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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir
Autoren: David Wellington
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abzufangen.
    Deanna griff zu, und Caxton wurde empor gerissen, noch bevor sie auf dem Boden aufprallte. Die Vampirin versetzte ihr einen Hieb in den Magen, und ihr blieb die Luft weg. Übelkeit schoss in ihr hoch; sie hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Deannas Hand landete auf ihrem Unterarm. Sie fühlte die Knochen dort auf unnatürliche Weise aneinander reiben. Sie verlor die Kontrolle über ihre Hand, die erbärmliche Eisenstange flog durch die Luft und rollte klirrend über den Ziegelboden.
    Caxton hätte nicht einmal mehr stehen bleiben können, wäre sie von einem Gerüst gestützt worden. Sie sackte zusammen, fiel schmerzhaft auf die Knie und hielt sich den Magen. Es fühlte sich an, als wären ihre Eingeweide zerrissen. Deanna hatte ihre Haut nicht verletzt. Da war kein Tropfen Blut an ihr, nicht einmal an ihrer Nase, die taub und heiß und zumindest gequetscht war. Sie hatte schreckliche Schmerzen und das Gefühl, niemals wieder aufstehen zu können. Aber sie blutete nicht.
    Deanna hatte ihren Angriff durchdacht. Sie hatte sorgfältig darauf geachtet, sie in einem Stück zu lassen. »Was willst du von mir?«, ächzte Caxton.
    »Du weißt, was wir wollen. Du weißt, was sie will.« Deanna ging vor Caxton in die Hocke und legte die Arme um die gebeugten Knie. »Wir wollen, dass du dich umbringst und die Sache endlich zu Ende bringst.«
    »Das will sie«, erwiderte Caxton. »Ich habe gefragt, was du willst, Deanna.«
    Deanna legte den Kopf auf die Arme und schaute zur Seite. Sie musste darüber nachdenken. »Wir haben doch bloß einen kleinen Streit, du und ich, das ist alles. Wir können darüber hinwegkommen und uns wieder versöhnen. Ich liebe dich noch immer. Ich will noch immer mit dir zusammen sein. Aber das geht auf keinen Fall, solange du noch ein Mensch bist. Also will ich, dass auch du Selbstmord begehst.«
    Wenn sie darüber nachdachte, klang das gar nicht so schlecht. Es würde alle Schmerzen und alle Furcht beenden. »Ich würde dich für alle Ewigkeit verabscheuen«, sagte sie. »Ich würde dich für das hassen, was du aus mir gemacht hast.«
    Deanna lächelte traurig. »Nein, es tut mir leid, aber das ist nicht wahr. Vielleicht wärst du in der ersten Zeit noch aufgebracht. Aber dann würdest du hungrig werden. Dein Blutdurst wäre größer als der Hass auf mich. Sobald du es geschmeckt hast … Nun, sobald ich es geschmeckt hatte, wusste ich, dass das kein Fluch ist. Schatz, es ist mir egal, ob ich alt und runzelig werde. Es ist mir egal, wie schlimm das Blut schmeckt. Als ich fühlte, wie stark es mich macht, war mir alles andere egal. Dir wird es genauso gehen. Ich verspreche es.«
    Caxton war sich ziemlich sicher, dass sie die Wahrheit sagte. »Aber ich habe solche Angst, Deanna«, gab sie zu. »Du weißt das mit meiner Mom.« In ihrem Augenwinkel bildete sich eine Träne, aber sie unterdrückte sie. Zu übertrieben.
    Deanna streckte die Hand aus und streichelte ihr über das Haar. »Ich weiß. Ich weiß, dass du Angst hast. Aber es dauert doch nur eine Sekunde.« Sie packt Caxtons Arme und hob sie auf die Füße. »Komm. Ich helfe dir.«
    »Nein«, sagte sie. »Lass es mich selbst machen.« Sie war noch immer wackelig auf den Beinen, aber sie hatte sich genug erholt, um gehen zu können. Sie trat zu der Stelle, wo die Eisenstange auf dem Boden lag. »Lass uns ins Mondlicht gehen«, sagte sie. »Ich kann das nicht im Dunkeln.«
    Deannas Lächeln war völlig rein und unschuldig.
    Sie ging zu dem Absperrband und hob die Stange. Deanna hatte sie ziemlich verletzt, hatte aber sorgfältig darauf geachtet, keinen Tropfen Blut zu vergießen. Sie begriff noch nicht genau, warum, aber sie wusste, dass es wichtig sein musste. »Vielleicht sollte ich es so machen«, sagte sie und zog das scharfe Ende der Stange über ihr linkes Handgelenk.
    »Schatz, nein«, keuchte Deanna, hob eine Hand, um sie aufzuhalten. Dann ließ sie sie sinken und starrte bloß noch.
    Schmerz flammte in einer zerrissenen Linie über Caxtons Arm. Eine Rasierklinge hätte einen sauberen Schnitt verursacht, aber die Wunde hätte nicht so stark geblutet. Caxton beobachtete, wie dunkles Blut in der Wunde emporquoll und den schmalen Riss in ihrem Fleisch füllte. Es rann über die Ränder des Schnitts und lief ihr Handgelenk hinunter. Ein Tropfen landete auf dem Ziegelboden, schimmerte schwarz im Mondlicht.
    »Oh, Schatz«, sagte Deanna. Sie starrte das Blut auf Caxtons Arm an.
    »Was ist? Mache ich das falsch?«,
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