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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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Bier, nahm sich einen Humpen aus dem Gestell neben der Feuerstelle und füllte ihn.
»Ein Hoch auf unser Volk!«, rief er glücklich. Die anderen Zwerge fielen in seinen Ruf ein, schöpften sich Bier, und der letzte der Wächter packte übermütig den schweren Kessel, um den Rest daraus zu trinken und ja nichts zu vergeuden. »Wir sind die Kinder des Schmieds und zerschmettern alles, was Tion in seiner Bosheit gegen das Geborgene Land wirft!«
Sie trommelten mit ihren Waffen zustimmend gegen den Stein, stießen miteinander an und leerten die Krüge.
Der Bote grinste. »Ihr fangt früh mit dem Feiern an. Die Königin lässt verlauten, dass wir nach ihrer Rückkehr drei Umläufe lang nichts anderes tun werden, als Fässer zu öffnen und ein Festmahl nach dem anderen zu vertilgen.«
»Das nenne ich ein Wort«, stieß der Zwerg aus, mit dem sich Boëndal zuvor unterhalten hatte, und schickte sich an, auf seinen Posten zurückzukehren. »Und du kannst endlich schlafen«, sagte er augenzwinkernd zu ihm. »Deinem Bruder geht es gut, wie du selbst vernommen hast.«
Mit der Gewissheit kam die Müdigkeit und griff nach Boëndal. Er fühlte plötzlich eine zentnerschwere Last auf seinen Schultern ruhen, die ihn niederdrückte und geradezu auf sein Lager zwang. »Ja«, lächelte er. »Nun darf ich mich hinlegen.« Er wandte sich um und warf einen letzten Blick nach Osten, wo er seinen Zwilling vermutete. »All die Mühe, die Schmerzen und die Entbehrungen, die Tungdil und die anderen erleben mussten, haben sich gelohnt.« Tief atmete er die kalte Luft ein, die plötzlich noch reiner, noch besser roch als vorher. »Ich kann es gar nicht fassen, auch wenn ich niemals daran gezweifelt habe, dass wir siegen würden.«
Der Wächter nickte zustimmend. »Es ist, als hätte man zyklenlang gegen einen Drachen gekämpft, um ihn aus den Bergen zu verjagen, und dann gelingt es einem. Man weiß vor lauter Glück gar nicht, was man tun soll.« Er lehnte sich an die Mauer und lächelte. »Abgesehen davon, ein ordentliches Fest zu feiern, natürlich.«
Boëndal schwieg eine Weile. »Wie wird es im Geborgenen Land weitergehen?«, fragte er schließlich. »Werden wir ein neues Zeitalter voller Freundschaft zwischen den Völkern erleben? Wenn sogar die Elben Seite an Seite mit uns kämpfen, steht es um eine Versöhnung nicht schlecht. Die Fehde zwischen ihnen und uns ließe sich allmählich aus der Welt schaffen.«
Der Wächter verzog das bärtige Gesicht und rieb sich die Nase. »Eher wird der Fuchs vom Hasen gefressen«, meinte er wenig zuversichtlich.
»Aus einer Freundschaft erwächst noch mehr Stärke«, beharrte der Zwilling eisern. »Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass es Tion dabei bewenden lässt. Das Übel, welches unsere Heimat bedroht, besitzt mehr Gestalten als nur die von Nôd'onn.« Er grinste seinen Nachbarn an. »Du sollst die Spitzohren ja nicht bei dir wohnen lassen. Das würde ich auch nicht tun. Es geht darum, miteinander zu reden, sich regelmäßig zu treffen. Mehr nicht.«
Der Zwerg rülpste, spuckte die Mauer hinunter. Noch im Flug wandelte sich der Speichel zu einem kleinen Eisklumpen und verschwand in der Schneeschicht auf dem Dach eines darunterliegenden Turmes. »Ja«, stimmte er wenig überzeugt zu. »Soll der Großkönig das tun. Ich finde die Elben dennoch zu …«
»Eingebildet? Hübsch?«, half Boëndal.
»Weibisch.« Der Wächter hatte das Wort gefunden, nach dem er gesucht hatte, und sah sehr zufrieden aus. »Sie sind weibisch. Und ihre von den Menschen so hoch geschät zte Kultur und ihr Feinsinn haben sie auch nicht vor den Albae retten können.« Er schlug Boëndal auf die Schulter. »Wir sind aus Stein geschlagen und kein bisschen weibisch. Vermutlich haben wir sie in der Schlacht am Schwarzjoch vor dem Untergang bewahrt.«
Der Zwilling wollte ihm gerade antworten, da sah er etwas durch die Schneeflocken hindurch: Eine Sternschnuppe, im Durchmesser nicht größer als eine Münze, zog ihre leuchtende Spur von Osten nach Westen und hielt geradewegs auf sie zu.
»Sieh!«, machte er den Zwerg aufmerksam. Ihr Schweif wandelte sich von Weiß zu Rot, je näher sie kam. Unvermittelt leuchtete sie grellrot auf und zerstob. Zurück blieben dunkelrote Pünktchen, die langsam verglühten.
Boëndal musste an Blutstropfen denken.
»War das ein gutes oder ein schlechtes Omen?«, fragte ihn der Wächter verunsichert.
»Sie hat uns nicht getroffen«, stellte Boëndal trocken fest, »von daher würde ich sagen, es war ein
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