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Der Maler und die Lady (German Edition)

Der Maler und die Lady (German Edition)

Titel: Der Maler und die Lady (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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noch einmal um. „Du siehst müde aus, Papa. Ach ja, die neueste Ausgabe von ‚People‘ ist heute gekommen. Sie liegt auf dem Servierwagen. Jetzt ist er erst einmal beschäftigt“, fügte sie an Anatole gewandt hinzu und führte ihn die Treppe hinauf.
    Anatole folgte Lara gemächlich. Sie bewegte sich mit natürlicher Grazie. Die kurzen Zöpfe hüpften auf ihrem Rücken. Die Jeans, vom Tragen an den exponierten Stellen bereits verwaschen, trugen kein Designeretikett auf der hinteren Tasche, und die Schnürsenkel in den Turnschuhen waren verschlissen.
    Leichtfüßig ging Lara über den Flur der zweiten Etage, vorbei an einem halben Dutzend Türen, ehe sie stehen blieb. Sie schaute zuerst ihre Hände und dann Anatole an. „Es ist wohl besser, wenn Sie öffnen. Ich mache den Türknauf schmutzig.“
    Anatole öffnete und fühlte sich in ein anderes Zeitalter versetzt. Wedgewoodblau war die dominierende Farbe. Das Mobiliar, Sessel mit geschnitzten Armlehnen und reichverzierte Tische, stammten aus dem achtzehnten Jahrhundert. Auch hier hingen überall Gemälde, aber diesmal galt seine Aufmerksamkeit der hinter ihm stehenden Frau.
    „Warum haben Sie das gemacht?“
    „Was gemacht?“
    „Na, das Theater an der Haustür.“ Anatole ging zu Lara hinüber, die ihm nicht über die Schwelle gefolgt war. Er schaute zu ihr hinunter und überlegte, dass sie wohl kaum größer als einen Meter fünfzig sein könnte. Zum zweiten Mal fühlte er sich versucht, ihr den Ruß abzuwischen, um herauszufinden, wie sie darunter aussah.
    „Sie sahen so geschniegelt aus, und außerdem waren Sie eindeutig verstimmt.“ Lara lehnte sich mit einer Schulter gegen den Türrahmen. Die gewisse Eleganz, die Anatole eigen war, faszinierte sie, denn der Blick seiner Augen war durchdringend und arrogant. Obwohl sie nicht lächelte, war ihr das Vergnügen, ihn an der Nase herumgeführt zu haben, deutlich am Gesicht abzulesen. „Für Sie stand wohl eindeutigfest, ein geistig minderbemitteltes Hausmädchen vor sich zu haben. Also habe ich mitgespielt. Cocktails werden um sieben serviert. Finden Sie allein nach unten, oder soll ich Sie abholen?“
    Das genügte für den Augenblick. „Ich finde mich schon zurecht.“ „In Ordnung. Ciao, Anatole.“
    Gegen seinen Willen war er von ihr fasziniert und blickte ihr nach, bis sie um die Ecke bog. Vielleicht würde sich Lara Fairchild zu einem ebenso interessanten Fall entpuppen wie ihr Vater. Aber das hatte Zeit.
    Anatole machte die Türe zu und drehte den Schlüssel um. Sein Gepäck war bereits sorgsam neben dem Rosenholzschrank abgestellt worden. Anatole griff nach seinem Aktenkoffer, entriegelte das Kombinationsschoß und öffnete den Deckel. Er holte einen kleinen Sender hervor und drückte auf einen Knopf.
    „Ich bin drin.“
    „Ihr Passwort“, war die Antwort.
    Anatole fluchte leise, aber unüberhörbar. „Möwe. Das ist gewiss das lächerlichste Kodewort, das je benutzt wurde.“
    „Alles Gewohnheit, Anatole. Die Routine muss eingehalten werden.“
    „Aber sicher.“ Nichts hatte auch nur den Anschein von Routine, seit er den Wagen am Ende der kurvenreichen, steilen Zufahrtsstraße abgestellt hatte. „Ich bin in meinem Zimmer, McIntyre. Sie sollen wissen, wie sehr ich mich darüber freue, dass Sie mich in dieses Irrenhaus geschickt haben.“ Noch ehe McIntyre etwas sagen konnte, unterbrach Anatole mit einer Daumenbewegung die Verbindung.
    Ohne sich zu waschen, rannte Lara die Treppen zum Studio ihres Vaters hinauf. Sie riss die Türe auf und warf sie dann mit solcher Wucht ins Schloss, dass sämtliche Farbtiegel und Töpfe im Regal klirrten.
    „Was hast du nun wieder angestellt?“, wollte sie wissen.
    „Ich beginne von neuem.“ Die buschigen Brauen verbissen zusammengezogen, kauerte Philipp Fairchild vor einem feuchten Tonklumpen. „Ein neuer Anfang. Eine Wiedergeburt.“
    „Ich rede nicht von deinen nutzlosen Versuchen, mit Ton zu arbeiten. Ich rede von Anatole Haines“, fuhr sie fort, ehe ihr Vater etwas erwidern konnte, und ging drohend auf ihn zu. Seit langem wusste sie,dass körperliche Größe allein nichts nützt, wenn man nicht auch die Fähigkeit zur Einschüchterung besitzt. Und die hatte sie sich methodisch angeeignet. Sie klatschte beide Handflächen auf seinen Arbeitstisch und baute sich vor ihrem Vater auf, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. „Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, ihn einzuladen und mir kein Sterbenswörtchen davon zu sagen?“
    „Aber,
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