Warum?«
    »Weil es genauso läuft, wie du gesagt hast. Der GPS-Empfänger des Asiaten ist via Bluetooth mit dem Gürtel verbunden. Allerdings glauben wir, der Sprengstoff kann auch durch Munroes GPS gezündet werden.«

    »Wenn Munroe langsamer wird, meinst du?«, fragte Marchant.
    »Ja.«
    Marchant dachte daran, was Pradeep gesagt hatte und wie er betont hatte, er dürfe sich nicht vom Botschafter entfernen. »Oder wenn die Verbindung zwischen den beiden GPS-Geräten unterbrochen wird, wenn sie getrennt werden«, fügte Leila hinzu. »Die Techniker arbeiten gerade an einer Lösung.«
    Im Hintergrund hörte Marchant andere Stimmen. Er stellte sich die Szene in Thames House, dem Hauptquartier des MI5, vor, wo die Neuigkeiten über die Situation die Runde machten, wo ständig ranghöhere Beamte eintrafen, bis der Diensthabende seinen Platz für Harriet Armstrong räumen musste, die Generaldirektorin des britischen Inlandsgeheimdienstes, die maßgeblich daran beteiligt gewesen war, seinen Vater aus dem Amt zu jagen. Leila würde immer weniger mit einbezogen werden, insbesondere, nachdem seine eigene Verwicklung in die Angelegenheit bekannt würde. Das war ein Albtraum für den MI5: Man musste sich auf einen Agenten des MI6 verlassen, und noch dazu auf einen, dessen Zuverlässigkeit stark angezweifelt wurde. Das würde ihre schlimmsten Verdächtigungen gegen die Rivalen von der anderen Flussseite nur bekräftigen. Und dann würde sich der US Secret Service einmischen und alte Grabenkämpfe neu aufflammen lassen.
    »Wie steht es mit den Amerikanern?«, erkundigte sich Marchant. »Haben die schon übernommen?«
    »Bislang nicht. Sie wollten Munroe rausholen, und wir sollten den Attentäter in eine Seitenstraße bringen, in der
sich nicht so viele Menschen aufhalten. Aber das Risiko, dass Unbeteiligte zu Schaden kommen, ist zu groß. Wir wissen nicht, wie schnell der Gurt hochgeht, wenn Munroe sich davon entfernt.«
    »Ich übernehme also das GPS des Botschafters. Und dann?«
    Leila zögerte. »Ihr beide lauft weiter, während sie in Cheltenham versuchen, die Satellitensignale zu manipulieren.«
    »Die versuchen es?«
    »Sie würden dich lieber rausnehmen und jemand anderes an deine Stelle setzen.«
    »Na, das kann ich mir vorstellen.«
    »Aber das würde Zeit kosten, die wir nicht haben.«
    »Pradeep ist ziemlich außer Atem.«
    »Ich weiß. Wir haben jetzt die Bilder vom BBC-Hubschrauber über euch.«
    Den hatte Marchant vollkommen vergessen, weil er hoch über ihnen schwebte. Armstrong konnte sie also sehen, dachte er. Niemals würde er ihr und den anderen vom MI5 verzeihen, was sie seinem Vater angetan hatten. Stephen Marchant hatte sein Leben dem Geheimdienst gewidmet, und auf dem Höhepunkt seiner Karriere wurde er eines Vergehens beschuldigt, das er bei anderen immer zutiefst verachtet hatte. Manche Menschen starben an gebrochenem Herzen; seinen Vater hatte die Scham hingerafft, nur wenige Wochen nachdem man ihn gezwungen hatte, von seinem Chefposten zurückzutreten. Für seinen Vater hatte es nichts Wichtigeres gegeben als Loyalität. Selbst die besten Aktivposten, die Informanten, die er
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