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Der Mann am Strand

Der Mann am Strand

Titel: Der Mann am Strand
Autoren: Henning Mankell
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Wallander, als das Schweigen allzu drückend wurde. "Und wir müssen Kontakt mit seiner geschiedenen Frau aufnehmen. Ich selbst werde versuchen herauszufinden, was er hier unten gemacht hat, in Ystad und Svarte. Wen hat er getroffen? Wir sehen uns heute nach-mittag wieder und stimmen unsere Ergebnisse miteinander ab."
    "Eins frage ich mich", sagte Rydberg. "Kann ein Mensch ermordet werden, ohne selbst davon zu wissen?"
    Wallander nickte. "Es ist ein interessanter Gedanke", sagte er. "Jemand gibt Göran Alexandersson unbemerkt ein Gift, das erst eine Stunde später wirkt. Ich werde Jörne danach fragen."
    "Wenn er es weiß", murmelte Rydberg. "Da wäre ich nicht so sicher."
    Die Sitzung war beendet. Sie gingen auseinander, nachdem sie die Arbeit unter sich verteilt hatten. Wallander stellte sich mit einer Kaf-feetasse in der Hand ans Fenster und versuchte zu entscheiden, womit er anfangen sollte.
    Eine halbe Stunde später setzte er sich in sein Auto und fuhr nach Svarte hinaus. Der Wind war etwas schwächer geworden. Die Sonne schien durch die aufreißenden Wolken. Wallander hatte zum erstenmal in diesem Jahr das Gefühl, daß der Frühling endlich auf dem Weg war. Als er an den Ortsrand von Svarte kam, hielt er an und stieg aus. Hierher ist Göran Alexandersson gekommen, dachte er. Er traf am Morgen ein und fuhr am Nachmittag nach Ystad 13
    zurück. Beim viertenmal wurde er vergiftet und starb auf dem Rücksitz eines Taxis.
    Er ging in Richtung Ortsmitte. Viele der Häuser auf der Strandseite der Straße waren Sommerhäuser und jetzt verbarrikadiert.
    Auf seinem Weg durch den Ort begegnete Wallander nur zwei Menschen. Die Verlassenheit des Ortes bedrückte ihn plötzlich. Er machte kehrt und ging schnell zurück zum Auto.
    Als er schon den Motor angelassen hatte, entdeckte er eine alte Frau, die sich an einem Blumenbeet in einem Garten neben dem Wagen zu schaffen machte. Er stellte den Motor wieder ab und stieg aus. Als er die Wagentür zuschlug, schaute die Frau in seine Richtung.
    Wallander ging zum Zaun und hob die Hand zum Gruß. "Ich hoffe, ich störe Sie nicht", sagte er.
    "Hier stört niemand", sagte die Frau und sah ihn neugierig an.
    "Ich heiße Kurt Wallander und bin Kriminalbeamter in Ystad", sagte er.
    "Ich kenne Sie", sagte die Frau. "Habe ich Sie nicht in einem Diskus-sionsprogramm im Fernsehen gesehen?"
    "Ich glaube kaum", erwiderte er. "Aber leider hat es dann und wann Bilder von mir in der Zeitung gegeben."
    "Agnes Ehn", sagte die Frau und reichte ihm die Hand.
    "Wohnen Sie das ganze Jahr über hier?" fragte Wallander.
    "Nur im Sommerhalbjahr. Ich komme Anfang April hier heraus. Und bleibe bis Oktober. Im Winter wohne ich in Halmstad. Ich bin pensio-nierte Lehrerin. Mein Mann ist vor ein paar Jahren gestorben."
    "Es ist schön hier", sagte Wallander. "Schön und still. Jeder kennt jeden."
    "Ich weiß nicht", sagte sie. "Es kann auch so sein, daß man seinen eigenen Nachbarn nicht kennt."
    "Ihnen ist nicht zufällig ein Mann aufgefallen, der in der vergangenen Woche ein paarmal mit dem Taxi nach Svarte gekommen ist? Und der am Nachmittag wieder von einem Taxi abgeholt wurde?"
    14
    Ihre Antwort überraschte ihn. "Er hat von meinem Telefon aus das Taxi bestellt", sagte sie. An vier Tagen hintereinander. Wenn es wirklich derselbe Mann war."
    "Hat er gesagt, wie er hieß?"
    "Er war sehr höflich."
    "Und hat sich vorgestellt?"
    "Man kann höflich sein, auch ohne seinen Namen zu nennen."
    "Und er bat Sie darum, Ihr Telefon benutzen zu dürfen?"
    "Ja."
    "Hat er sonst noch etwas gesagt?"
    "Ist denn etwas passiert?"
    Wallander fand, daß es keinen Grund gab, ihr nicht zu sagen, was passiert war. "Er ist tot."
    "Das ist ja schrecklich. Und was ist geschehen?"
    "Das wissen wir nicht. Im Moment wissen wir nur, daß er tot ist. Können Sie sagen, was er hier in Svarte gemacht hat? Wen er besucht hat? Und in welche Richtung ging er? War er in Begleitung? Alles, woran Sie sich erinnern können, ist wichtig."
    Wieder überraschte sie ihn mit ihrer klaren Antwort. "Er ging unten am Strand spazieren. Hinter meinem Haus führt ein Pfad hinunter zum Strand. Dem folgte er. Dann ging er in westlicher Richtung. Und er kam erst am Nachmittag zurück."
    "Er ging am Strand spazieren? War er allein?"
    "Das weiß ich wirklich nicht. Der Strand macht eine Biegung. Vielleicht hat er da hinten jemanden getroffen, wo ich es nicht mehr sehen kann."
    "Hatte er irgend etwas bei sich? Eine Tasche oder ein Paket?"
    Sie schüttelte den
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