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Der Krater

Titel: Der Krater
Autoren: Douglas Preston
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bringen.«
    Ford zögerte.
    »Es ist ganz einfach: Sie gehen rein, finden die Mine und verschwinden wieder. Sie tun absolut nichts. Sie rühren diese Mine nicht an. Wir sind immer noch dabei, die Steine zu analysieren – sie könnten sich als äußerst wichtig erweisen.«
    »Ich will nicht zurück nach Kambodscha«, sagte Ford, die Hand schon am Türknauf.
    »Sie erweisen dem Andenken Ihrer Frau keinen guten Dienst, indem Sie weiterhin vor der Vergangenheit davonlaufen.«
    Diese unerwartet einfühlsame, schmerzliche Bemerkung überraschte Ford. Er seufzte und verschränkte die Arme.
    »Die Bezahlung ist gut«, erklärte Lockwood, »die CIA wird sich nicht einmischen, Sie allein bestimmen über die Mission und Ihre eigenen Leute. Das Oval Office steht hinter Ihnen – was wollen Sie mehr?«
    »Wie sieht meine Tarnung aus?«
    »Amerikanischer Großhändler am Edelstein-Schwarzmarkt.«
    Ford schüttelte den Kopf. »Würde nicht funktionieren. Ein Großhändler würde sich nicht um die Quelle scheren – er würde sich damit zufriedengeben, von Mittelsmännern zu kaufen. Ich werde als kleiner Betrüger auftreten, der nur schnell reich werden will und eine einmalige Chance wittert – der Typ, der sich für besonders schlau hält und glaubt, er könnte einen besseren Preis bekommen, indem er die Großhändler meidet und direkt an die Quelle geht.«
    »Ist das ein Ja?«
    »Verschaffen Sie mir eine Polizeiakte mit einer Verhaftung wegen Kokainschmuggels, Verfahren aufgrund eines Formfehlers eingestellt.«
    »Wollen Sie dringend umgebracht werden?«
    »Und zwei Mordanklagen mit Freispruch. Dann werden die es sich zweimal überlegen.«
    »Wenn Sie es so haben wollen, schön.«
    »Ich muss hier und da mit Gold um mich werfen. American Eagles.«
    »Bekommen Sie.«
    »Ich will Übersetzer rund um die Uhr in Bereitschaft haben, die die gebräuchlichsten südostasiatischen Sprachen beherrschen, vor allem Thai. Und ich brauche ein paar Hightech-Geräte.«
    »Kein Problem.«
    »Wenn ich versage, begraben Sie mich auf dem Arlington-Friedhof, mit einundzwanzig Salutschüssen und allem Drum und Dran.«
    »Das wird sicher nicht nötig sein«, entgegnete Lockwood, dessen dünne Lippen sich zu einem freudlosen Lächeln spannten. »Bedeutet das, Sie sind dabei?«
    »Was bekomme ich dafür?«
    »Hunderttausend. Wie beim letzten Mal.«
    »Machen Sie zwei daraus, damit ich meine Sekretärin krankenversichern kann.«
    Lockwood streckte die Hand aus. »Zwei.«
    Sie gaben sich die Hand darauf. Als Ford das Büro verließ, bemerkte er, dass Lockwoods manikürte Hand den Trilobiten unablässig kreiseln ließ.

5
    M ark Corso betrat sein bescheidenes Apartment und schloss die Tür. Er blieb noch einen Moment lang stehen, als sähe er seine Wohnung zum ersten Mal. Babygeschrei drang durch die Wände, und ein schwerer Geruch nach gebratenem Speck hing in der abgestandenen Luft. Die Klimaanlage, die ein Drittel des Fensters einnahm, klopfte und wackelte und blies einen schwachen Luftstrom aus. Von draußen drang leise Sirenengeheul herein. Das Panoramafenster vor ihm bot einen Ausblick auf eine vielbefahrene Kreuzung mit einer Autowaschstraße, dem Drive-In einer Burger-Kette und dem großen Parkplatz eines Gebrauchtwagenhändlers.
    Zum ersten Mal empfand Corso eine grimmige Befriedigung über die schäbige Wohnung, die papierdünnen Wände, die Flecken auf dem Teppichboden, den verdorrten Ficus in der Ecke und die deprimierende Aussicht. Vor einem Jahr hatte er das Apartment unbesehen aus der Ferne gemietet, weil er auf die glühende Beschreibung und die aus kunstvollen Winkeln aufgenommenen Fotos in einer Internet-Anzeige hereingefallen war. Von Greenpoint, Brooklyn, aus hatte es ausgesehen wie der wahr gewordene Traum von Kalifornien, ein großes Ein-Zimmer-Apartment, »lichtdurchflutet«, mit privatem Garten, Swimmingpool, Palmen und (das Allerbeste) einem Parkplatz in der Tiefgarage.
    Jetzt konnte er sich endlich von dieser Bruchbude verabschieden.
    In den letzten paar Monaten war in der National Propulsion Facility die Hölle los gewesen, weil sein alter Professor und Mentor Jason Freeman gefeuert und dann auch noch tragischerweise im eigenen Haus ermordet worden war. Seit dem Tod seines Vaters hatte Corso nichts so sehr erschüttert. Mit Freeman war es schon eine ganze Weile bergab gegangen, er war zu spät zur Arbeit gekommen, hatte wichtige Besprechungen abgesagt und sich mit Kollegen gestritten. Corso hatte Gerüchte über Frauen und zu
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