Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der magische Turm

Der magische Turm

Titel: Der magische Turm
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
seinen Männern, denn er hasste nichts mehr als Feigheit.
    »Der verdammte Turm zerfällt!« riefen sie.
    Und er rief: »Ich stecke euch den Dämonen eurer Priester in den Rachen, wenn noch einer einen Schritt aus dem Turm hinauszusetzen wagt, bevor dieser Mythor erschienen ist!«
    *
    Coerl O'Marns Geduld und die seiner Männer wurden auf eine harte Probe gestellt. Selbst die Gefangenen waren nahe daran, alle Hoffnung aufzugeben.
    Die Sonne ging unter, und das Zwielicht eines langen Frühwinterabends wurde im Turm zu einer gespenstischen Düsternis, die selbst die Caer, für die der Verkehr ihrer Priester mit Dämonen nichts Ungewöhnliches war, verunsicherte.
    Coerl O'Marn beobachtete es mit einer grimmigen Genugtuung. Er ließ Fackeln entzünden und schickte Wachposten in das nächste Stockwerk, während er den Männern gestattete, von den kalten Vorräten zu essen und auch den Gefangenen zu essen zu geben.
    Wenig später, als die Nacht hereinbrach, kehrten die Posten von oben zurück. Sie hatten Geräusche weiter oben gehört, so als ob jemand herabkomme.
    O'Marn und seine Männer wappneten sich aber mehr für ein Spiel denn für einen Kampf.
    Sie waren dreißig, und sie erwarteten einen Mythor, beladen mit Plündergut und erschöpft von den Kämpfen mit den Verteidigern dieses Turmes.
    Wirklich auf der Hut war nur O'Marn. Es mochte immerhin auch sein, dass dieser Mythor sich mit den Kräften des Turmes zusammengetan hatte und nicht allein kam.
    Aber nach einer Weile näherten sich Schritte eines einzelnen Mannes.
    Einer der Gefangenen, Nottr, der Lorvaner, entwand sich den knebelnden Händen seiner Wache und schrie: »Mythor, pass auf! Es ist eine Falle!«
    Die Schritte verhielten in der Dunkelheit einige Atemzüge lang. Dann erklangen sie erneut, und eine einsame Gestalt kam herab und baute sich grimmig vor den Caer auf.
    Sie trug einen wundersamen Helm aus Gold und Bronze, verziert mit Edelsteinen, die im Fackellicht gleißten.
    »Der Helm der Gerechten!« entfuhr es Nottr.
    Die Caer wichen unwillkürlich einen Schritt zurück vor der grimmigen Entschlossenheit des Ankömmlings.
    »Mythor!« rief Kalathee erleichtert und verzweifelt zugleich.
    »Mythor«, wiederholte O'Marn und starrte auf das Gläserne Schwert, das Mythor hiebbereit hielt. »Die sagenhafte Klinge!«
    Mythors Blick flog über die Szenerie. Nichts deutete darauf hin, dass er beeindruckt war. Nichts deutete auch darauf hin, dass die Abenteuer im Turm ihn erschöpft hatten. Er maß die Anwesenden und nickte ihnen auffordernd zu, als wolle er sagen: Wer zuerst?
    Bewundernd und triumphierend zugleich rief Coerl O'Marn: »Los, Männer! Holt ihn euch! Aber ich will ihn lebend! Hört ihr? Eine Belohnung für den, der mir seine Klinge bringt!«
    *
    Während er nach unten stieg, fiel die Müdigkeit immer mehr von Mythor ab. Mit jedem Stockwerk fühlte er sich kräftiger. Fast war es, als gebe ihm der Turm die Kräfte zurück, die er ihm abverlangt hatte.
    Die Räume waren nun alle leer und glichen alten, verstaubten, verrotteten Grüften.
    Als er in das Stockwerk kam, in dem er auf Merwallon und die anderen gestoßen war, hörte er undeutlich Stimmen von unten herauf.
    Es waren einsame Abenteuer gewesen, und er freute sich, seine Gefährten wiederzusehen. Doch dann stutzte er. Das waren Caer-Stimmen, nicht die seiner Gefährten.
    Er stieg vorsichtig hinab, um sich ein Bild von der Lage zu machen, doch als er sich der letzten Treppe nach unten näherte, rief eine Stimme wild: »Mythor! Pass auf! Es ist eine Falle!« Das war Nottrs Stimme.
    Sie erwarteten ihn also bereits. Und wie es aussah, konnte er von seinen Gefährten keine Hilfe erwarten.
    Eine grimmige Entschlossenheit war in ihm. Er hatte Gefahren überwunden, gegen die ein paar Caer nichts waren. Alton hatte erfolgreich gegen Geister gekämpft. Nun stand ein guter Kampf bevor, in dem wirkliches Blut fließen würde.
    »Mythor!« schrie Kalathee. Es klang voll Hoffnung und Verzweiflung zugleich.
    Mythors Blick flog durch den Raum. Er sah Nottr, Kalathee und Sadagar gefesselt im Hintergrund. Mehr als zwei Dutzend Caer hatten sich ihm zugewandt und zu den Waffen gegriffen. Nahe am Tor stand eine mächtige, gerüstete Gestalt - ein Caer-Ritter, dessen Blick gebannt auf Alton hing.
    Mythor stieg hinab. Er hatte keine Furcht. Wohl war ihm bewusst, dass die Chancen nicht gut standen, aber es war ein Kampf gegen menschliche Gegner. Kein verdammter Caer-Priester war anwesend.
    Wenn es ihm gelang, zu den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher