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Der Mann mit der dunklen Maske

Der Mann mit der dunklen Maske

Titel: Der Mann mit der dunklen Maske
Autoren: Heather Graham
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der für seinen Edelmut im Dienste Ihrer Majestät im Sudan zum Ritter geschlagen worden war. Aber das war nicht die Wahrheit. Es würde in ihrem Leben niemals so etwas geben wie eine gesellschaftlich anerkannte Heirat oder Ähnliches. Und wenn sie sich nicht vorsah, würde die Wahrheit irgendwann ans Licht kommen.
    Und diese Wahrheit war bitter. Ihre Mutter hatte den Lebensunterhalt für sich und ihre kleine Tochter als Prostituierte verdient. Sie war in Whitechapel gestorben. Sicher hatte sie immer und immer wieder von einem anderen Leben geträumt. Aber sie hatte sich verliebt und war in Londons East End gestrandet. Enterbt und mittellos. Tess Jardinelle starb in denselben Straßen, in denen sie auch gearbeitet hatte. Damals war Camille neun Jahre alt, und wer auch immer Camilles Vater war, er hatte sich schon lange aus dem Staub gemacht. Wenn Tristan nicht zufällig an jenem Tag vorbeigekommen wäre …
    „Ralph“, sagte sie mit einem tiefen Seufzer, „erklär es mir einfach.“
    „Das Tor stand offen“, begann er.
    „Es stand offen?“ hakte sie nach.
    „Nun ja … nein, es war verschlossen. Aber die Mauer hat schon bessere Tage gesehen, und das war dann doch eine große Versuchung für einen Abenteurer wie Tristan.“
    „Abenteurer!“
    Ralph wurde rot, aber er verbesserte sich nicht. „Hunde gab es keine. Es war früher Abend. Man erzählt sich zwar von Wölfen, die durch die Wälder um Schloss Carlyle streifen, aber du kennst Tristan. Er meinte, dass wir uns einfach reinwagen sollten, es einfach versuchen.“
    „Ich verstehe. Um einen schönen Spaziergang im Mondschein zu machen?“
    Nervös zuckte Ralph mit den Schultern. „Na ja, Tristan meinte, vielleicht würden da ein paar Schmuckstücke herumliegen … so am Boden … für die man ein Vermögen kriegen könnte, wenn man sie an die richtigen Leute verkauft. Das ist alles. Er hatte wirklich nichts Böses im Sinn. Er glaubte, er würde vielleicht etwas finden, das jemand wie der Earl of Carlyle gar nicht vermissen würde, das aber eine Menge Geld bringt, wenn man es richtig verkauft.“
    „Auf dem Schwarzmarkt!“
    „Er will doch nur das Beste für dich, Camie. Und da ist dieser junge Mann im Museum, der sich so für dich interessiert.“
    Camille rollte mit den Augen. Sie konnte nicht anders. Ralph spielte auf einen gewissen Sir Hunter MacDonald, Berater von Lord David Wimbly und offizieller Leiter der Sektion für Altertümer, an. Er hatte diesen Posten wegen seiner Erfahrung bei ägyptischen Ausgrabungen bekommen, aber ohne Zweifel auch wegen der gewaltigen Summen, die er dem Museum spendete.
    Hunter war nicht unattraktiv. Eigentlich sah er sogar ziemlich gut aus. Groß, mit breiten Schultern, er war charmant und bereits zum Ritter geschlagen. Obwohl sie seine Begleitung genoss, war sie doch vorsichtig. Trotz seines Charmes, seiner ständigen Schmeicheleien und Versuche, ihr näher zu kommen, vergaß sie niemals die Umstände ihrer Geburt. Sie wusste, dass Hunter sich für sie interessierte, aber das hatte keine Zukunft. Egal, wie angenehm seine Komplimente und schmeichelnden Worte waren, Camille war sicher, dass sie keine Frau war, die ein solcher Mann seiner Mutter vorstellen würde.
    Und sie wollte entweder alles oder nichts. Sie wollte sich nicht Hals über Kopf verlieben und sich von ihrer Leidenschaft leiten lassen. Camille beabsichtigte, ihren Stolz, ihre Würde und ihre Position zu behalten. Koste es, was es wolle.
    „Ich will keinen Mann, der nicht wirklich an mir interessiert ist, Ralph.“
    „Das ist gut und richtig, Camille. Aber wir leben in einer Gesellschaft, in der nur Abstammung und Reichtum zählen.“
    Fast hätte sie laut aufgestöhnt. „Ein Lebenslauf voller Verhaftungen und Gefängnisstrafen oder ein Vormund mit Wohnsitz im Gefängnis von Newgate wird mir weder zu Reichtum noch zu einer guten Abstammung verhelfen, Ralph.“
    „Komm schon, Camille, bitte. Wir haben nichts wirklich Schlechtes vorgehabt! Manche Gesetzlose und Wegelagerer werden sogar in Legenden verehrt, weil sie den Reichen genommen und den Armen gegeben haben. Wir gehören nun mal leider zu den Armen.“
    „Und viele Gesetzlose und Wegelagerer haben auch schon am Galgen gehangen“, sagte sie mit blitzenden Augen. „Ich habe versucht, und zwar mit der Geduld einer Heiligen, euch beiden zu erklären, dass Stehlen nicht nur böse ist, sondern vor allem illegal.“
    „Ach, Camie, Mädchen“, sagte Ralph traurig. Er senkte den Blick. „Könnte ich
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