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Der letzte Abend der Saison

Der letzte Abend der Saison

Titel: Der letzte Abend der Saison
Autoren: Ake Edwardson
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eilte ein Zug dahin. Jetzt pfiff er, deutlich und klar, aber doch leise, da der Laut, um zu ihnen zu gelangen, erst bergauf und dann wieder bergab klettern musste.
    Er spürte den Rauch in der Nase, der von der Zigarette stammte, die zwischen den um den Schaltknüppel gelegten Fingern des Onkels steckte. Er wollte nicht, dass ihm schlecht wurde, und er wollte nicht daran denken.
    Sie hatten den Wald verlassen und fuhren jetzt durch die Felder. Die Abende im August kamen eigentlich immer überraschend und der Junge fragte sich, wie weit sie wohl fahren würden, ehe sie umkehren mussten.
    Es waren keine anderen Autos auf der Straße. Bei Bengtssons überquerten sie den Bahnübergang. Trotzdem wird er nicht langsamer, dachte der Junge und kurbelte die Scheibe etwas hoch, als der Schotter von der Straße hereinspritzte.
    »Ist dir kalt?«
    »Nein.«
    »Ich kann die Heizung anmachen.«
    »Nee.«
    Die Straße wurde grober und gleichzeitig weicher. Hier war vor kurzem der Schotterlaster gefahren, es roch nach Lauge und er hörte, wie die Schottersteine gegen das Auto prasselten.
    »Ich habe gedacht, wir könnten zum See hinunterfahren«, sagte der Onkel, schaute zu dem Jungen hinüber und richtete dann den Blick wieder auf die Straße.
    »Ja …«
    »Bist wohl nicht so scharf darauf?«
    »Doch …«
    »Aber nicht so richtig.«
    Der Junge sagte nichts.
    »Möchtest du etwas anderes machen?«
    »Ich habe gedacht, es ist einfach ziemlich lustig … so herumzufahren.«
    »Dann machen wir das«, sagte der Onkel und fuhr schneller und der Junge hörte noch einmal das Pfeifen des Zuges.
     
    »Magst du Rock ’n’ Roll?«
    Der Junge meinte, dass sie mindestens seit einer Stunde unterwegs waren. Jetzt war der Onkel abgebogen und ein Stück auf einer kleineren Straße gefahren. Der Wagen schaukelte und unter den Bäumen war es dunkler geworden.
    Dann wurde es wieder heller, als sie zu einer Weide kamen, und der Junge fragte sich, warum sie wohl stehen blieben. Er sagte nichts. Der Onkel öffnete die Tür auf seiner Seite, zündete sich eine Zigarette an und stellte die Füße auf den Boden.
    »Ja …«, antwortete er, weil er schließlich wusste, was Rock ’n’ Roll war. Er hatte jemanden davon erzählen hören.
    »Hast du schon etwas gehört?«
    Was sollte er jetzt antworten? Er hatte etwas im Radio gehört und ein paarmal in der Jukebox im Café, als sie am Samstagvormittag im Ort gewesen waren. Als er sich ein wenig mit Karl unterhalten hatte. Karl war so alt wie er.
    »Elvis.«
    »Du hast Elvis gehört?«, fragte der Onkel und schob sich aus dem Auto. Er ging zum Gebüsch und der Junge hörte, wie es plätscherte.
    »Aaaah. Musst du nicht mal pinkeln, Lennart?«
    »Nein.«
    »Sicher?«
    »Ja.«
    »Du redest ja nicht gerade viel. Aber Elvis hast du gehört. Welchen Song denn?«
    »Ich weiß nicht …«
    » Surrender liegt auf Platz fünfundzwanzig der englischen Charts. Aber du hast wahrscheinlich einen in der Jukebox im Café gehört, was?«
    »Ich glaube jedenfalls.«
    »Das kann Surrender gewesen sein oder auch Wooden Heart. Es kann auch A Mess of Blues gewesen sein, aber ich glaube nicht, dass sie den im Café jemals hatten«, sagte der Onkel und drehte sich um. »Nein, den haben sie nie gehabt.« Er zog den Reißverschluss hoch.
    Drei Pferde waren vom äußersten Ende der Koppel näher gekommen. Das neugierigste von ihnen hob den Kopf über das Gatter und schnupperte den Tabakgeruch an den Händen des Mannes.
    Er strich dem Pferd über die Mähne, legte seinen eigenen Kopf an den des Tieres.
    Der Onkel hat keine Angst davor, nach Pferd zu riechen, dachte der Junge, ging hin und fühlte die weiche Haut des Pferdes und die Kraft des Körpers dahinter.
    »Der hier arbeitet hart im Wald«, sagte der Onkel und griff in das borstige Haar, das dem Pferd lang und verfilzt um den Hals hing.
    »Howdy, Partner«, flüsterte er in das Ohr des Tieres, ließ es los und drehte sich mit einer schnellen Bewegung in der Hüfte zu dem Jungen um, als würde er nach einer Pistole greifen. Das genügte, um die Pferde nervös werden zu lassen. Alle drei galoppierten davon. Es donnerte weich über den Hügel, der Junge fand, es klänge, als würde der Laut einen Kreis beschreiben und zu ihnen zurückkommen, als die Pferde schon nicht mehr da waren.
    Der Onkel lachte und steckte in einer Bewegung die Waffe ins Halfter zurück, zündete sich eine Zigarette an und fuhr dem Jungen durchs Haar.
    »Howdy, Partner.«
    »Hallo.«
    »Zehn
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