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Der lange Traum vom Glück

Der lange Traum vom Glück

Titel: Der lange Traum vom Glück
Autoren: Emma Luxx Nora Roberts
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Küchentischs stieß. Mit finsterem Gesicht humpelte er auf die schmale Ledermappe zu, die sie zurückgelassen hatte.
    Was zum Teufel stellte die Kleine da an? Weckte ihn in aller Herrgottsfrühe und hinterließ mysteriöse Mappen auf dem Küchentisch. Noch immer ungehalten vor sich hin brummelnd, schnappte er sich das Portfolio und ging wieder in seine Wohnung hinauf. Er brauchte unbedingt einen Kaffee.
    Um in seine eigene Küche zu gelangen, musste er über Berge von alten Zeitungen, Kleidern, Schuhen und für nichtig befundene angefangene Notenblätter steigen. Er warf Freddies Portfolio auf die zugemüllte Arbeitsplatte und kramte in seinen allerhintersten Gehirnwindungen nach den Basisfunktionen seiner Kaffeemaschine.
    Er war einfach kein Morgenmensch.
    Als die Maschine das erste vielversprechende Zischen von sich gab, öffnete er den Kühlschrank und beäugte trübe den Inhalt. Frühstück gab es nicht auf der Speisekarte des „Lower the Boom“, und obwohl es die einzige Mahlzeit war, bei der er sich nicht auf Rio verlassen konnte, waren seine Mittel beschränkt. In dem Moment, in dem er an der Milchtüte roch und würgte, wusste er, dass er Müsli streichen konnte. Er entschied sich stattdessen für einen Knabberriegel.
    Bewaffnet mit einer Tasse Kaffee, setzte er sich an den Tisch, steckte sich eine Zigarette an und zog den Reißverschluss des Portfolios auf.
    Er war fest entschlossen, alles zu verwerfen, was Freddie ihm da in aller Herrgottsfrühe hatte zukommen lassen, auch wenn sie selbst es wichtig genug fand, ihn dafür aufzuwecken. Selbst verwöhnte Kleinstadtgören sollten wissen, dass Bars nicht gerade früh zumachten. Und seit er für seinen Bruder die Spätschicht übernommen hatte, fand Nick selten vor drei Uhr morgens ins Bett.
    Mit einem herzhaften Gähnen schüttelte er den Inhalt aus dem Portfolio heraus. Ordentlich beschriebene Notenblätter flatterten auf den Tisch.
    Das hätte er sich gleich denken können. Die Kleine hatte es sich in den Kopf gesetzt, dass sie beide zusammenarbeiten würden. Und er kannte Freddie gut genug, um zu wissen, dass man, wenn sich einmal ein Gedanke in ihrem Kopf festgesetzt hatte, schon ein Stemmeisen brauchte, um ihn zu lockern.
    Zweifellos hat sie Talent, dachte er. Wie hätte die Tochter von Spence Kimball auch unmusikalisch sein können. Aber er war nicht sonderlich wild auf Teamarbeit. Natürlich stimmte es, dass die Zusammenarbeit mit Lorrey an „Last Stop“ erfreulich gewesen war. Aber Lorrey gehörte auch nicht zur Familie. Und er hatte auch nicht wie die mit Zuckerguss überzogene Sünde geduftet.
    Vergiss es, LeBeck, ermahnte er sich und schob sich sein vom Schlaf zerzaustes volles Haar aus der Stirn, bevor er das erste Blatt zur Hand nahm. Das Mindeste, was er für seine kleine Cousine tun konnte, war, einen Blick auf ihre Arbeit zu werfen.
    Und als er es tat, zog er die Augenbrauen zusammen. Die Musik war von ihm. Irgendetwas, das er nicht zu Ende komponiert hatte, ein paar Noten, die er während eines seiner Familienbesuche in West Virginia flüchtig auf ein Blatt gekritzelt hatte. Jetzt sah er sich wieder an dem Flügel im Musikzimmer des großen Hauses sitzen, Freddie auf der Bank neben sich. War es letzten Sommer gewesen? Oder im Sommer davor? Sehr lange konnte es jedenfalls nicht her sein, weil er sich noch genau daran erinnerte, dass ihm aufgefallen war, wie erwachsen sie geworden war. Er hatte ein paar Probleme gehabt, als sie sich zu ihm herübergelehnt oder ihm aus diesen unglaublich großen, rauchgrauen Augen Blicke zugeworfen hatte.
    Nick schüttelte den Kopf, fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und konzentrierte sich wieder auf die Musik. Sie hat sie überarbeitet, registrierte er und stutzte ein wenig bei der Vorstellung, dass sich jemand an seiner Arbeit zu schaffen machte. Und sie hatte einen Text dazu geschrieben, Worte, die auf die romantische Stimmung, die die Musik herbeizauberte, haargenau passten.
    „Immer nur Du“ hatte sie es überschrieben. Während die Melodie in seinem Kopf ertönte, begann er die Notenblätter einzusammeln, ließ seinen angebissenen Knabberriegel liegen und ging ins Wohnzimmer ans Klavier.
    Zehn Minuten später telefonierte er mit dem Waldorf und hinterließ die erste von mehreren Nachrichten für Miss Frederica Kimball.
    Es war später Nachmittag, als Freddie mit roten Wangen und schwer bepackt mit Einkaufstüten in ihre Suite zurückkehrte. Ihrer Meinung nach hatte sie einen herrlichen Tag
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