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Der letzte Liebesdienst

Der letzte Liebesdienst

Titel: Der letzte Liebesdienst
Autoren: Laura Beck
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lange gemeinsame Zeit vor uns.« Anke schien sich wieder gefangen zu haben. Sie warf Maja einen fast flirtenden Blick zu. »Fändest du das so furchtbar?«
    Maja musste über Ankes Gesichtsausdruck lachen. »Es ist besser, als allein zu sein«, antwortete sie. »Als ich zuerst auf diesem weißen, endlos scheinenden Weg lief und niemand da war, habe ich mich sehr verloren gefühlt. Als du dann auftauchtest, war ich wirklich froh.« Sie lächelte. »Ob ich allerdings die Ewigkeit mit dir verbringen möchte, da bin ich nicht so sicher.«
    Anke grinste. »Ich fürchte, du hast nicht viel Auswahl. Aber vielleicht kommt es ja auch ganz anders, wenn wir unsere Probleme gelöst haben. Wenn Fiona und Lara wieder glücklich sind.«
    »Ohne uns?« Ein Schatten fiel über Majas Gesicht.
    »Ja, ohne uns.« Auch Anke sah nicht wirklich glücklich aus. »Darauf läuft es nun einmal hinaus.« Sie umfasste Majas Hand ganz fest. »Komm, wir können uns nicht mehr länger drücken. Wir müssen anfangen.« Und sie zog Maja mit sich die Straße hinunter.

2
    L ara nahm das Geräusch nur verschwommen wahr. Alles war irgendwie verschwommen, seit Maja nicht mehr da war. Die Realität war in den Hintergrund getreten, sie klammerte sich an ihre Träume, an ihre Erinnerungen. Nur das Allernötigste drang noch zu ihr durch. So wie jetzt dieses Getrommel, das immer lauter wurde.
    »Mach auf, Lara! Du kannst dich nicht ewig verkriechen!«
    Die Schlafzimmertür war geschlossen, und trotzdem hörte sie die Stimme laut und deutlich, die von der Wohnungstür zu ihr drang.
    »Geh weg«, murmelte sie. »Lasst mich doch alle in Ruhe.« Sie drehte sich im Bett um und erstarrte. Majas Kissen lag direkt vor ihren Augen. Wie viele Nächte hatten sie gemeinsam in diesem Bett verbracht? Aber nun war da nur noch Majas Kissen – ohne Maja. Ihr Geruch schwebte noch darüber, als könne er sich nicht entscheiden, seiner Besitzerin nachzufolgen.
    Ein Brennen in Laras Augen ließ sie blinzeln. Sie hatte keine Tränen mehr, nur noch dieses Brennen, das sie daran erinnerte, wie viele Tränen sie bereits geweint hatte.
    Das Gewummere an der Tür klang nun fast lebensbedrohlich. »Lara! Ich höre Amor winseln. Warst du überhaupt mit ihm draußen?«
    Amor. Ach ja, Amor. Maja hatte den Hund aus dem Tierheim geholt, als Überraschung für Lara. Sie hatten sich beide sofort in den großen, grauen Hund verliebt. Genauso wie umgekehrt. Ein einziger Spaziergang um das Tierheim herum hatte genügt.
    Lara hatte sich zuvor keinen Hund halten können, weil sie den ganzen Tag arbeitete, aber Maja . . . Maja hatte damals gekündigt, nach der Diagnose, hatte ihre eigene Wohnung aufgegeben und war zu Lara gezogen. Sie wollte nicht den kurzen Rest ihres Lebens in einem Reisebüro verbringen und Reisen verkaufen, auch wenn sie dort zuvor sehr glücklich gewesen war. Sie hatte nicht umsonst den Beruf der Reisekauffrau gelernt.
    So war Amor zu ihnen gekommen, Lara war weiterhin arbeiten gegangen, Maja hatte zuhause nach dem Rechten gesehen und täglich gegen ihre Kopfschmerzen angekämpft, um Lara abends nichts merken zu lassen, wenn sie von der Arbeit kam.
    Aber Lara hatte es gemerkt. Den gequälten Ausdruck in Majas Gesicht, das Lächeln, zu dem sie sich zwang, um Lara zu begrüßen. Am liebsten hätte sie in Majas Kopf gegriffen und dieses furchtbare Ding dort einfach herausgeholt, aber das ging nicht.
    Am Anfang hatte sie gedacht, es gäbe eine Möglichkeit zur Heilung, Medikamente, Therapie, eine Operation, aber das waren alles nur Wunschträume. Es gab keine Rettung mehr für Maja, und sie wussten es.
    Lara versuchte Maja das Leben so schön wie möglich zu machen, gemeinsame Ausflüge, sonnige, lachende Tage, Spielen mit Amor, der dafür stets zu haben war und gar nicht mehr aufhören wollte. Er zumindest wusste nicht, was einem seiner Frauchen bevorstand.
    Lara dachte zurück an den Ausritt, den sie gemacht hatten. Maja hatte einen Onkel, der eine kleine Reitschule betrieb. Sie waren hingefahren und hatten den Tag sehr genossen. An diesem Tag schien es, als hätte Maja keine Schmerzen. Sie waren so glücklich gewesen, so maßlos glücklich.
    Sie hatten sich geliebt, als sie nach Hause kamen, stundenlang, in diesem Bett, Lara hörte jetzt noch Majas Seufzen. Jedes Mal, wenn sie sich liebten, war es, als würde der Himmel sich öffnen. Sie waren eins, es gab keine Unterschiede mehr, keine Krankheit, keine begrenzte Zeit.
    Wenn sie nur gewusst hätte, wie begrenzt ihre Zeit
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