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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht
Autoren: Ruth Rendell
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Villiers noch drei weitere Sätze über Wordsworth und das Hervortreten der Natur als Quelle künstlerischer Inspiration, dann ging auch er nach Hause. Langsam und vorsichtig fuhr er zu seinem Bungalow nach Clusterwell. Eine halbe Stunde später fuhr Nelleke Doorn, die den Mini mit überdrehtem Motor und quietschenden Reifen über die Dörfer nach Kingsmarkham jagte, in die gleiche Richtung.
    Elizabeth lag mit lotiongetränkten Eyepads auf den Augen im Bett und pflegte ihre Schönheit. Als sie den Jaguar in der Einfahrt hörte, begann sie, sich zum Abendessen umzuziehen.
     
    Sie trug einen hellgrünen Kaftan mit einem Besatz von Halbedelsteinen am Ausschnitt und an den Bündchen.
    »Wie geht’s meiner schönen Frau?«
    »Ausgezeichnet, Liebling. Hast du einen angenehmen Tag gehabt?«
    »So lala. Die Luft in London ist zum Schneiden. Möchtest du einen Drink?«
    »Nur einen kleinen Tomatensaft«, sagte Elizabeth. Quentin schenkte ihr den Saft ein, für sich nahm er einen doppelten Whisky. »Danke, Liebling. Wirklich heiß heute, nicht?«
    »Nicht so heiß wie in London.«
    »Nein, so heiß wohl nicht.«
    »Nicht annähernd so heiß«, bestätigte Quentin. Er lächelte; sie lächelte. Schweigen machte sich breit.
    Quentin brach es. »Ist Nelleke nicht da?«
    »Sie ist mit dem Mini nach Kingsmarkham gefahren.«
    »Dann sind wir also ganz unter uns. Oder kommt jemand zum Cocktail?«
    »Heute abend nicht. Wie du gesagt hast, wir sind ganz unter uns.«
    Quentin seufzte und lächelte. »Eigentlich eine angenehme Abwechslung, einmal ganz unter uns zu sein.«
    Elizabeth gab keine Antwort. Diesmal war das Schweigen lastend und von längerer Dauer. Quentin stand am Fenster und schaute in den Garten.
    »Wir können ruhig schon essen«, sagte Elizabeth schließlich.
    Im Eßzimmer entkorkte er eine Flasche Pouilly Fuissé. Elizabeth trank nur ein Glas.
    »Endlich kühlt es ein wenig ab«, sagte Quentin, während sie die Vichyssoise löffelten. »Bald werden die Nächte wohl länger werden.«
    »Vermutlich.«
    »Ja, ganz gleich, wie heiß es um diese Jahreszeit auch ist, man spürt doch immer einen Hauch von Frost in der Luft.« Elizabeth verzehrte schweigend das kalte Hähnchen. »Aber im großen und ganzen war es ein guter Sommer«, fügte Quentin verzagt hinzu.
    »Im großen und ganzen.«
    Schließlich gingen sie wieder in den Salon.
    »Wieviel Uhr ist es?« fragte Quentin von der Terrassentür her.
    »Kurz vor acht.«
    »Wirklich? Ich hätte gedacht, es sei viel später.« Er ging auf die Terrasse hinaus, um nach seinen Matricarien zu sehen. Elizabeth nahm das Queen Magazine zur Hand und blätterte die Illustrierte gleichgültig durch. Quentin kam zurück und setzte sich ihr gegenüber. “Ob Denys und Georgina wohl noch auf einen Sprung vorbeikommen?«
     
    »Ich glaube kaum.«
    »Ich überlege mir, ob ich mal bei Denys anrufe und frage, ob sie Lust auf eine Partie Bridge haben. Was meinst du dazu?«
    »Wenn du möchtest, Liebling.«
    »Nein, nein, es liegt ganz bei dir.«
    »Mir ist es wirklich so oder so recht.«
    »In dem Fall rufe ich einfach mal bei ihm an«, sagte Quentin und machte seinem aufgestauten Atem in einem langen Seufzer Luft.
     
    Die Villiers kamen, und sie spielten Bridge bis um zehn. »Es sollte nicht zu spät werden, Georgina«, sagte Villiers mit einem Blick auf seine Uhr. »Ich muß noch ein oder zwei Stunden in der Schulbibliothek arbeiten, ehe ich zu Bett gehe.«
    »Was, schon wieder?« fragte Georgina.
    “Ich habe dir doch schon gesagt, daß ich noch etwas nachschlagen muß.«
    Seine Frau warf ihm einen aufsässigen Blick zu.
    »Denys widmet sich eben ganz seiner Arbeit«, sagte Quentin, der Friedensstifter. Er lächelte Georgina freundlich an, als die Frauen aus dem Zimmer gingen. »Apropos widmen«, fuhr er an seinen Schwager gewandt fort. »Würdest du mir etwas in das Buch schreiben?«
    Mit einem kaputten alten Kugelschreiber schrieb Denys Villiers auf das Vorsatzblatt:
    Gedenken unsrer vergangnen Jahre nährt Mein unablässig Preisen...
    Quentin las, und freudige Röte überzog seine Wangen. Er legte Villiers die Hand auf die Schulter. »Jetzt noch signieren« bat er.
    Und so schrieb Villiers unter das Zitat: In brüderlicher Zuneigung, Denys Villiers.
    »Eigentlich müßte es ⊃schwägerliche⊂ Zuneigung heißen - wo doch Ungenauigkeit sonst gar nicht deine Art ist.«
    »Man muß nicht immer alles so verdammt genau nehmen«, fuhr ihn Villiers an und schüttelte die Hand ab.
    Als die Frauen
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