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Der Mann am Strand

Der Mann am Strand

Titel: Der Mann am Strand
Autoren: Henning Mankell
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Hansson, nachdem er aufgelegt hatte. "Sowohl mit seiner Sekretärin als auch mit seinem engsten Mitarbeiter. Sie sind natürlich geschockt.
    Aber sie konnten mir wenigstens sagen, daß Göran Alexandersson seit sechs Jahren geschieden ist."
    7
    "Hatte er Kinder?"
    "Einen Sohn."
    "Dann müssen wir den ausfindig machen."
    "Das geht nicht", antwortete Hansson.
    "Warum nicht?"
    "Weil er tot ist."
    Wallander konnte sich oft über Hanssons umständliche Art, etwas auf den Punkt zu bringen, aufregen. Dies war ein solcher Fall.
    "Tot? Wieso tot? Muß man dir alles aus der Nase ziehen?"
    Hansson versuchte, seine Notizen zu entziffern. "Sein einziges Kind, ein Sohn, starb vor fast sieben Jahren. Anscheinend war es irgendein Unglücksfall. Ich blicke noch nicht ganz durch."
    "Hatte dieser Sohn möglicherweise einen Namen?"
    "Bengt."
    "Hast du gefragt, was Göran Alexandersson in Ystad wollte? Oder in Svarte?"
    "Er hat gesagt, er wolle eine Woche Urlaub machen. Er wollte im Hotel König Karl wohnen. Er kam vor vier Tagen her."
    "Dann fahren wir jetzt ins Hotel", sagte Wallander.
    Sie durchsuchten Alexanderssons Hotelzimmer über eine Stunde, ohne irgend etwas von Interesse zu finden. Der Koffer war leer. Die Kleider waren ordentlich in den Schrank gehängt. Ein Extrapaar Schuhe.
    "Kein Stück Papier", sagte Wallander nachdenklich. "Nicht ein Buch.
    Nichts."
    Dann nahm er den Telefonhörer ab und fragte in der Rezeption nach, ob Göran Alexandersson selbst telefoniert oder Telefongespräche empfangen oder Besuch gehabt habe. Die Antwort war eindeutig.
    Niemand hatte Zimmer 211 angerufen. Niemand war zu Besuch gekommen.
    8
    "Er hat ein Hotelzimmer hier in Ystad", sagte Wallander. "Aber er ruft aus Svarte ein Taxi. Fragt sich, wie er dahin kam."
    "Ich frage bei den Taxiunternehmen nach", sagte Hansson.
    Sie fuhren ins Präsidium zurück. Wallander stellte sich ans Fenster und betrachtete abwesend den Wasserturm auf der anderen Straßenseite. Er dachte an Mona und Linda. Vermutlich saßen sie in irgendeinem Standrestaurant und aßen zu Abend. Aber worüber sprachen Sie? Bestimmt darüber, was Linda jetzt anfangen wollte. Er versuchte, sich ihr Gespräch vorzustellen. Aber alles, was er hörte, war das Rau-schen des Heizkörpers. Er setzte sich an den Schreibtisch, um einen vorläufigen Bericht abzufassen, während Hansson mit den Taxiunternehmen in Ystad telefonierte. Bevor er anfing, ging er jedoch noch einmal in den Eßraum und nahm sich ein paar Stück Gebäck, die verloren auf einem Teller lagen.
    Es war fast acht, als Hansson an seine Tür klopfte und eintrat. "Er ist in den vier Tagen, die er schon hier in Ystad war, dreimal nach Svarte gefahren", sagte Hansson. "Er hat sich am Ortsrand absetzen lassen.
    Am frühen Morgen ist er rausgefahren und am Nachmittag hat er ein Taxi gerufen."
    Wallander nickte abwesend. "Das ist ja nicht verboten", sagte er.
    "Vielleicht hatte er da draußen eine Geliebte?"
    Wallander stand auf und trat ans Fenster. Der Wind war stärker geworden. "Wir lassen ihn durch unsere Register laufen", sagte er nach einer Weile. "Mein Gefühl sagt mir, daß es nichts bringt. Aber zur Sicherheit. Und dann können wir nur das Obduktionsergebnis abwarten."
    "Es war bestimmt ein Herzinfarkt", sagte Hansson.
    "Bestimmt", sagte Wallander.
    Anschließend fuhr er nach Hause und machte eine Dose Pyttipanna auf. Er hatte schon angefangen, Göran Alexandersson zu vergessen.
    Nachdem er sein kärgliches Mahl verzehrt hatte, schlief er vor dem Fernseher ein.
    9
    Am nächsten Tag ließ Wallanders Kollege Martinsson den Namen Göran Alexandersson durch alle zugänglichen Register laufen. Ohne Ergebnis. Martinsson war der Jüngste in der Kriminalabteilung und für die neue Technik am aufgeschlossensten.
    Wallander widmete den Tag den gestohlenen Luxuswagen, die in Polen herumfuhren. Am Abend besuchte er seinen Vater in Löderup und spielte ein paar Stunden Karten mit ihm. Es endete damit, daß sie sich darüber stritten, wer wem wieviel schuldig war. Auf dem Heimweg im Auto fragte sich Wallander, ob er, wenn er alt wurde, auch so werden würde wie sein Vater. Oder war er ihm schon jetzt ähnlich? Bos-haft, griesgrämig und unfreundlich. Er sollte einmal jemanden fragen.
    Vielleicht nicht gerade Mona.
    Am Morgen des 28. April klingelte Wallanders Telefon.
    Es war die Gerichtsmedizin in Lund. "Ich rufe an wegen einer Person namens Göran Alexandersson", sagte der Arzt. Er hieß Jörne, und Wallander kannte ihn aus seiner
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