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Der Küss des schwarzen Falken

Der Küss des schwarzen Falken

Titel: Der Küss des schwarzen Falken
Autoren: Barbara McCauley
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ihrem Arm. Fünfzehn Sekunden Auszeit, bat sie im Stillen. Sie musste erst wieder zu Verstand kommen, nachdem ihre Gedanken auf Abwege geraten waren.
    Grace gab sich einen Ruck. “Rand, es muss heute ein schwerer Tag für Sie alle sein. Wenn Ihre Mutter mich nicht ausdrücklich gebeten hätte zu bleiben, wäre ich auch längst verschwunden. Es tut mir leid, dass ich ausgerechnet heute hier hereingeplatzt bin. Vergessen Sie bitte, warum ich gekommen bin, und betrachten Sie mich einfach als einen ganz normalen Gast Ihrer Mutter.”
    Rand schwieg. Es hatte wenig Zweck, Grace zu erklären, dass seine Mutter seit Ewigkeiten keine Gäste mehr gehabt hatte.
    “Nimm die Finger aus dem Kartoffelsalat, Sam, oder es gibt was hinter die Ohren”, ertönte Marys Stimme aus der Küche.
    “Aber, Mom, ich wollte ihn doch nur abschmecken.”
    “Samuel Sloan, willst ausgerechnet du mir erzählen, wie mein Kartoffelsalat schmecken muss?”
    Grace hörte ein Geräusch wie ein Klatschen und riss erschrocken die Augen auf.
    “Genau!”, meldete sich Matts Stimme. “Du hast keine Ahnung. Lass mich mal probieren.” Noch ein Klatschen. “He, ich hab doch gar nichts gemacht!”
    Irgendetwas polterte. “Gut so, Matt, halt sie fest. Ich schnapp mir die Schüssel. Draußen wird geteilt.”
    Rand schloss kurz die Augen. Seit endlosen Zeiten hatte es das nicht mehr gegeben. Solange Edward Sloan am Leben gewesen war, war in diesem Haus so gut wie nie gelacht oder herumgealbert worden. Es sei denn, er war mal wieder zum Angeln unterwegs gewesen oder auf der Jagd. Nur dann hatte man frei atmen und sich bewegen können, wie man wollte, ohne dass er einen gleich angeschrien hatte.
    Obwohl Grace ahnte, dass der ganze Tumult Spaß war, war sie etwas unsicher, was sie davon halten sollte. Fragend sah sie Rand an. “Sollten Sie nicht besser hingehen und eingreifen?”
    Rand tat so, als überlege er einen Augenblick. “Keine schlechte Idee. Während die drei beschäftigt sind, könnte ich unbemerkt mit dem Schokoladenkuchen verschwinden. Sie steigen schon mal in den Wagen und lassen den Motor laufen. Ich sage Ihnen, es lohnt sich. Der Schokoladenkuchen meiner Mutter ist absolute Spitze.”
    “Schokoladenkuchen!”, fiel Grace begeistert ein. “Aber wenn ich den Fluchtwagen fahre, wird halbe-halbe gemacht.”
    Rand musste lächeln. Dabei machte er eine merkwürdige Entdeckung. Es war ihm noch nie in den Sinn gekommen, mit einer attraktiven Frau einfach nur zu scherzen, ohne dass er dabei eine bestimmte Absicht hatte. Und wenn es um diese bestimmte Absicht ging, kam er meistens ohne viel Umschweife zur Sache. Wurde das akzeptiert, war es gut. Wurde er zurückgewiesen, war das für ihn kein Unglück. Irgendwo und irgendwann fand sich eine andere, was nicht bedeutete, dass er es wahllos auf jede hübsche Frau abgesehen hatte, auch wenn die Gerüchte über ihn das behaupteten. Er war im Gegenteil äußerst wählerisch und vorsichtig, wenn es um Sex ging.
    Was Grace anging, brauchte er sich da allerdings keine Gedanken zu machen. Sie würden jetzt noch zusammen essen. Danach würde sie aus seinem Leben wieder verschwinden. Und das, dachte er, während er in ihr hübsches Gesicht und ihre wundervollen grünen Augen sah, ist eigentlich ein bisschen schade.
    Im Gegensatz zu dem ziemlich heruntergekommenen Eindruck, den das Haus der Sloans von außen machte, war drinnen alles sauber, ordentlich und gepflegt. Die Möbel waren einfach und zweckmäßig. Im Wohnzimmer standen ein schlichtes braunes Sofa und zwei Sessel um einen Couchtisch. An der Wand befand sich ein Bücherregal mit Bänden über die Geschichte der Vereinigten Staaten und über Landwirtschaft. Grace fiel auf, dass es weder einen Fernseher noch ein Videogerät gab. Noch nicht einmal eine Stereoanlage konnte sie entdecken.
    Die Räume wirkten auf sie nicht besonders anheimelnd. Nur im Esszimmer war es gemütlich. Hier versammelte sich die Familie um einen großen ovalen Tisch aus Kiefernholz. Grace spürte, dies war die Mitte des Hauses, und hätte sie sich nicht von Rand, der ihr gegenübersaß, die ganze Zeit beobachtet gefühlt, hätte sie sich hier auch völlig entspannt.
    Zuerst glaubte sie, sich seine Blicke nur einzubilden. Aber er sah so auffällig weg, jedes Mal, wenn sie sich ihm zuwandte, dass sie sicher war, dass ihr Gefühl sie nicht trog. Sie spürte seine Blicke so intensiv wie eine Berührung. Noch nie hatte sie die Gegenwart eines Mannes auf eine solche Weise wahrgenommen …
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