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Der letzte Liebesdienst

Der letzte Liebesdienst

Titel: Der letzte Liebesdienst
Autoren: Laura Beck
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als wären sie zu schwer, um sie ganz zu heben. »Niemals«, flüsterte sie mühsam. »Sie war die Liebe meines Lebens, und mit ihr ist die Liebe gegangen. Für immer.«
    »Sie war ein wunderbarer Mensch«, sagte Chris. »Wir werden sie nie vergessen.« Er beugte sich zu Lara hinunter und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Schlaf, wenn du kannst. Ich rufe dich an.«
    Als er sich aufrichtete, hob er Cassiopeia von Amors Rücken und nahm sie auf den Arm. »Komm, Junge«, sagte er zu Amor. »Wir gehen.«

3
    M ajas Gesicht war angeschwollen von all den Tränen, die darübergelaufen waren, während sie Lara und Chris zuhörte. Sie schluckte und versuchte sich zu fassen. »Früher fand ich es immer eine lustige Idee, wenn in Filmen Leute gezeigt wurden, die bei ihrer eigenen Beerdigung zusahen.« Sie wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. »In Wirklichkeit ist es nicht so lustig.«
    »Warst du auf deiner eigenen Beerdigung?«, fragte Anke.
    »Nein.« Maja schüttelte den Kopf. »Das muss in der Zeit gewesen sein, als ich den weißen Weg entlanglief. Bevor ich dich traf. Ich dachte, ich wäre nur ein paar Stunden gelaufen, aber anscheinend waren es Tage.«
    »Zeit hat für uns keine Bedeutung.« Anke stand dicht neben Maja und hatte den Arm um sie gelegt. »Es hätten auch Jahre sein können, die dir wie Minuten vorkamen. In unserem Universum, in der Zwischenwelt, ist nichts mehr so, wie es einmal war.«
    Maja presste die Lippen zusammen. »Mein Vater. Warum hat er Lara das angetan? Ich dachte, er hätte es akzeptiert. Am liebsten würde ich zu ihm gehen und ihm die Meinung sagen.«
    »Wir können die Menschen nicht ändern«, sagte Anke. »Das ist noch genauso wie früher. Deine Eltern waren nicht damit einverstanden, dass du lesbisch bist?«
    »Meine Mutter schon.« Maja seufzte. »Ich meine, sie war zuerst auch überrascht, aber dann war es für sie völlig in Ordnung. Aber mein Vater . . . er hatte da immer seine eigenen Ansichten. Nach einer Weile schien es so, als hätte er sich in sein Schicksal ergeben. Er hat ja gesehen, wie glücklich ich mit Lara war. So ganz verstanden hat er es wohl nie, aber ich dachte, er mochte Lara. Er hat sie immer ein bisschen wie einen Schwiegersohn behandelt.«
    »Das hat sich wohl mit deinem Tod geändert. Er wollte dir wahrscheinlich einen Gefallen tun, solange du lebtest, jetzt ist das nicht mehr nötig.«
    Maja schüttelte den Kopf. »Nie hätte ich das gedacht. Aber wenigstens hat Lara ihre eigenen Eltern. Die sind ganz anders. Sie haben mich aufgenommen wie eine zweite Tochter.«
    Lara schien wieder eingeschlafen zu sein. Anke und Maja betrachteten sie eine Weile.
    »Fiona ist eine Zeit zu ihren Eltern gezogen nach meiner – nachdem ich tot war«, setzte Anke dann an. »Vielleicht wäre das für Lara auch das Beste.«
    »Es würde mich sehr beruhigen, wenn sie nicht allein wäre«, stimmte Maja zu. »Sie hätte das Angebot von Chris und Daniel annehmen sollen.«
    Anke lächelte. »Hättest du es getan? Wenn Lara tot wäre?«
    Maja verzog schmerzvoll das Gesicht. »Es ist so grausam. Sie quält sich so. Irgendwie hatte ich gehofft, dass sie darauf vorbereitet wäre. Sie wusste es ja die ganze Zeit. Ich hatte so gehofft, dass es nicht so schlimm für sie sein würde.«
    Anke nahm sie in den Arm. »Sie hat dich sehr geliebt. Sie kann sich ein Leben ohne dich nicht vorstellen. Bei Fiona war es genauso. Es war vierzehn Tage nach meinem Tod, als ich das erste Mal zu ihr ging. Alles sah so aus, als würde sie immer noch auf meine Ankunft warten. Sie hatte sogar einen Pyjama für mich rausgelegt, als ob ich gleich hereinkommen und ins Bett gehen würde.« Sie schluckte. Auch sie konnte schwer damit umgehen, was sie gesehen hatte, genauso wie Maja.
    »Es sieht so aus, als wollte sie sich nicht aus der Wohnung fortbewegen, weder zu Daniel und Chris noch zu ihren Eltern. Und selbst, wenn sie die Adresse von dieser Gruppe hätte, würde sie wohl auch da nicht hingehen.« Wieder traten Maja Tränen in die Augen. »Was soll ich nur tun? Was kann ich überhaupt tun?«
    Als wäre es eine Antwort auf ihre Frage, klingelte in diesem Moment das Telefon. Obwohl es so ausgesehen hatte, als ob Lara schliefe, hatte sie wohl nur die Augen geschlossen gehabt. Sie stöhnte gequält auf und wälzte sich herum.
    Das Telefon klingelte erneut.
    »Verdammt, Chris . . .« Laras schwach murmelnde Stimme enthielt einen Anflug von Ärger. »Musst du jetzt schon anrufen? Hätte das nicht noch
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