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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote
Autoren: Michael Connelly
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haben mit einem Typ von Chrysler gesprochen. Wenn man die Abdeckung entfernt, wie es dieser Junkie getan hat, dann kann das Ding schon wegen statischer Elektrizität losgehen. Unser Toter trug einen Pullover. Vielleicht war das die Ursache. Burns meint, es sei das erstemal, daß ein geladener Pullover jemanden getötet hat.«
    Während Edgar über den Witz seines neuen Partners lachte, dachte Bosch über den Vorfall nach. Er erinnerte sich an ein polizeiliches Rundschreiben, das letztes Jahr zum Thema Airbag-Diebstahl herausgekommen war. Sie waren zu einem begehrten Artikel auf dem Schwarzmarkt geworden. Diebe bekamen bis zu dreihundert Dollar von skrupellosen Reparaturwerkstätten, die sie dann für neunhundert Dollar einbauten. Wenn sie sie vom Hersteller bezogen, war ihr Profit nur halb so hoch.
    »Also ist es damit ein Unfall?« fragte Bosch.
    »Ja, Tod durch Unfall. Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Beide Türen des Wagens waren offen.«
    »Der Tote hatte einen Komplizen.«
    »Genau. Und wenn man ihn findet, kann man Anklage erheben. Nach dem Gesetz, das Tötung beim Begehen schwerer Straftaten betrifft. Also hat die Spurensicherung alle Abdrücke im Auto mit dem Lasergerät sichergestellt. Ich hab’ sie dann zur Abteilung für Fingerabdrücke gebracht und einen der Techniker überredet, sie zu scannen und in den AFIS-Computer einzugeben. Und voilà!«
    »Du hast den Partner?«
    »Volltreffer. AFIS hat eine ziemliche Reichweite. Zum Netz gehört das Identifizierungszentrum des U. S. Militärs in St. Louis. Dort haben wir unseren Typen gefunden. Er war vor zehn Jahren in der Armee. Mit dem Namen haben wir dann beim Kfz-Amt die Adresse bekommen. Wir haben ihn heute festgenommen. Auf dem Weg zum Revier hat er ein Geständnis abgelegt. Er wird für eine Weile aus dem Verkehr sein.«
    »Anscheinend hattest du einen guten Tag.«
    »Es geht noch weiter. Du kennst den wirklich verrückten Teil noch nicht.«
    »Ich höre.«
    »Ich hab’ doch eben erzählt, daß wir mit dem Laser alle Fingerabdrücke im Auto sichergestellt haben.«
    »Ja.«
    »Also, wir haben noch einen Treffer. Diesmal im Verbrechensindex. Ein Fall in Mississippi. Mann, ich wünschte, alle Tage wären so.«
    »Was war der zweite Treffer?« fragte Bosch. Er verlor allmählich die Geduld mit Edgars Fortsetzungsstil.
    »Abdrücke, die vor sieben Jahren vom Südstaatenzentrum für Verbrechensbekämpfung ins System eingespeichert wurden. Das umfaßt fünf Staaten, in denen wahrscheinlich noch nicht einmal halb so viel Menschen leben wie in L. A. Egal … einer der Abdrücke, die wir eingegeben haben, stimmt mit dem eines Doppelmörders aus Biloxi überein. Die Zeitungen haben ihn den Feiertagsschlächter genannt, weil er zwei Frauen am vierten Juli sechsundsiebzig getötet hat.«
    »Der Besitzer des Wagens? Der Typ mit dem Gewehr?«
    »Du hast’s erfaßt. Seine Fingerabdrücke waren auf dem Hackbeil, das in dem Schädel eines der Mädchen steckte. Er war ein bißchen erstaunt, als wir heute nachmittag zurückkamen. Wir sagten zu ihm: ›Wir haben den Komplizen von dem Typen geschnappt, der in deinem Auto abgekratzt ist. – Ach übrigens, Mr. Motherfucker, wir nehmen dich jetzt in Haft wegen eines Doppelmords.‹ Er war total platt, Harry. Du hättest dabei sein sollen.«
    Edgar lachte laut ins Telefon, und Bosch merkte, wie sehr er seinen Job nach nur einer Woche Zwangsbeurlaubung vermißte.
    »Hat er gestanden?«
    »Nein, er hat den Mund gehalten. Man muß schon clever sein, wenn man als Doppelmörder zwanzig Jahre ungeschoren bleibt. Das ist echt eine Leistung.«
    »Stimmt. Was hat er die ganze Zeit getan?«
    »Unauffällig gelebt. Er besitzt einen Eisenwarenladen am Santa Monica Boulevard. Verheiratet, zwei Kinder, ein Hund. Komplette Resozialisation. Aber jetzt geht es zurück nach Biloxi. Hoffentlich mag er die Südstaatenküche, er wird so bald nicht zurückkommen.«
    Edgar lachte wieder. Bosch sagte nichts. Die Geschichte deprimierte ihn. Sie erinnerte ihn an den Beruf, den er nicht mehr ausübte. Sie erinnerte ihn auch an Hinojos’ Bitte, seine Mission zu definieren.
    »Morgen kommen ein paar Leute von der Mississippi-Staatspolizei«, sagte Edgar. »Ich habe eben mit ihnen gesprochen. Die Jungs haben sich echt gefreut.«
    Bosch sagte eine Weile nichts.
    »Harry, bist du noch da?«
    »Ja, ich hab’ nur an etwas gedacht … Das hört sich an wie ein Wahnsinnstag in den Annalen der Verbrechensbekämpfung. Wie hat unser wackerer Führer
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