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DER LETZTE BESUCHER

DER LETZTE BESUCHER

Titel: DER LETZTE BESUCHER
Autoren: Chris Böhm
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etwas auf die Rüc k seite eines zerknitterten Kassenbons kritzelte. Sabine erinnerte sich, dass die andere kurz g e zögert hatte , bevor sie ihr den Zettel gab . Danach, als würde sie es bereits bereuen , hatte Helen sehr eindrin g lich zu ihr gesagt:
    „Aber vielleicht ist es besser, wenn ich dich zuerst a n rufe. Mein Mann mag es nicht, dass ich Besuch b e komme oder telefoniere , wenn er zu Hause ist. “ U nd ganz leise , sodass Sabine es kaum verstehen konnte: „ Er ist wahnsinnig eife r süchtig, musst du wi s sen.“
    Sabine hatte der Freundin d a nn kurzerhand ihre Visite n karte gegeben und sie darauf hingewiesen, dass sie i n zwischen u m gezogen war.
    „ Aber ruf mich bald an, hörst du . V ersprich es mir!“
    Helen hatte nur genickt, und war dann eilig davo n gelaufen.
     
    Das war jetzt fast vier Wochen her, und Helen hatte sich immer noch nicht gemeldet. Deshalb hatte Sabine gestern Abend spontan beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und Helen einfach anzurufen. Sie wählte und hatte Glück. Nach mehrmaligem Läuten wurde der Telefonhörer a b gehoben. Helen war selbst am Apparat und meldete sich mit einem leisen , aber unve r kennbaren „Ja--?“
    Doch noch bevor Sabine etwas sagen konnte, knackte und rauschte es in der Leitung und eine undeutliche Männe r stimme sa g te: „Wer spricht denn dort?“
    Sie zögerte. „Mein Name ist Sabine Schneider, ich bin eine alte Kollegin von Helen. Kann ich bitte mit ihr sprechen? “ Schwe i gen.
    „Hallo?“
    Rauschen. Dann brach die Verbin du ng ab, und die Leitung war tot. Merkwürdig. Sabine drückte die Wah l wiederholung und hörte nur das Besetztzeichen. Danach hatte sie es noch einige Male versucht - mit dem gleichen Ergebnis. Sehr merkwürdig!
    Wer Sabine kannte, wusste, dass sie unglaublich har t näckig war, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Hartnäckig und zielstrebig verfolgte sie die Dinge, die sie sich vorgenommen hatte, und ließ sich von nichts und niemandem davon abbringen. Eine Eige n schaft, die ihr im Beruf bisher immer nützlich g e wesen war, privat aber schon manchen Konflikt heraufb e schworen hatte. Und jetzt hatte sie es sich in den Kopf gesetzt, die alte Verbin du ng mit Helen wieder aufzufrischen und herausz u finden, was zum Teufel mit ihr los war.
    Die Helen, die ihr neulich in der Kleinmarkthalle gege n übergestanden hatte, war nicht mehr dieselbe g e wesen , mit der sie sich früher immer so gut verstanden hatte . Ihre Freundin und Kollegin , ihr bester Kumpel, die genau wie sie ihre Arbeit liebte und mit ihr nach Feie r abend so manches Mal noch um die Häuser gezogen war. Warum hatte sie sich so ve r ändert? Was war passiert?
    Glücklicherweise hatte Helen auf dem Kassenzettel außer ihrer Telefo n nummer auch die Adresse, Mendelssohnstraße 52 , notiert . Die Mendelssohnstraße lag nur einen Katze n sprung von Sabines Büro en t fernt. Deshalb hatte sie sich heute Morgen vorgenommen , die Freundin in der Mittag s pause aufzusuchen. Sie hoffte , Helen allein zu Hause an z u treffen, bevor ihr Mann irgen d wann nach Hause kam . Und wenn nicht, nun dann würde sie bei dieser Gelegenheit wenigstens gleich auch Helens Prachtexemplar von Eh e mann kennenlernen.
    Sabine brauchte mit dem Auto nur wenige Minuten . A llerdings dauerte es dann genau doppelt so lange , bis sie endlich in einer Nebenstraße einen Parkplatz g e funden hatte. Blödsinn, dachte sie, ich hätte besser zu Fuß gehen sollen, das wäre schneller gegangen. Die Wohnung, die sie suchte, lag in einem gepflegten Stilal t bau im zweiten Stock.
    ´ H . Bergmann/ D . B--- ´ stand auf dem abgebrochenen Türschild unten an der Haustür. Na, die könnten sich auch mal ein ordentliches neues Namen s schild leisten , dachte sie. Das sah Helen gar nicht äh n lich. Sie war doch früher immer so ordentlich, ja fast pedantisch g e wesen.
    Sie drückte auf den Klingelknopf. Klingelte nach einer Weile noch einmal und danach ein drittes Mal, bis sie hörte, dass in der Gege n sprechanlage jemand atmete.
    „Hallo, Helen, bist du das? Warum sagst du nichts? Ich bin es, Sabine . “
    Dan n war da plötzlich Helens Stimme, die stockend sagte: „Tut mir leid, Sabine, es geht mir nicht gut heute, ich liege im Bett. Habe Fieber und huste. Es ist besser, du kommst nicht rauf, sonst steckst du dich noch an. Ich rufe dich morgen oder übermorgen an, ve r sprochen . “
    Sabine zögerte. Eine innere Stimme sagte ihr, dass hier irgen d etwas
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