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Der Maler und die Lady (German Edition)

Der Maler und die Lady (German Edition)

Titel: Der Maler und die Lady (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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weiß es sehr zu schätzen, einige Wochen bei Ihnen arbeiten zu dürfen, Mr. Fairchild.“
    „Keine Ursache.“ Der Künstler winkte huldvoll ab, nippte am Drink und setzte sich. Die Geste erinnerte an einen königlichen Gnadenerlass früherer Herrscher.
    Anatole konnte sich eben noch ein Grinsen verkneifen. „Ich freue mich darauf, einige Ihrer Gemälde aus nächster Nähe zu studieren. Aus Ihrer Arbeit spricht unglaubliche Vielfalt.“
    „Ich liebe die Abwechslung“, erwiderte Fairchild und kicherte geschmeichelt. Vom Kamin war deutlich ein verächtliches Schnauben zu hören. „Respektloses Gör“, murmelte Fairchild in sein Glas und blickte das Mädchen finster an. Als Antwort warf sie einen Zopf über die Schulter und ließ die Kaminschaufel geräuschvoll in den Eimer fallen. „Cards!“ Anatole war von Fairchilds plötzlichem Ausruf so erschrocken, dass er fast den Scotch auf seinen Schoß verschüttet hätte.
    „Verzeihung, Sir?“
    „Keine Ursache“, entgegnete Fairchild nachsichtig und brüllte noch einmal. Auf das zweite bellende Rufen betrat die Verkörperung eines Butlers den Salon.
    „Sie wünschen, Mr. Fairchild?“ Die Stimme des Mannes klang gemessen und hatte einen leicht britischen Akzent. Diskret hob sich der dunkle Anzug von seinem weißen Haar und dem blassen Gesicht ab. Er stand aufrecht wie ein Soldat.
    „Cards, kümmern Sie sich um Mr. Haines’ Gepäck. Er bekommt das Wedgewood-Zimmer.“
    „Sehr wohl, Sir.“ Nach einem Blick auf die Frau am Kamin, die kaum merklich mit dem Kopf nickte, stimmte der Butler zu.
    „Und schaffen Sie Mr. Haines’ Malutensilien in Laras Studio“, fügte Fairchild hinzu. Grinsend quittierte er den unterdrückten Protestaufschrei des Aschenbrödels am Kamin. „Im Studio ist genug Platz für euch beide“, erklärte er Anatole, ehe sich sein Gesicht verfinsterte. „Sie wissen ja, meine Tochter ist Bildhauerin. Entwedersteckt sie bis zu den Ellbogen im Ton, oder sie arbeitet mit Holz und Marmor. Ich komme damit nicht zurecht.“ Mit beiden Händen umfasste er das Whiskyglas und beugte den Kopf vor. „Der Himmel ist mein Zeuge, wie sehr ich mich mit Leib und Seele bemüht habe. Und wofür?“, fragte er herausfordernd und riss den Kopf hoch. „Wofür?“
    „Ich fürchte, Sir …“
    „Ich bin ein Versager!“ unterbrach ihn Fairchild aufstöhnend. „Sich in meinem Alter eine Unzulänglichkeit eingestehen zu müssen … Daran bist nur du schuld“, rief er der kleinen dunkelhaarigen Frau zu. „Sieh zu, wie du damit fertig wirst … wenn du es kannst.“
    Das vermeintliche Hausmädchen drehte sich um und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf die Platte vor dem Kamin. Sie rieb sich die Nase und schmierte sich dabei noch mehr Ruß ins Gesicht. „Du kannst mich wohl kaum dafür verantwortlich machen, dass du zwei linke Hände hast und dein Herz nicht bei der Arbeit ist.“ Verschwunden war der breite Akzent. Die Stimme klang melodiös und weich und ließ die Ausbildung an europäischen Schulen erkennen. Anatole kniff die Augen zusammen. „Du willst besser sein als ich“, fuhr das Mädchen fort. „Deshalb bist du zum Scheitern verurteilt, noch ehe du begonnen hast.“
    „Was heißt hier zum Scheitern verurteilt!“ Fairchild war aufgesprungen und tänzelte wieder von einem Bein aufs andere, sodass der Whisky in seinem Glas fast überschwappte. „Philip Fairchild schafft es, du herzlose Göre. Er wird triumphieren. Deine Worte werden dir noch leid tun.“
    „Unsinn.“ Sie gähnte herzhaft. „Du hast deine Fähigkeiten, Papa, und ich habe meine. Finde dich damit ab.“
    „Niemals.“ Theatralisch griff er mit der Hand an sein Herz. „Niemals werde ich mich geschlagen geben.“
    Der Kuss, den sie ihrem Vater auf die Wange drückte, hinterließ eine schwarze Spur.
    „Dein Gesicht ist schmutzig“, brummte Fairchild.
    Das Mädchen zog eine Augenbraue hoch und strich mit einem Finger über seine Wange. „Deins auch.“
    Vater und Tochter lächelten sich an. Einen Augenblick war die Ähnlichkeit so frappierend, dass Anatole sich wunderte, wie er es hatte übersehen können. Lara war Philip Fairchilds einzige Tochter,eine angesehene und auf ihre Art exzentrische Künstlerin. Was um alles in der Welt mochte das Lieblingskind des Jetsets veranlasst haben, sich als Schornsteinfeger zu betätigen?
    „Kommen Sie, Anatole.“ Mit einem unverbindlichen Lächeln trat sie auf ihn zu. „Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.“ An der Tür drehte sie sich
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