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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir
Autoren: David Wellington
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hoch und rötete ihre Wangen. Wo waren alle diese Leute bloß geblieben? Warum hatte nicht jemand anders Deanna für sie töten können? Während sie hier vor dem Haus gewartet hatten, hatte sie drinnen um ihr Leben kämpfen müssen.
    Dann öffnete sich die hintere Tür des Granola Rollers, und Clara sprang heraus, Knie- und Ellbogenschützer über der Uniform des Sheriff’s Department. Jemand brüllte sie an, sie solle stehen bleiben, aber sie rannte, bis sie die Arme um Caxton geschlungen hatte.
    »Sie haben dich nicht umgebracht«, sagte sie. »Als ich deine SMS bekommen hatte, bin ich sofort zu deinem Haus gefahren.«
    »SMS?«, fragte Caxton. Ja, richtig – sie hatte eine geschickt, bevor sie und Arkeley den Schuppen verlassen hatten. Vor Stunden.
    »Du hast gesagt, du würdest meine Hilfe brauchen, hast bloß vergessen zu erwähnen, worum es eigentlich ging. Ich fuhr zu deinem Haus, und dort sah es aus wie auf einem Kriegsschauplatz. Alles war verwüstet, überall lagen Leichen herum. Die Hunde jaulten wie verrückt.«
    »Die Hunde?«
    Clara nickte. »Sie sind okay. Sie sind jedenfalls nicht verletzt, bloß verängstigt. Ich dachte mir, du willst das wissen.«
    Die Hunde waren okay. Das war doch etwas, eine gute Nachricht, an die man sich klammern konnte. Caxton brauchte mehr davon. Sie brauchte mehr Gutes, mehr Lebenswertes. Irgendetwas, damit sie keinen Nervenzusammenbruch bekam.
    »Als mir klar wurde, dass du nicht da bist, rief ich mein Department und die Trooper und das Bureau of Prisons und jeden anderen an, der mir einfiel.« Claras Miene veränderte sich, von allgemeiner Sorge zu einer ganz konkreten. »Hey«, sagte sie. »Geht es dir gut?«
    Was sollte sie darauf nur antworten? Nach allem, was geschehen war. Nach dem, was sie getan hatte. War sie überhaupt noch ein richtiger Mensch? Sie war sich nicht sicher. »Ich bin … Nein. Mir geht es nicht gut.«
    Clara nickte. »Aber das wird es wieder.« Sie beugte sich vor und drückte ihre Lippen auf Caxtons. Nach dem ersten Moment der Überraschung ergab sich Caxton in die Umarmung. Es fühlte sich an, als würde sie in den Armen der anderen Frau versinken. Von den geparkten Streifenwagen ertönten ein halbes Dutzend schrille Pfiffe und Applaus, aber das war Caxton egal. Es war eine sehr lange Nacht gewesen.
    »Danke. Danke, dass du zu meiner Rettung gekommen bist«, sagte sie.
    Claras Blick war wissend, so wissend. Vielleicht verstand sie sie ja doch ein kleines bisschen. Jedenfalls half es ihr irgendwie, auch wenn Caxton es nicht begriff. Die flackernden Lichter beschienen Claras Gesicht rot, dann grün, dann blau.
    Caxton ging zum Granola Roller und nickte Captain Suzie zu. Sie blickte sich um und entdeckte auch Claras Sheriff. Er befand sich außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs, aber vielleicht hatte die State Police ihn für den Augenblick zum Deputy erkoren. Sie würde sich später Sorgen um den Papierkram machen. »Ich brauche eine Schrotflinte«, sagte sie. Man holte eine aus einem Kofferraum und brachte sie ihr. »In diesem Gebäude hält sich eine unbekannte Zahl an Halbtoten auf«, sagte sie. »Wir müssen sie alle finden. Aber zuerst müssen wir Special Deputy Arkeley dort herausschaffen. Er ist in keinem guten Zustand.« Zu spät begriff sie, dass sie hier keinerlei Autorität hatte – schließlich war sie bloß eine Angehörige der Highway Patrol. »Klingt das akzeptabel?«
    Captain Suzie grinste zu ihr herunter. »Übernehmen Sie die Führung, Trooper.«
    Caxton versammelte sechs schwer bewaffnete Trooper um sich, die alle starke Taschenlampen trugen. Der Weg zu Malverns Privatstation war in ihre Erinnerung eingebrannt, aber sie hasste es trotzdem, sich wieder in die Dunkelheit von Arabella Furnace zu begeben. Sie hatte das Gefühl, als könnte sich in diesen Schatten alles mögliche verbergen. Als sie endlich den Plastikvorhang vor dem Raum erreicht hatten, atmete sie erleichtert auf. Nichts hatte sie angegriffen. Keine bleichen Gestalten waren aus der Dunkelheit gestürzt, um sie in Stücke zu reißen. »Okay, haltet die Trage bereit«, sagte sie und drängte sich durch den Vorhang.
    Es überraschte sie, dass Arkeley aufrecht dasaß. Aber noch überraschender war es, dass Malvern offenbar aus eigener Kraft aufgestanden war.
    Die uralte Vampirin sah nicht völlig geheilt aus, nicht einmal annähernd. Ihre Muskeln waren so trocken und dünn wie Schlingpflanzen im Winter, und sie schmiegten sich an Knochen, die sich deutlich unter
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